Bernie Madoff: Angeblich gründete Jeff Bezos Amazon, weil er dem Wettbewerb mit der damaligen Wall-Street-Größe Madoff aus dem Weg gehen wollte
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Der eine ist der reichste Mann der Welt, der andere sitzt als Jahrhundertbetrüger hinter Gittern. Und doch soll Jeff Bezos zu Beginn seiner Karriere am Wettbewerb mit Bernie Madoff gescheitert sein. Diese Niederlage gab angeblich sogar den Anstoß, Amazon zu gründen.
So zumindest erzählt es Bezos' früherer Mentor Ted Leonsis. Es ist nur eine Nebenbemerkung in einem größeren Porträt des Magazins "Washingtonian", das sich um die neue Rolle des Amazon-Chefs in der US-Hauptstadt dreht. Doch dieses Detail liefert eine ganz neue Sicht auf die Entstehung eines der größten Giganten im Internet.
1994 gab Jeff Bezos eine kurzzeitige Wall-Street-Karriere bei dem Hedgefonds D.E. Shaw auf, zog nach Seattle und gründete Amazon - mit der Vision, mithilfe des damals neuartigen "Dings namens Internet" den Buchhandel zu revolutionieren, woraus später sehr viel mehr werden sollte.
Ein erster Zwischenstopp führte ihn nach Washington zum in der Frühzeit dominierenden Internet-Provider AOL, dessen damaliger Chef Ted Leonsis mit dem jungen Bezos über seine Idee und eine mögliche Zusammenarbeit diskutierte. Laut "Washingtonian" blieb Leonsis ein wichtiger Ratgeber für den Gründer.
Deshalb haben seine Aussagen über die Motive von Jeff Bezos Gewicht. Demnach war der Abschied von der Wall Street nicht ganz freiwillig. "Er sagte, 'ich hatte einen Wettbewerber, der mir das Leben schwer machte'." Dieser Jemand sei Bernie Madoff gewesen - der Mann, der 2009 für das größte Schneeballsystem der Geschichte verurteilt wurde, einen auf fast 65 Milliarden Dollar geschätzten Finanzbetrug.
"Ohne Bernie Madoff kein Amazon", folgert Ted Leonsis. Das Unternehmen gab über dieses Rütteln am Gründungsmythos keinen Kommentar gegenüber manager-magazin.de ab.
Amazon hängt stark an der Führungsfigur Jeff Bezos. Bisher hatte es geheißen, Bezos habe die Hedgefonds-Karriere aufgegeben, weil er frühzeitig das Potenzial des Internets erkannte. Zum Gründungsmythos zählt eine Liste von 20 Waren, die besonders anfällig für Disruption durch das Internet sein könnten - woraus schließlich der Buchhandel als Nummer eins herausstach. Das Unternehmen veröffentlichte auch eine Skizze des ersten Geschäftsmodells, die Bezos auf einer Serviette gezeichnet haben soll.
Zuletzt erzählte er es Ende April in Berlin selbst: Fondsgründer Jeff Shaw habe ihn für seine "sehr gute Idee" gelobt, "aber es wäre eine noch viel bessere Idee, wenn du nicht schon einen guten Jobs hättest". Seine Frau Mackenzie habe zunächst gefragt: "Was ist das Internet?", dann aber begeistert zugestimmt.
Im Video: Jeff Bezos verstehen in 60 Sekunden
In der Biografie "The Everything Store" wird Jeff Bezos zitiert: "Ich wusste, dass ich mit 80 niemals darüber nachdenken würde, warum ich meinen Wall-Street-Bonus für 1994 mitten im Jahr zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt sausen ließ." So habe er leichtherzig seinen Posten als Vizepräsident für das große Wagnis verlassen. "Zugleich wusste ich, dass ich es bereuen könnte, nicht an diesem Ding namens Internet teilzunehmen, von dem ich wusste, dass es ein revolutionäres Ereignis würde."
All das stärkt das Bild des großartigen Visionärs. Doch diese Biografie wurde auf Amazon von Mackenzie Bezos als inakkurat verrissen. Vielleicht ja, weil die Geschichte mit Bernie Madoff fehlt.
Amazon Books: Angefangen hat alles 1995 mit dem Versand von Büchern, die Amazon Gründer Jeff Bezos und seine ersten Kollegen damals der Legende nach noch persönlich verpackten ...
... ein Geschäft, dass sich allerdings schnell auch auf andere Produkte ausweitete. Alleine 2015 verkaufte Amazon in den USA Produkte im Wert von annähernd 80 Milliarden Dollar. Rund 60 Prozent des gesamten Online-Wachstums in den Vereinigten Staaten gingen damit auf das Konto des Konzerns aus Seattle. Und das ist Amazon längst nicht genug ...
... über Gadgets wie dem Dash-Button, mit dem Kunden per Knopfdruck beispielsweise Waschmittel-Nachschub bestellen können, versucht Amazon seine Position auch gegenüber Konsumgüterherstellern weiter zu stärken ...
... und wildert mittlerweile auch in deren Geschäft. Eine eigene Windel-Produktlinie nahm Amazon wegen Qualitätsbedenken allerdings wieder vom Markt, Feuchttücher der Amazon-Marke Elements vertreibt der Onlinehändler aber weiter ...
... und auch im Hardwaregeschäft ist Amazon schon seit Jahren aktiv. Neben dem E-Book-Reader Kindle, auf dem Amazon auch eine Vielzahl selbstverlegter Bücher vertreibt, verkauft Amazon eigene Tablets - und zeitweise auch ein - allerdings geflopptes - Smartphone.
Über Geräte wie das Streaming-Gerät Amazon Fire und sein Abo-Angebot Amazon Prime ...
... ist Amazon längst auch ins Geschäft mit multimedialen Inhalten eingestiegen - und macht mittlerweile auch Netflix Konkurrenz. Wie der Streaming-Dienst produziert Amazon eigene Filme ...
.. wie beispielsweise die Serie "The Man in the High Castle", für das der Onlinehändler aggressive Werbung in der New Yorker U-Bahn machte ...
Mit Amazon Music macht Amazon auch Musikstreaming-Diensten wie Apple iTunes, Spotify, Deezer oder Tidal Konkurrenz.
Auch im Bereich der Logistik dehnt sich Amazon immer weiter aus ...
... und sorgt nicht nur mit seinen Drohnenexperimenten ...
.. sondern auch realen Geschäftspraktiken immer wieder für Schlagzeilen. So unterhält Amazon mit Prime Air in den USA mittlerweile eine eigene Frachtflugzeugflotte ...
... liefert mit seinen Amazon-Fresh-Trucks in diversen US-Städten frische Supermarktware aus - und hat auch in einigen deutschen Städten bereits einen eigenen Lieferdienst etabliert ...
... und will sich mit Schließfächern in Shell-Tankstellen künftig weiter unabhängig von den Diensten anderer Paketdienstleister machen.
Darüber hinaus ist Amazon-Gründer Jeff Bezos auch privat noch in einer ganzen Reihe anderer Unternehmungen investiert, die ganze Branchen umwälzen könnten, so beim Raketenenunternehmen Blue Origin, das wiederverwertbare Raketen testet und Weltraumflüge so deutlich erschwinglicher machen will ..,
.. mit einem Investment beim Fahrdienstvermittler Uber ...
... und bei der "Washington Post", dessen Eigner Bezos seit einiger Zeit ist. Hier experimentiert Bezos damit, wie das Konstrukt Zeitung auf Dauer auch finanziell überlebensfähig gehalten werden kann
Seit Kurzem ist Amazon-Gründer Jeff Bezos der reichste Mann der Welt - jetzt gab er ein ungewöhnlich offenes Interview: Auf einer Veranstaltung in Los Angeles stellte sich Bezos den Fragen seines Bruders Mark Bezos. Dabei erlaubte der Multimilliardär und Unternehmer einige seltene Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt:
Woher kommt beispielsweise Bezos' Einfallsreichtum und seine Findigkeit, mit der er Amazon zum weltgrößten Online-Handelshaus gemacht hat? Der Unternehmer verweist dem Tech-Portal Techcrunch zufolge auf seine Kindheit, während der er jahrelang die Sommerzeit auf der Farm seines Großvaters verbracht habe, weit abgelegen in der amerikanischen Provinz und fernab von fremder Hilfe. Bezos' "Pop", wie er ihn nennt, habe etwa seine eigenen Nadeln hergestellt und sei mitunter auch sein eigener Tierarzt gewesen.
Und seine Belastbarkeit? Einmal habe sich "Pop" beim Versuch, das Farmtor zu schließen, versehentlich die Spitze eines Fingers beinahe abgerissen. Was machte der Großvater? Riss auch den Rest der Fingerkuppe ab und warf sie ins Gebüsch. Dann bat er einen Arzt um eine möglichst schnelle und unkomplizierte Versorgung der Wunde. "Jedes Mal, wenn es einen Rückschlag gibt", sagt Jeff Bezos dazu. "benutzt Du Deine Belastbarkeit und Deinen Einfallsreichtum, um aus der Sache herauszukommen."
Auch bei der Partnerwahl wusste der Milliardär offenbar genau, was er wollte (im Bild: Bezos mit Gattin Mackenzie Bezos). "Ich habe mir eine Frau gesucht, die mich aus einem Gefängnis in der dritten Welt befreien könnte", sagt er. Ihre Kinder - das Paar hat drei Söhne sowie eine adoptierte Tochter - erzogen die Bezos' ebenfalls schon früh zur Selbstständigkeit: Die Kids hätten bereits im Alter von vier Jahren mit scharfen Messern hantieren dürfen, so Bezos. "Ich hätte lieber ein Kind mit neun Fingern als eines, das nicht einfallsreich ist."
Bemerkenswert auch, was Bezos machen würde, wäre er nicht der steinreiche Amazon-Gründer: "Wahrscheinlich wäre ich Software-Entwickler", sagt er. "Ich habe allerdings auch diese Fantasie, ein Barkeeper zu sein. Ich bin ziemlich stolz auf meine Cocktails."
Das Bild zeigt Bezos 2014 anlässlich der Beisetzung des seinerzeit verstorbenen, legendären "Washington Post"-Chefredakteurs Ben Bradlee. Bradlee hatte bei der Zeitung, die Bezos inzwischen gehört, in den 1970er Jahren auch die berühmten Watergate-Veröffentlichungen zu verantworten. Bezos dazu im Interview: "Pop verfolgte die Watergate-Anhörungen 1973 obsessiv", das sei womöglich ein Grund dafür, weshalb der Multimilliardär heute den investigativen Journalismus so hoch schätze.
Bezos (hier bei einem Treffen mit anderen Tech-Managern wie Microsoft-Chef Satya Nadella, Mitte, bei US-Präsident Donald Trump) erklärte auch seine Art von Multi-Tasking, die offenbar der Praxis der Zen-Mönche ähnelt. Er mache nicht gerne verschiedene Dinge gleichzeitig, sagt er. "Wenn ich meine Emails lese, will ich meine Emails lesen." Anstatt dauernd von einer Sache zur anderen zu springen, erledige er die Dinge daher lieber nacheinander. "Ich multi-taske der Reihe nach", so Bezos.
Im Interview mit Bruder Mark Bezos gibt Jeff Bezos schließlich auch seine grundlegende Lebensphilosophie preis: "Wir alle wählen die Geschichte unseres Lebens", sagt er. "Es ist unsere Wahl, die uns definiert, nicht unsere Voraussetzungen." Man könne nur stolz auf seine Entscheidungen sein. "Du wählst entweder ein leichtes, angenehmes Leben, oder eines das anstrengend und aufregend ist", so Bezos. "Und wenn du 80 bis, wird dich letzteres mit größerem Stolz erfüllen." (im Bild: Bezos mit Microsoft-Gründer und Co-Multimilliardär Bill Gates)
Woher kommt beispielsweise Bezos' Einfallsreichtum und seine Findigkeit, mit der er Amazon zum weltgrößten Online-Handelshaus gemacht hat? Der Unternehmer verweist dem Tech-Portal Techcrunch zufolge auf seine Kindheit, während der er jahrelang die Sommerzeit auf der Farm seines Großvaters verbracht habe, weit abgelegen in der amerikanischen Provinz und fernab von fremder Hilfe. Bezos' "Pop", wie er ihn nennt, habe etwa seine eigenen Nadeln hergestellt und sei mitunter auch sein eigener Tierarzt gewesen.
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