Osteuropa-Geschäft Metro verkauft Real-Filialen an Auchan

Der französische Handelsriese Auchan übernimmt die Supermärkte von Real in Osteuropa. Nur die türkischen und deutschen Läden bleiben in der Hand des Metro-Konzerns. Der kann hier steuerliche Verlustvorträge nutzen. Für Metro-Chef Olaf Koch ist es ein erster Befreiungsschlag.
Geliefert: Der Metro-Konzern reduziert mit dem Verkauf seine Schulden

Geliefert: Der Metro-Konzern reduziert mit dem Verkauf seine Schulden

Foto: Rolf Vennenbernd/ picture alliance / dpa

Düsseldorf - Der Handelskonzern Metro verkauft das Osteuropa-Geschäft seiner Supermarkt-Tochter Real für 1,1 Milliarden Euro an den französischen Rivalen Auchan. Betroffen sind 91 Warenhäuser in Polen, Rumänien, Russland und der Ukraine sowie Immobilien von 14 Standorten. Die deutschen Real-Filialen bleiben dagegen im Besitz des Düsseldorfer Handelsriesen, wie der Konzern am Freitag mitteilte.

"Real Deutschland ist fester Bestandteil des Portfolios der Metro Group ", betonte Konzernchef Olaf Koch am Freitag. Der Konzern sei überzeugt vom Potenzial des SB-Warenhausgeschäfts in Deutschland und arbeite derzeit an einem Maßnahmenplan, um die Ertragskraft der Tochter nachhaltig zu steigern. In Deutschland kann Metro hohe steuerliche Verlustvorträge nutzen - schreibt Real hier nachhaltig schwarze Zahlen, treibt dies die zuletzt bröckelnden Gewinne des Konzerns.

Metro rechnet durch den Verkauf im laufenden Jahr mit einer Belastung des Betriebsergebnisses (Ebit) von 60 bis 90 Millionen Euro. Diese werde aber 2013 durch den erwarteten Einmalertrag von 40 bis 50 Millionen Euro und dann aufzulösende Rückstellungen "mehr als ausgeglichen", erläuterte Metro-Chef Olaf Koch

Durch den Verkauf kann der erst kürzlich aus dem Dax  abgestiegene Handelsriese nach eigenen Angaben seine Rating-relevante Nettoverschuldung um 1,5 Milliarden Euro reduzieren. Das Geschäft muss allerdings noch von den zuständigen Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Es werde voraussichtlich 2013 abgeschlossen, teilte der Konzern mit.

Ausgenommen vom Verkauf ist auch das Real-Geschäft in der Türkei, wo Auchan bislang nicht präsent ist. Real hatte 2011 einen Umsatz von 11,2 Milliarden Euro eingefahren, rund 8,3 Milliarden Euro davon mit den 312
Märkten im deutschen Heimatmarkt. Die Metro-Tochter erzielte im Ausland mit rund 24.000 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet 2,9 Milliarden Euro. In Deutschland hat Real rund 39.000 Mitarbeiter. Auchan ist eine französische Handelgruppe, bei der die Gründerfamilie Mulliez noch entscheidenden Einfluss ausübt. Auchan beschäftigt knapp 270.000 Menschen.

Börse reagiert mit Kurssprung

Metro-Aktien  reagierten mit einem Kurssprung. Zuletzt verteuerten sich die Aktien des größten deutschen Einzelhändlers um 2 Prozent auf 22,04 Euro. In einer ersten Reaktion waren sie bis auf 22,20 Euro angesprungen.

Laut Börsianern kam die Nachricht nach den jüngsten Pressespekulationen nicht wirklich überraschend für den Markt. Allerdings sei es langfristig positiv zu sehen, wenn die Verschuldung sinke. Außerdem habe die Metro in der Vergangenheit immer wieder versucht sich von Geschäftsfeldern zu trennen, allerdings eher erfolglos. Daher habe der Konzern mit der jüngsten Ankündigung erstmals geliefert, so der Händler.

Metro hat die Supermarktkette Real und die Warenhaustochter Kaufhof bereits vor Jahren zur Disposition gestellt - der Handelsriese will sich auf sein Geschäft mit Großmärkten und Europas größter Elektronikkette Media-Saturn konzentrieren. Pläne zum Verkauf der Warenhauskette Kaufhof hatte der seit Jahresbeginn amtierende Metro-Chef Olaf Koch indes auf Eis gelegt und sich auf Gespräche über die Zukunft von Real konzentriert, bei denen Goldman Sachs Metro beriet.

ak/dapd/dpa-afx/rtr

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