Adidas Die Währung und andere Widrigkeiten

Adidas-Chef Herbert Hainer: Energieschub nach einem schwachen Quartal
Foto: ? Michael Dalder / Reuters/ REUTERSMünchen - Das mit der Gewinnwarnung, das tue ihm ehrlich leid. Adidas-Chef Herbert Hainer startete die heutige Telefonkonferenz zum Ergebnis des dritten Quartals mit einer Entschuldigung. Doch die Anleger haben ihm ohnehin verziehen. Der Kurs der Adidas-Aktie hat sich längst wieder erholt und legte heute um 2,6 Prozent zu. Analysten zeigten sich zuversichtlich.
Adidas hatte Ende September eine Gewinnwarnung herausgegeben, wonach der Umsatz dieses Jahr nur niedrig einstellig wächst und unter dem Strich maximal 850 Millionen Euro verdient werden, nicht 920 wie ursprünglich geplant.
Das damals gegebene Versprechen, dass hinter dieser Gewinnwarnung nur vorübergehende Probleme stecken, versuchte Hainer heute zusammen mit Finanzchef Robin Stalker zu untermauern. An den für 2015 gesetzten Zielen (17 Milliarden Euro Umsatz, 11 Prozent Marge) halten sie fest. Für 2013 sind jetzt Erlöse von maximal 15,3 Milliarden Euro und eine Umsatzrendite von 8,5 Prozent angekündigt.
Enttäuschende Quartalszahlen
Die Zahlen des dritten Quartals sehen wirklich enttäuschend aus. So sanken der Konzernumsatz um 7 Prozent und das Betriebsergebnis um 6 Prozent. Dabei verloren unter dem Adidas-Dach alle Marken gerechnet auf Euro-Basis an Geschäft; besonders hart traf es die Golf-Tochter Taylor Made mit minus 26 Prozent.
Obwohl der Adidas-Konzern seine Produkte überwiegend in Asien fertigen lässt und sie in Dollar bezahlt, konnte er von der Dollarschwäche nicht voll profitieren. Einerseits, weil die Einkaufspreise zu 60 bis 80 Prozent mit Finanzprodukten teuer abgesichert sind. Andererseits weil auch die Währungen auf vielen Absatzmärkten schwächelten und die dortigen Umsätze nach Umrechnung in Euro eben niedriger sind.
"Die schwachen Währungen haben in den ersten neun Monaten 500 Millionen Euro Umsatz einfach ausgewischt", sagte Hainer. Auf die noch dazu anhaltende Konsumschwäche in Westeuropa, vor allem in Italien, Spanien, aber auch Großbritannien, ging er gar nicht groß ein.
Die Fußball-WM soll es richten
Neben dem Wechselkurs zehrten auch zwei spezielle Probleme am Ergebnis. Einmal war den Golfern in den USA und Großbritannien in diesem Frühjahr und Sommer das Wetter zu schlecht, um sich neu auszustatten. Die Lager blieben bleiern voll, Adidas musste die Ware unter Wert in den Markt drücken.
Zum anderen geriet die Neueröffnung eines Auslieferungslagers in Russland zum Fiasko, ließ die Läden im Land unterversorgt, was 30 Millionen Euro Gewinn kostete.
Doch Hainer sagte, das werde alles besser. Die Golfer will er mit Produktinnovationen ködern, und die Distribution in Russland sei auf dem Weg der Normalisierung.
Erste ermutigende Signale im Quartalsbericht
Auch Finanzchef Stalker beruhigte: Dass die Vorräte in der Gruppe per Ende September um 6 Prozent, währungsbereinigt sogar um 12 Prozent gestiegen sind, sei zwar zum einen auf die Probleme in Russland zurückzuführen; vor allem signalisiere dieser Anstieg, dass man mit steigenden Verkäufen in den nächsten sechs Monaten rechne. So soll die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien mit speziell darauf ausgerichteten Produkten schon im letzten Quartal 2013 ein starkes Plus im Fußballgeschäft auslösen.
Tatsächlich finden sich im Quartalsbericht auch ermutigende Signale. So legte die Bruttomarge in den ersten neun Monaten im Großhandel um 2,7 Prozentpunkte zu, im ohnehin lukrativeren eigenen Einzelhandel nochmal um 1,6 Punkte. Hainer erklärte dies mit besseren Preisen und einem höherwertigen Produktmix, aber auch mit einem besseren Abschneiden der amerikanischen Marke Reebok.
Diese vor sieben Jahren teuer erworbene Tochter, die in ihrem Heimatmarkt neuerdings unter einheitlicher Leitung mit Adidas geführt wird, zeigt nach Jahren der Restrukturierung nun erstmals ermutigende Ergebnisse. So soll sie nach einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von 5 Prozent im dritten Quartal auch im Gesamtjahr ein Umsatzplus erzielen.