Neuer Vorstand Media-Saturn wird für Metro zur Chefsache

Seit Monaten schwächelt Europas größte Elektrohandelskette Media-Saturn, nun greift Eigentümerin Metro durch: Der Handelsriese erweitert seinen Vorstand und beruft Media-Saturn-Geschäftsführer Pieter Haas in die Konzernzentrale.
Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt: Pieter Haas soll sich als Metro-Vorstand um die angeschlagene Elektronikkette kümmern

Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt: Pieter Haas soll sich als Metro-Vorstand um die angeschlagene Elektronikkette kümmern

Foto: Armin Weigel/ dpa

Düsseldorf - Pieter Haas, derzeit noch Mitglied der Geschäftsführung bei Media-Saturn, solle in die Führung der Konzernmutter Metro aufrücken und sich dort um die Ingolstädter Tochter kümmern, teilte Metro mit. Die Einrichtung der neuen Vorstandsstelle unterstreiche die "strategische Bedeutung von Media-Saturn für den Konzern", Haas solle eng mit Media-Saturn zusammenarbeiten.

Media-Saturn-Chef Horst Norberg bescheinigte Haas "hohe strategische Kompetenz". Auf den 49-jährigen kommt eine schwierige Aufgabe zu: Die Media-Saturn-Gesellschafter sind zerstritten, die Kette kämpft mit sinkenden Gewinnen und der harten Konkurrenz im Onlinehandel.

Haas sei ein "ausgewiesenen Kenner des Geschäfts von Media-Saturn", betonte Metro-Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel. Der Niederländer sei ein "Experte für Unterhaltungselektronik", unterstrich Metro-Chef Olaf Koch - und ein Fachmann für das Multichannel-Geschäft.

Die Verknüpfung des Onlinehandels mit dem Geschäft in den Filialen gewinnt für Media-Saturn zunehmend an Bedeutung. Schließlich machen der Kette auch Internethändler wie Amazon  zu schaffen. Haas, der seit 2011 bei Media-Saturn arbeitete, war dort zuletzt unter anderem für das Onlinegeschäft zuständig.

Clinch mit Kellerhals

Metro liegt seit Jahren mit dem Media-Saturn-Alteigner Erich Kellerhals im Streit. Dessen umfassende Veto-Rechte sind dem Konzern ein Dorn im Auge. Die Metro-Führung hat die Veto-Rechte bereits vor Gericht angegriffen. Zuletzt hatte Media-Saturn-Mitbegründer Leopold Stiefel angekündigt, seinen Anteil von knapp 3 Prozent an der Kette an die Metro  verkaufen zu wollen. Kellerhals' Veto-Rechte werden damit aber nicht angetastet. Ein Sprecher des streitbaren Media-Saturn-Gesellschafters wollte sich zunächst nicht zu der Personalie äußern.

Media-Saturn hatte im Geschäftsjahr 2012 einen Umsatz von 21 Milliarden Euro eingefahren - knapp ein Drittel des Konzernumsatzes von 66,7 Milliarden Euro. Die Tochter galt in der Vergangenheit auch als Ertragsbringer des Konzerns. Sie war aber vergleichsweise spät in den Onlinehandel eingestiegen und versucht nun, mit einer Preisoffensive verlorenes Terrain wieder zu erobern.

Im dritten Quartal 2012 war der operative Gewinn (Ebit) bei Media-Saturn um über 40 Prozent auf 76 Millionen Euro eingebrochen. Auch muss die Metro Unternehmenskreisen zufolge rund 230 Millionen Euro aufbringen, um Stiefels Anteil zu übernehmen. Einem Sprecher zufolge wurden dafür aber bereits in der Vergangenheit Rückstellungen gebildet.

Zudem hatte Metro jüngst den Rückzug von Media-Saturn aus dem chinesischen Markt angekündigt - Experten rechnen dafür mit Rückstellungen von mehr als 100 Millionen Euro. Metro-Aktien notierten am Vormittag nahezu unverändert bei 22,35 Euro.

mg/rtr

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