Eigenes Konzept vorgelegt
Handel will Öffnung an Belegung der Intensivstationen knüpfen
Mit allen Mitteln kämpfen Einzelhändler wie Galeria Karstadt Kaufhof oder Saturn um die Öffnung ihrer Läden. In einem eigenen Konzept schlagen sie nun Teststationen in Einkaufszentren und eine eigene Stunde für Senioren vor.
Menschenleeres Shoppingcenter in Berlin: Dieses Bild soll sich nach dem Willen des Einzelhandels schon ab kommender Woche ändern
Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa
Unmittelbar vor den Beratungen von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise haben der Handelsverband Deutschland (HDE) und große Einzelhandelskonzerne ein eigenes Öffnungskonzept vorgelegt. Der Stufenplan würde eine weitgehende Öffnung der Geschäfte bereits am 8. März ermöglichen, wie aus dem am Mittwoch bekanntgewordenen Papier hervorgeht. Es liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.
Nach dem Vorschlag des Handels, der den Staatskanzleien zugeleitet wurde, soll sich die Möglichkeit zur Wiedereröffnung der Geschäfte nicht nur an den aktuellen Inzidenzzahlen orientieren, sondern auch an der Belegung der Intensivbetten mit Corona-Patienten.
Bis zu einer Inzidenz von 100 dürften demnach alle Läden öffnen. Wie viele Kunden gleichzeitig in die Läden dürfen, würde von der Belegung der Intensivstationen abhängen. Sind mehr als 12 Prozent der Betten mit Covid-19-Patienten belegt, dürfte nur eine Person je 40 Quadratmeter Verkaufsfläche in die Läden. Bei 5 bis 12 Prozent eine Person je 20 Quadratmeter. Bei weniger als 5 Prozent gäbe es keine Zugangsbeschränkung mehr.
Sogar bei einer Inzidenz von über 200 sollen nach den Plänen des Handels alle Geschäfte öffnen können, wenn weniger als 5 Prozent der Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt wären. Allerdings dürfte dann nur eine Person je 40 Quadratmeter Verkaufsfläche in die Läden.
Öffnungsstunde für Senioren
Wenn die Bundesregierung an der Idee einer weiteren Öffnung des Handels erst bei einer Inzidenz von unter 35 festhalte, werde es "noch für mehrere Monate" keine Öffnung des Einzelhandels geben, wird gewarnt. Dies nehme in Kauf, "dass anschließend keiner mehr da ist, der noch öffnen könnte".
Der Handel versprach gleichzeitig, dass er alles tun werde, um auch in den ersten Wochen nach der Wiederöffnung die notwendigen Sicherheitsabstände zwischen den Kunden zu gewährleisten. "Auf Wunsch der Politik wären wir daher bereit, auf aggressive Wiederöffnungswerbung und bis Ostern auf große Rabattaktionen zu verzichten", heißt es in dem Papier.
Gleichzeitig unterstützten die Händler die Einführung von speziellen Öffnungszeiten für Senioren. "Konkret empfehlen wir die Einführung einer Öffnungsstunde für Senioren über 60 Jahre von Montag bis Freitag in der Zeit zwischen 10 und 11 Uhr", heißt es in dem Papier.
Unterstützt wurde der Vorschlag unter anderem vom Handelsverband Deutschland und zahlreichen großen Einzelhandelsketten wie C&A, Deichmann, Galeria Karstadt Kaufhof, Kik, Media Markt, Saturn und XXXLutz.
Teststationen in den Shoppingcentern
Der Handelsimmobilienverband German Council of Shopping Places kündigte an, dass Shoppingcenter-Unternehmen bereit seien, hunderte von Teststationen aufzubauen, um eine Teststrategie der Bundesregierung zu unterstützen. Man habe am Mittwochmorgen "sofort die Zusage von rund 80 Prozent aller Shoppingcenter in Deutschland erhalten, die Teststrategie zu unterstützen", sagte Verbandssprecher Ingmar Behrens. Dies könne ein wichtiger Beitrag für eine sofortige und sichere Öffnungsstrategie sein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) und die Länderchefs wollten ab Mittwochnachmittag über die weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beraten. Grundsätzlich soll der Lockdown den Plänen zufolge bis zum 28. März verlängert werden. Laut dem gemeinsamen Entwurf für den Corona-Gipfel sollen ab kommender Woche aber bundesweit wieder Gartenmärkte, Buchhändler und alle "körpernahen Dienstleistungsbetriebe" mit entsprechenden Hygienekonzepten und begrenzter Kundenzahl öffnen dürfen. Zudem sollen ebenfalls ab Montag die Kontaktbeschränkungen etwas gelockert werden.