Europas größter Handelskonzern Lidl-Mutter wächst auch dank Preiserhöhungen

Die Schwarz Gruppe profitiert auch von der Inflation. Der Lebensmittelriese unter CEO Gerd Chrzanowski verbucht für 2022 einen kräftigen Umsatzsprung – und investiert in die Transformation.
Lidl-Filiale: Der Lebensmittelhändler steigerte den Umsatz auch dank Preiserhöhungen um fast 14 Prozent

Lidl-Filiale: Der Lebensmittelhändler steigerte den Umsatz auch dank Preiserhöhungen um fast 14 Prozent

Foto: Sven Severing / imago images/Jan Huebner

Die Schwarz Gruppe mit den Lebensmittelhändlern Lidl und Kaufland ist im Geschäftsjahr 2022 weiter gewachsen. Der Konzern unter Leitung von Gerd Chrzanowski (51) steigerte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr über alle Geschäftsfelder hinweg um 15,4 Prozent auf 154,1 Milliarden Euro, wie das in Neckarsulm ansässige Unternehmen am Donnerstagmorgen mitteilte.

Die Gruppe von Inhaber Dieter Schwarz (83) profitiert dabei wie alle Discounter im Lebensmittelhandel auch von der Inflation. Kostensteigerungen bei Handelswaren, Rohstoffen, Energie und Transport konnten zwar "durch effizientes Prozessmanagement zum Teil aufgefangen werden und wurden nicht in vollem Umfang an die Kunden weitergegeben", so das Unternehmen. Außerdem habe man neue Kunden gewinnen können und den Marktanteil so gesteigert, auch die Zahl der Filialen stieg um 400 auf 13.700. Zum Teil war es Europas größtem Handelskonzern offensichtlich aber auch gelungen, die hohen Preise an die Kundschaft weiterzureichen.

Mit teils aggressiv geführten Preisverhandlungen versuchen die Einkäufer des Konzerns auch, ihre Macht gegenüber den Produzenten auszuspielen. Mit dem Süßwarenhersteller Haribo etwa eskalierte der Streit, so dass dessen Produkte aus dem Sortiment genommen wurden. Hoffnungen auf eine Preiswende allerdings hatte Lidl-Deutschland-Chef Christian Härtnagel erst vergangene Woche gedämpft. Man sei in Verhandlungen mit den Lebensmittelherstellern und dort lägen Forderungen nach weiteren Preissteigerungen auf dem Tisch.

Feierlaune: Lidl-Deutschland-Chef Christian Härtnagel in der Kantine der Firmenzentrale in Bad Wimpfen

Feierlaune: Lidl-Deutschland-Chef Christian Härtnagel in der Kantine der Firmenzentrale in Bad Wimpfen

Foto: Bernd Weißbrod / dpa

8 Milliarden für den Umbau

Die Gruppe, die ihren Inhaber zum reichsten Deutschen  gemacht hat, befindet gerade mitten in einer Transformation. CEO Chrzanowski investierte im abgelaufenen Geschäftsjahr rund 8 Milliarden Euro in das stationäre Geschäft – vor allem aber in strategische Projekte und digitale Geschäftsfelder. Er will den Händler in ein Konglomerat verwandeln , das Hackerangriffe abwehrt, Daten speichert, an künstlicher Intelligenz forscht, Containerschiffe um die Welt schickt, Müll entsorgt und nebenbei tonnenweise Lebensmittel produziert und verkauft. Das Cyberabwehr- und Cloudgeschäft soll im Spätsommer sogar zur fünften Konzernsparte  neben Lidl, Kaufland, der Entsorgungssparte Prezero und der eigenen Lebensmittelproduktion avancieren.

Die mit Abstand größte Sparte ist und bleibt Lidl. Lidl steigerte den Jahresumsatz zum Bilanzstichtag Ende Februar 2023 um fast 14 Prozent auf 114,8 Milliarden Euro. Bei Kaufland legte der Filialumsatz inklusive der integrierten Real-Märkte um 16 Prozent auf 31,8 Milliarden Euro zu. Der gesamte Online-Umsatz blieb im Vergleich dazu minimal: die 1,9 Milliarden Euro sind 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.

Der Umsatz im Entsorgungsgeschäft Prezero hat sich nach Zukäufen im Jahr 2021 auf 3,9 Milliarden Euro fast verdoppelt. Und die eigene Lebensmittelproduktion, die vierte Konzernsparte, wuchs um knapp ein Drittel und kam auf einen Warenwert von rund 3,4 Milliarden Euro. Dazu zählten etwa die im Oktober 2022 erworbene Teigwarenfabrik, eine neu aufgebaute Kaffeefabrik oder der Einstieg in die Indoor-Gemüsezucht.  Gewinnzahlen veröffentlicht die Schwarz Gruppe nicht.

dri, lhy
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