
FC Bayern: Vereinsgelände an der Säbener Straße
Foto: Andreas Gebert/ dpa
"Football Money League": Europas Geldrangliste
Mit einem geschätzten Umsatz von knapp 630 Millionen Euro allein in der abgelaufenen Saison ist der FC Bayern in Deutschland absolute Spitze. International gesehen hat der Verein allerdings noch ordentlich Raum nach oben: Nicht nur vom FC Barcelona und Manchester United wurde der Münchner Club in der abgelaufenen Saison umsatztechnisch klar überrundet. Real Madrid setzte laut einer aktuellen Deloitte-Studie sogar knapp 20 Prozent mehr um als die Bayern.
Grund genug für den Club, nach neuen, zusätzlichen Einnahmemöglichkeiten zu suchen - was dieser auch intensiv tut. Im Merchandising ist er nun fündig geworden und geht mit einer Kooperation mit dem amerikanischen Fanartikelkonzern Fanatics neue Wege.
So hat der Verein nach Informationen von manager-magazin.de eine ab Sommer greifende Kooperation mit dem US-Fanartikelhändler Fanatics geschlossen, wovon auch die US-Seite "Sportsbusinessdaily" berichtete.
Wie manager magazin aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen erfuhr, umfasst der langjährige Deal das komplette Merchandising-Geschäft außerhalb Europas. Das heißt, dass Fanatics mit dem Start der neuen Saison im Sommer sämtliche FC-Bayern-Shops on- und offline im außereuropäischen Ausland - insbesondere den USA und Asien - betreibt.
Außerdem werde Fanatics entsprechende Merchandising-Produkte herstellen und dort beispielsweise auch die Adidas-Trikots des FC Bayern über seine Kanäle vertreiben. Auch der langjährige Vertrieb von FC Bayern-Produkten über den chinesischen Marktplatz Alibaba läuft im Zuge dieser so genannten "Master-Lizenz" dann künftig über Fanatics. Fanatics selbst wollte sich nicht zu dem Deal äußern.
Der FC-Bayern bestätigte, dass im Sommer eine "lanjährige Kooperation" mit Fanatics anlaufe. Davon sei aber "bei weitem nicht das gesamte Merchandising-Geschäft betroffen." Laut Informationen von manager-magazin.de ist aber eine Ausweitung bereits angedacht.
Wie "Sportsbusinessdaily" unter Berufung auf Vereinsangaben berichtet, soll die US-Fanbasis sich seit 2014 von 13 Millionen auf aktuell 32 Millionen Fans mehr als verdoppelt haben.
"Unser Ziel ist es, dort präsent zu sein, wo unsere Fans sind", hatte der beim FC Bayern für Merchandising zuständige Internationalisierungs-Vorstand Jörg Wacker die Strategie kürzlich auf den Punkt gebracht, als die Bayern im Dezember einen weiteren Expansionsschritt in Sachen Merchandising ankündigten: Die Eröffnung eines eigenen Brand-Shops auf Amazon - zusätzlich zu dem bereits bestehenden auf dem chinesischen Onlineportal Tmall-Gobal. Online-Marktplätze, so Wacker, spielten in der Merchandising-Strategie schließlich eine wichtige Rolle.
Der DFB hat bereits an Fanatics übergeben
Und genau darin liegt auch die Stärke von Fanatics. Der Hersteller und Verkäufer von Fanartikeln hat in den USA das Sport-Mechandising revolutioniert und verkauft dort jährlich Produkte für Milliarden von Dollar. 2017, das letzte Jahr für das Zahlen vorliegen, lag der Umsatz den Angaben zufolge bei etwas mehr als zwei Milliarden Dollar. Ein Anstieg auf zehn Milliarden in den nächsten Jahren ist angepeilt.
Hierzulande noch immer weitgehend unbekannt, betreibt Fanatics international mehr als 300 On- und Offline-Läden - teils in Eigenregie, teils für Ligen oder Vereine. Unter anderem vertreibt das Unternehmen Merchandising-Produkte der vier wichtigsten US-Sport-Ligen NHL, NBA, MLB und NFL. Zudem ist Fanatics Parterschaften mit dem DFB , mit Clubs wie Real Madrid, Manchester United, Paris St. Germain, mit mehr als 500 Colleges, der Nascar, der Ultimate Fighting Championship (UFC), den wichtigsten US-Fußballclubs, der Professional Golf Association, der US-Olympiamannschaft und seit kurzem auch im E-Sports-Bereich eingegangen.

Fanatics: Der neue Angstgegner von Adidas und Nike
Mit Hilfe von Investments in Milliardenhöhe - unter anderem von der Softbank, von Alibaba und Tencent - ist Fanatics seit einigen Monaten auf Expansionskurs. Neben Asien, einem auch für deutsche Vereine immer interessanter werdenden Markt, hat sich das von dem Tech-Unternehmer Michael Rubin gegründete Unternehmen dafür auch Europa und hier unter anderem Deutschland als Expansionsfeld ausgesucht. Seit einigen Monaten versucht Fanatics über seinen hiesigen Geschäftsführer, den ehemaligen HSV-Marketingmanager Joachim Hilke, bei den deutschen Vereinen und der Nationalmannschaft einen Fuß in die Tür zu bekommen.
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Und das bereits mit ersten Erfolgen: So sicherte sich Fanatics im Oktober vom Deutschen Fußballbund die Lizenz , Nationalmannschafts-Fanprodukte herzustellen und über On- und Offlinekanäle zu vertreiben. Auch der DFB-Fanshop und der Merchandise-Verkauf im Stadion bei den Heimspielen der Nationalmannschaft sind mittlerweile in der Hand von Fanatics. Wie viel sich die Amerikaner den Deal haben kosten lassen, wurde nicht kommuniziert.
Der DFB-Fanshop ist schon in Fanatics Hand
Mit Bayern München hat sich Fanatics nun ein weiteres deutsches Sportschwergewicht gesichert, das anders als der DFB das Merchandizing mit sehr viel mehr Manpower betreibt. Zwar spielen reine Merchandising-Produkte wie Mützen oder Schals im Gegensatz zu Originaltrikots anders als in den USA hierzulande noch eine verhältnismäßig geringe Rolle.
Doch Experten rechnen damit, dass mit der Expertise von Fanatics vor allem in den USA und in Asien aber auch hierzulande noch deutlich mehr zu holen ist. So betreiben die Amerikaner umfangreiches Social-Media- und Vereinsmonitoring damit sie bei wichtigen Momenten in der Geschichte eines Vereins, eines Spielers oder einer Liga mit ad hoc verfügbaren Memorabilia aufwarten können.

Das Imperium des Masayoshi Son: In diese Firmen pumpt der Softbank-Chef sein Geld
"Micro-Moments" nennt Fanatics-Gründer und Chairman Michael Rubin solche Momente. Momente wie etwa der unerwartete Premier-League-Titel von Leichester City 2016. Kaum war der Sieg im Kasten, war der Trikotmarkt wie leergefegt - und Ausrüster Puma nicht in der Lage, schnell genug nachzuliefern. Mit einer flexibleren Lieferkette wie der von Fanatics hätte der Club "zehn bis zwanzig Mal mehr Fanartikel" verkaufen können, tönte damals der für die internationale Expansion zuständige Fanatics-Manager Steve Davis.
Der Deal mit Bayern dürfte indes nur ein einzelner weiterer Schritt auf dem deutschen Sportmarkt sein. Auch mit anderen Clubs hat es nach Informationen von manager-magazin.de bereits Gespräche gegeben.