

Düsseldorf - Der schwedische Möbelgigant und Marktführer Ikea muss sich in Deutschland auf starke Konkurrenz gefasst machen. Der Berliner Möbelhändler Kurt Krieger, zu dessen Firmengruppe sowohl Einrichtungshäuser wie Höffner und Möbel Kraft als auch der Möbeldiscounter Sconto SB gehören, plant einem Bericht des "Handelsblatts" zufolge in den kommenden Jahren mehrere Großinvestitionen. Damit könnte die Gruppe auf lange Sicht Ikea überholen, zumal die Schweden Probleme beim Ausbau ihres Filialnetzes hätten.
Die Neueröffnung eines 39.000 Quadratmeter großen Möbelhauses im Hamburger Stadtteil Eidelstedt vergangene Woche sei erst der Anfang des Expansionskurses, berichtete das Blatt. Ab 2012 plane Krieger jedes Jahr eine große Neueröffnung, zunächst in Bremen, dann in Duisburg und Hannover. Über eine Übernahme der Paderborner Möbelkette Finke gebe es zudem Spekulationen. Beide Unternehmen kooperierten bereits beim Einkauf.
Im Gegensatz zu Ikea mache Krieger sich mit seinen verschiedenen Marken nicht selbst Konkurrenz, schrieb das "Handelsblatt". Bereits jetzt betreibt das Berliner Unternehmen in Deutschland 52 Filialen, sechs mehr als der Konkurrent.
Zwischen 2008 und 2010 sei Krieger um über elf Prozent gewachsen, im Vergleich zu einem Zuwachs von 5,4 Prozent bei den Schweden. Jeder zwölfte Euro lande schon heute in der Kasse der Krieger-Gruppe, die 2010 geschätzt 2,1 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafte. Der Jahresumsatz von Ikea lag im vergangenen Jahr bei 3,48 Milliarden Euro.
Das Geld für die ehrgeizigen Expansionspläne stammt laut "Handelsblatt"-Informationen aus Immobiliengeschäften, mit denen bereits Kriegers Großvater sein Geld verdient habe. Zur Fortführung der Gruppe stehe Tochter Sonja Krieger bereit, die seit 2004 das ebenfalls zum Konzern gehörende Einrichtungshaus Kriegerhome leite.
Ikea: Der schwedische Möbelriese betreibt knapp 300 Möbelhäuser in 26 Ländern und setzt jährlich mehr als 20 Milliarden Euro um. Das 1943 von Ingvar Kamprad gegründete Unternehmen ist zum größten Möbelhändler der Welt aufgestiegen. Der 84-jährige Firmenpatriarch Kamprad ...
... hatte sich bereits vor 25 Jahren offiziell auf die Rolle eines Beraters zurückgezogen. Ohne ihn läuft im Ikea-Imperium jedoch nichts, denn alle strategischen Entscheidungen werden im Familienrat getroffen. Kamprads Kronprinz ...
... ist sein ältester Sohn Peter Kamprad (46), den er ebenso wie seine Brüder Mathias und Jonas schrittweise mit immer mehr Macht ausstattet. Dies bereitet vielen Managern im Konzern Sorgen, denn Ikea muss eine wachsende Zahl von Problemen in den Griff bekommen, zum Beispiel ...
Verdruss mit Fertighäusern: Hinter dem schwedischen Akronym "Boklok" (Wohn klug) verbergen sich Fertighäuschen samt Grundstück zu erschwinglichen Preisen. Die Kunden greifen jedoch nur zögernd zu, unter anderem wegen Qualitätsmängeln. In Deutschland und in Großbritannien hat Ikea das Projekt inzwischen gestoppt. Sorgen bereitet auch ...
Korruption in Russland: Ikea betreibt zahlreiche Sägewerke und Möbelfabriken in Russland. Nach Aussagen von Ex-Ikea-Manager Johan Stenebo sind sie seit je ein Millionengrab. Auch die zwölf Einkaufszentren zwischen St. Petersburg (Foto) und Novosibirsk darben. Rund drei Milliarden Euro wurden dort investiert - ohne dass bislang ein Cent an Gewinn zurückfloss. Obendrein erschütterte 2010 ein Bestechungsskandal die russische Niederlassung. "Ich habe geweint, als ich von der Sache erfuhr", bekannte Ingvar Kamprad.
Schwächen in Asien: Ikea ist mit knapp 80 Prozent Umsatzanteil auf Europa fokussiert. Hingegen tragen Asien und Australien zusammen nur 6 Prozent zu den Gesamterlösen bei. Der chinesische Markt ist unterrepräsentiert, in Indien sind die Schweden bislang gar nicht vertreten.
Loch im Netz: Das Internet als Vertriebskanal wird von Ikea bislang kaum genutzt. Insbesondere mit Wohnaccessoires, die Konkurrenten längst erfolgreich online verkaufen, könnte Ikea nach Ansicht von Experten den Umsatz steigern. Die Umsetzung eines umfassenden Web-Konzepts scheiterte 2008 jedoch am Widerstand der Kamprad-Familie, die eine Kannibalisierung der Einrichtungshäuser befürchtet.
Erfolgssymbol: Der Inbusschlüssel - günstige Möbel zur Selbstmontage - ist der Schlüssel für Ikeas Aufstieg zum globalen Vermöbler Nummer 1. Die Umsatzkurve führte bislang steil nach oben ...
... und hat die Marke von 20 Milliarden Euro pro Jahr inzwischen hinter sich gelassen. Zu den wichtigsten Absatzmärkten des Konzerns zählt Deutschland. Der erste deutsche Ikea-Katalog ...
... erschien im Jahr 1974. Seit 1991 verlässt sich Ikea nicht mehr nur auf Auftragshersteller, sondern stieg auch selbst in die Möbelproduktion ein. Heute betreibt das Unternehmen rund 46 Fabriken. Die erste dauerhafte Möbelausstellung ...
... eröffnete 1953 in einer ehemaligen Schreinerei im schwedischen Almhult. Darauf folgte ...
... Ikeas erstes Einrichtungshaus, ebenfalls in Almhult. Heute ruht das Ikea-Imperium auf drei Säulen ...
... die Blaue Gruppe (Ikea-Gruppe) betreibt knapp 300 Möbelhäuser in 26 Ländern (Foto: Ikea Möbelhaus im US-Staat Michigan). Die Gruppe wird von Mikael Ohlsson geleitet und steuert auch den Einkauf, die Logistik und das Produktdesign. Als größter Gewinnbringer gilt dagegen ...
... die Rote Gruppe (Inter-Ikea), welche die Ikea-Markenrechte hütet und unter anderem Lizenzen von externen Franchisenehmern kassiert. Für private Investments zuständig ...
... ist die Grüne Gruppe (Ikano). Hier steuern die drei Kamprad-Söhne ihre privaten Engagements aller Art, zum Beispiel Investments in Banken, Versicherungen, Immobilien und im Einzelhandel. Die Managementqualitäten von Peter, Jonas und Mathias Kamprad reichen jedoch nicht an die des Vaters heran.
Ingvar Kamprad bereut inzwischen die öffentliche Verkündung seiner Nachfolgeregelung: "Ich habe mal wieder Mist gebaut."
Verdruss mit Fertighäusern: Hinter dem schwedischen Akronym "Boklok" (Wohn klug) verbergen sich Fertighäuschen samt Grundstück zu erschwinglichen Preisen. Die Kunden greifen jedoch nur zögernd zu, unter anderem wegen Qualitätsmängeln. In Deutschland und in Großbritannien hat Ikea das Projekt inzwischen gestoppt. Sorgen bereitet auch ...
Foto: Markus Hildebrand