Investor räumt bei Luxusmarke auf Escada soll drastisch schrumpfen

Weniger ist mehr: Das jedenfalls glaubt der US-Finanzinvestor Regent. Er will den Luxusmode-Hersteller Escada drastisch schrumpfen lassen.

Weniger ist mehr: Das jedenfalls glaubt der US-Finanzinvestor Regent. Er will den Luxusmode-Hersteller Escada drastisch schrumpfen lassen.

Foto: Getty Images/AFP

Der angeschlagene Luxusmodehersteller Escada steht vor harten Einschnitten. Der US-Finanzinvestor Regent, der die Firma mit Sitz in Aschheim bei München Ende Oktober übernommen hat, bereitet eine Entlassungswelle vor und tauscht das Management aus.

CEO Iris Epple-Righi hat den Konzern bereits zum Jahreswechsel verlassen, nun soll offenbar auch Finanzchef Torsten Dühring gehen. Beide sollen - zumindest vorerst - nicht ersetzt werden. Ihre Aufgaben werden intern umverteilt. Die nach zahlreichen Sparprogrammen ohnehin ausgedünnte Belegschaft soll weiter schrumpfen. Laut Insidern könnte es zu einem massiven Stellenabbau bei den zuletzt rund 1300 Arbeitsplätzen kommen. Escada ließ eine Anfrage des manager magazin am Montag unbeantwortet.

Michael A. Reinstein, Inhaber und Chef von Regent, ist kein Mann, der gern Zeit verliert. Als er Anfang November erstmals in der Unternehmenszentrale aufschlug, machte er den Mitarbeitern seine Botschaft mehr als deutlich. "Es ist höchste Zeit für einen Wandel". Wer damit ein Problem habe, sei falsch. Nun macht er ernst und kappt die Kosten.

Anders kann Regent sein Ziel nicht erreichen, schon im laufenden Jahr wenigstens einen symbolischen Euro Gewinn zu erwirtschaften. Sogar ein kompletter Auszug aus der Zentrale wird geprüft, die ohnehin schon wie ein Geisterhaus wirkt.

Escada soll schrumpfen und dann in den USA der Neustart gelingen

Investmentprofi Reinstein wohnt Tür an Tür mit den Stars aus Amerikas Traumfabrik Hollywood. Einige von ihnen nennt er seine Freunde. Sie sollen ihm als Imageträger helfen, Escada zu retten.

Reinstein setzt auf Glamour, weiß allerdings, dass es schwer werden wird. Als Kundin der Escada-Filiale in Beverly Hills fällt ihm seine Mutter ein, Teil einer High-Society-Generation, die den bayerischen Ausstatter liebte wie die Rapper ihre goldenen Blousons. Das war in den 90er Jahren, als der Konzern noch 700 Millionen Euro umsetzte.


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Reinstein will Escada modernisieren, Marketing und Design sollen datengetrieben arbeiten, die Lieferkette soll schneller werden, kleine Filialen sollen verschwinden, nur einige große Flagship-Stores verbleiben. Die besten Chancen sieht der Investor in seiner amerikanischen Heimat, wo Escada noch 50 Millionen Euro umsetzt.

Ob die Rechnung aufgeht? 2018 sanken die Erlöse um 3 Prozent auf 204,3 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebit) sackte auf minus 31,3 Millionen Euro ab. Ein Weiter-so verbietet sich also für die Heuschrecke aus Hollywood.

Erlöse und Ergebnis sinken beständig

Milliardärin Megha Mittal, Schwiegertochter des indischen Stahlmagnaten Lakshmi Mittal, hatte sich zehn Jahre lang vergeblich bemüht, das Modeunternehmen wieder ins Rampenlicht zu hieven. Doch Escada blieb trotz hoher Investitionen glanzlos und schrieb beständig Verluste. Monatelang suchte Mittal nach einem Abnehmer, der versprach, der Firma zumindest eine kleine Chance zu geben.

Viele Lieferanten hatten zu diesem Zeitpunkt nur noch gegen Vorkasse geliefert, und Mittal wollte nicht völlig ihr Gesicht verlieren. So einigte sie sich mit Reinstein darauf, einen schuldenfreien Laden zu hinterlassen - im Gegenzug für eine Bestandsgarantie bis zum 31. Dezember 2021.

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