Seit 2007 in US-Großstädten unterwegs: Lieferfahrzeuge von Amazon fresh
Foto: KEVORK DJANSEZIAN/ AFPDer lange erwartete Vorstoß Amazons in den deutschen Lebensmittelhandel steht nun bevor. Der US-Konzern wird voraussichtlich ab Herbst mit 15 Partnern seinen Dienst Amazon Fresh starten, berichtet das manager magazin in seiner neue Ausgabe (Erscheinungstermin: 27. Mai). Der Onlinehändler werde sich mit der Lieferung von frischen Lebensmitteln wie Fleisch und Gemüse vorerst auf Berlin konzentrieren, heißt es weiter unter Berufung auf Insider. Von den großen Lebensmittelhändlern soll keiner kooperieren. Amazon wollte keine Stellung dazu nehmen.
Bereits seit Jahren erwartet die deutsche Lebensmittelbranche einen Angriff Amazons. Rewe beschäftigt inzwischen allein gut 400 Mitarbeiter, die den Einzelhändler aus Köln auf einen möglichen Start des US-Konzerns vorbereiten sollen. Das Unternehmen liefert heute schon genauso wie Amazon bereits abgepackte Ware an Kunden aus.
Mit der Auslieferung von frischen Lebensmitteln geht Amazon nun einen Schritt weiter. Das Unternehmen will die Ware mit anderen Produkten im Bündel anbieten, sodass sich die Offerte auf Dauer auch rechnet. Wer also etwa eine Zahnbürste ordert, soll seine Steaks gleich mitbestellen können.
Erst vor zwei Wochen hatte Amazon in Berlin am Kurfürstendamm sein Angebot Prime Now vorgestellt. Kunden können dort bereits Gemüse, Obst und abgepackte Lebensmittel beziehen, die Amazon binnen einer oder zwei Stunden durch Kurierdienste liefern will.
Amazon-Chef Jeff Bezos lässt seit 2007 frische Lebensmittel in den USA liefern, allerdings nur in wenigen großen Städten.
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Was ist denn das? Amazons neue Lieferdrohne sieht nicht eben aus wie ein typisches Fluggerät. Ein Perspektivwechsel ...
... lässt Anleihen bei Flugzeugen erkennen. Allerdings kann die Drohne senkrecht starten und landen und schafft bis zu 24 Kilometer Strecke. Genug, um in urbanen Gebieten Waren auszuliefern. Amazon hatte bereits ...
... Ende 2013 ein Fluggerät vorgestellt, allerdings nicht großflächig in Betrieb genommen. Vieles hängt noch an der US-Luftfahrtbehörde FAA, die auch den Drohnenverkehr im Land regelt. Bis alle rechtlichen Aspekte geklärt sind, kann Amazon-Chef Jeff Bezos ...
... an seinen anderen Zukunftsvisionen tüfteln. Zum Beispiel:
Amazon offline: Laut dem Silicon Valley Bizjournal" plant Amazon in Kalifornien ein Art Abholmarkt für Onlinebestellungen. Bestätigt ist bislang jedoch nichts. Völlig neu sind Offline-Läden auch für Amazon allerdings nicht. An der Purdue-Universität in Indiana (hier im Bild) betreibt Amazon bereits seit einiger Zeit teils mit Personal ausgestattete Läden, in denen Studenten Amazon-Ware bestellen und abholen können. Für Amazon ein ideales Szenario, um die Bedürfnisse seiner Kunden zu studieren ...
... aber auch sonst arbeitet der Tech-Konzern stetig daran, die Einkaufs-Erfahrung seiner Kunden zu verbessern. So hat er beispielsweise ein Patent eingereicht, das es Kunden ermöglichen soll, einzukaufen, ohne sich danach an der Kasse anstellen zu müssen. Die Waren werden einfach elektronisch "ausgecheckt" und das Konto des Käufers entsprechend belastet. Die zugehörige Abrechnung kommt per Email ...
... aber auch abseits des Ladengeschäftes experimentiert Amazon eifrig. Beispielsweise mit dem Amazon Dash Button , einem an Haushaltsgeräten befestigbaren Knopf, über den Amazon-Kunden beispielsweise Waschmittel oder Kaffee per Knopfdruck nachbestellen können.
Alternativ gibt es den Dash auch als Barcode-Scanner, mit dem man Produkte auf den Einkaufszettel beim Amazon-Lieferdienst Fresh hinzuzufügen kann...
... oder man lässt das Ganze über Amazons Lautsprecher Echo laufen, der neben dem Erstellen von Einkaufskisten auch noch einfache Fragen beantworten und Musik abspielen kann.
Und selbst vor dem Eintritt in das Smartphone-Geschäft schreckte Amazon nicht zurück - allerdings erwies sich das 2014 eingeführte Fire-Phone bislang als ziemlicher Flop.
Auch was die Logistik angeht, ist der Konzern aus Seattle extrem umtriebig. Mit Amazon-Fresh liefert er beispielsweise in einigen US-Städten selbst Frischware wie Lebensmittel aus ...
... oder auch die jüngst lancierte Eigenmarke Amazon Elements .
Zudem testete Amazon zeitweise einen Sofortlieferservice per Fahrrad in New York ...
.. und zusammen mit DHL und Audi auch die Kofferraum-Lieferung.
Als Alternative dazu gibt es firmeneigene Schließfächer, so genannte Amazon Lockers , die auch in Europa bereits zu finden sind.
In Großbritannien indes kooperiert Amazon seit einer Weile mit einem Zeitungslogistiker, so dass Kunden sich bestellte Ware dort auch am Kiosk abholen können. Auch in Deutschland arbeitet Amazon mittlerweile offenbar daran, einen Teil seiner Lieferungen in die eigenen Hände zu nehmen. Stichwort: Drohnen.