Kriselnder Schuhhändler Familie Görtz gibt ihr Unternehmen ab

Die kriselnde Schuhhandelskette Görtz geht in eine Zukunft ohne ihre Gründerfamilie: Im Rahmen des Einstiegs des Investorenduos Leonie und Burkhard von Wangenheim gibt Familie Görtz sämtliche Anteile ab.
Görtz ohne Görtz: Die Gründerfamilie gibt nach fast 150 Jahren ihre Anteile am Unternehmen ab

Görtz ohne Görtz: Die Gründerfamilie gibt nach fast 150 Jahren ihre Anteile am Unternehmen ab

Foto: IMAGO/Lobeca

1875 eröffnete Johann Ludwig Görtz im Hamburger Stadtteil Barmbek ein Schuhgeschäft. Daraus wurde bis heute eine bundesweit bekannte Schuhhandelskette im Besitz der Familie Görtz, mit zeitweise 160 Filialen und dreistelligem Millionenumsatz. Doch nun heißt es für die Unternehmerfamilie Abschied nehmen: Im Rahmen des Schutzschirmverfahrens, das im September 2022 eröffnet wurde und sich gegenwärtig auf der Zielgeraden befindet, gibt Familie Görtz sämtliche Anteile am gleichnamigen Unternehmen ab und scheidet beinahe 150 Jahre nach der Gründung aus dem Gesellschafterkreis aus. Das bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber dem manager magazin.

Hintergrund ist der Einstieg des Investorenpaares Leonie und Burkhard von Wangenheim bei Görtz. Wie manager magazin schon zu Beginn der Woche berichtete , steigt das Ehepaar von Wangenheim über seine Fürderhin GmbH bei dem kriselnden Unternehmen ein. Inzwischen ist klar: Die Fürderhin GmbH übernimmt 100 Prozent der Anteile an der Schuhhandelskette.

Leonie und Burkhard von Wangenheim sind Gesellschafter der Fürderhin GmbH. Burkhard von Wangenheim ist passiver Gesellschafter, Leonie von Wangenheim ist Gesellschafterin und Geschäftsführerin. Burkhard von Wangenheim ist zudem Partner bei der Beteiligungsgesellschaft Afinum mit Sitz in München, die vor einigen Jahren ebenfalls an Görtz beteiligt war. Von 2014 bis 2020 hielt Afinum 40 Prozent an Görtz. Dann zog sich der Finanzinvestor zurück.

Das Traditionsunternehmen Görtz hatte in der Coronapandemie massiv gelitten. 2020 brach der Umsatz um mehr als 20 Prozent auf 199 Millionen Euro ein, der Verlust summierte sich auf 36,3 Millionen Euro. 2021 erhielt Görtz vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes eine Kapitalspritze von 28 Millionen Euro.

Im September 2022 folgte die Insolvenz, ein Schutzschirmverfahren wurde eröffnet. Das Management verwies in dem Zusammenhang auf den Ukraine-Krieg, die Inflation und steigende Energiepreise, die "zu enormer Kaufzurückhaltung in den Filialen und im Onlinegeschäft" geführt hätten. Seither wurde Görtz kräftig saniert. Von einst 160 Filialen musste rund die Hälfte schließen. Von den ursprünglich 1800 Beschäftigten blieben lediglich 1300 bei Görtz.

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