Ex-Arcandor-Chef Middelhoff und Esch einigen sich im Streit um Luxusyacht

Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und sein ehemaliger Vermögensverwalter Josef Esch haben sich über Millionenkosten für Middelhoffs Luxusjacht außergerichtlich geeinigt - vorläufig. Bei dem Vergleich geht es aber nur um einen geringen Teil der strittigen Summen.
Ex-Arcandor-Chef Middelhoff: Streit mit Esch per Vergleich beigelegt

Ex-Arcandor-Chef Middelhoff: Streit mit Esch per Vergleich beigelegt

Foto: Bernd Thissen/ dpa

Bielefeld - Beide Seiten hätten sich im Streit um Millionenkosten der von Middelhoff gecharterten Luxusjacht Medici sowie um Flugkosten verglichen, sagte Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller am Dienstag dem manager magazin. Auch die weitergehenden Differenzen zwischen Middelhoff einerseits und Esch und dem Bankhaus Sal. Oppenheim andererseits sollen einvernehmlich im Rahmen eines Gesamtvergleichs beigelegt werden.

Eigentlich hatte am Mittwoch das Bielefelder Landgericht über Forderungen Eschs und anderer Beteiligter an Middelhoff in einer Gesamthöhe von rund drei Millionen Euro verhandeln sollen. Ein Gerichtssprecher sagte, der Termin werde nun voraussichtlich aufgehoben.

Im Mittelpunkt dieses Verfahrens standen Chartergebühren und Unterhaltskosten für Middelhoffs 33 Meter lange Luxusjacht vom Typ Mangusta 108 in Höhe von 2,4 Millionen Euro, die Esch geltend machte.

Esch will Geld von Middelhoff - und Middelhoff will mehr Geld von Esch

Middelhoff selbst erhebt seinerseits allerdings hohe Schadenersatzforderungen von 219 Millionen Euro gegen Esch und Sal.Oppenheim, weil er sich durch seinen ehemaligen Vermögensverwalter und die Bank massiv geschädigt fühlt.

Derzeit läuft ein außergerichtliches Güteverfahren. Ob die Gespräche durch den plötzlichen Tod von Eschs Geschäftsführer Lothar Ruschmeier beeinflusst werden, ist ungewiss. Der ehemalige Kölner Oberstadtdirektor war am Wochenende im Alter von 66 Jahren gestorben.

Der frühere Topmanager Middelhoff und sein langjähriger Vermögensverwalter Esch hatten sich bereits vor Jahren zerstritten. Middelhoff sagte erst kürzlich, die Zusammenarbeit mit Esch sei "wahrscheinlich der größte Fehler" in seiner beruflichen Laufbahn gewesen.

Streit um Chartergebühr - und um "weiche Kosten" der Fonds

Im Bielefelder Verfahren sollte es vor allem um Chartergebühren und Unterhaltskosten für Middelhoffs Luxusjacht vom Typ Mangusta 108 in Höhe von 2,4 Millionen Euro gehen. Der Ex-Manager hatte die Jacht 2007 von einem Konsortium um Esch gemietet, später aber den Vertrag gekündigt und alle Zahlungen eingestellt. Die Fortsetzung der Geschäftsbeziehung sei ihm nicht zumutbar. Schließlich hätten ihm die anderen Beteiligten durch falsche Beratung massive Vermögensschäden zugefügt, argumentierte er laut Gericht.

Middelhoff hatte auf Anraten Eschs und der Oppenheim-Bank viel Geld in sogenannte Oppenheim-Esch-Fonds investiert. Der frühere Manager wirft Esch vor, sich dabei durch völlig überhöhte "weiche Kosten" - etwa für Kapitalvermittlung oder Marketing - bereichert zu haben. Esch bestreitet das allerdings und argumentiert, dass "weiche Kosten" aus Steuerersparnisgründen explizit erwünscht waren.

Für Middelhoff und Esch könnte ein Vergleich willkommene Entlastung bringen. Denn beide Männer sehen sich mit zahlreichen Rechtsstreitigkeiten konfrontiert. So versucht der Arcandor-Insolvenzverwalter Hans-Gerd Jauch, vor Gericht von Middelhoff wegen angeblicher Pflichtverletzungen und überhöhter Bonuszahlungen Schadenersatz einzuklagen.

Esch sieht sich unter anderem mit hohen Forderungen der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz konfrontiert, die ihn und das Bankhaus Sal. Oppenheim wegen falscher Beratung auf Schadenersatz in Höhe von 1,9 Milliarden Euro verklagt hat.

Die von Middelhoff 2007 gecharterte Luxusjacht vom Typ Mangusta 108 ist mehr als 33 Meter lang und rund sieben Meer breit. Der Schiffstyp sei "designed für Vergnügen und Entspannung", wirbt der Hersteller Overmarine aus dem italienischen Viareggio. Der Neupreis für eine Mangusta kann leicht elf Millionen Euro erreichen. Middelhoff zahlte für seine "Medici" pro Monat über 72.000 Euro an Chartergebühren. Hinzu kamen die Kosten für die Crew, Liegegebühren, Versicherungen und Treibstoffkosten.

la/dapd

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