Alarmstimmung bei Adidas Der chinesische Patient

Als die Adidas-Welt noch in Ordnung war: Im Sommer 2019 beging CEO Kasper Rorsted den 70. Geburstag des Sportartiklers. Dann kam die Pandemie – und mit ihr jede Menge Probleme.
Foto: REUTERSAls sich die etwa 100 Topführungskräfte von Adidas vor einigen Wochen am Chiemsee trafen, um mit Vorstandschef Kasper Rorsted (60) den Stand der Dinge beim Sportartikler zu beraten, begrüßten sie an einem Abend auch einen ganz besonderen Gastredner: Aufsichtsratschef Thomas Rabe (56). Der ist im Hauptberuf CEO des Medienriesen Bertelsmann mit Sitz in Gütersloh und hat als solcher sicherlich keine Probleme, seinen Terminkalender zu füllen.
Aber die Lage bei Adidas – so interpretierten Adidas-Führungsleute dessen Auftritt – schien dem Oberaufseher offenbar kritisch genug, um die Reise nach Südbayern auf sich zu nehmen. Eine von Rabes Haupt-Messages vor den Führungskräften nach Angaben von Teilnehmern: Rorsteds Strategie sei richtig, aber die Adidas-Topmanager müssten besser und schneller in deren Ausführung ("execution") sein.
Adidas teilt auf Anfrage mit, auch in der Vergangenheit seien Aufsichtsratsvorsitzende bei den regelmäßigen Führungsgipfeln aufgetreten. Thomas Rabe wollte sich auf Anfrage nicht zu seinem Auftritt äußern.
Alles nur Routine also? Die Ergebnisse im ersten Quartal, die Konzernchef Rorsted am Freitag bekannt gab, zeichnen ein anderes Bild. Adidas hat derzeit derart zu kämpfen, dass Rorsted, der viel auf sein Ansehen unter Investoren hält, lediglich hauchdünn um eine Gewinnwarnung herumkam. Man rechne nur noch damit, die Gewinnerwartungen für das Gesamtjahr knapp zu erfüllen. Der Konzern, so scheint es, kämpft gegen einen gefährlichen Abwärtstrend, der ihn aus der Spitzengruppe der Branche befördern könnte. Währungsbereinigt sank der Umsatz um 3 Prozent – und dass, obwohl der Konzern in Europa (+9 Prozent), Nordamerika (+13 Prozent) und Lateinamerika (+38 Prozent) im Jahresvergleich kräftig wuchs – teilweise so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr.
Umsatz in China wird "stark sinken"
Rorsteds Achillesverse ist China: Dort brachen die Erlöse um knapp 35 Prozent ein. Der Quartalserlös betrug nur noch knapp eine Milliarde Euro – vor Corona schaffte Adidas im Reich der Mitte im Quartal bis zu doppelt so viel. Diese schönen Zeiten sind wohl erst mal vorbei. Der Konzern erwartet nun, "dass der Umsatz in China im Geschäftsjahr 2022 stark sinken wird". Das heißt, der Umsatz dürfte um einen zweistelligen Prozentsatz zurückgehen, räumte CFO Harm Ohlmeyer (53) ein. Als manager magazin im Februar von den drohenden Problemen in China berichtet hatte, hatte Adidas noch wortreich beschwichtigt.
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