Folge der Multikrise Containerumschlag im Hamburger Hafen schrumpft

Kein seltenes Bild: Leere Containerbrücken am Hamburger Hafen
Foto: Christian Charisius / dpaDie Liste der Probleme ist lang: Der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme wegen der Corona-Lockdowns in China, die hohe Inflation, Probleme bei der Elbvertiefung sowie Arbeitskämpfe haben dem Hamburger Hafen zu schaffen gemacht. Im vergangenen Jahr wurden an den Kaimauern der Hansestadt daher lediglich 8,3 Millionen Standardcontainer (TEU) bewegt, gut 5 Prozent weniger als im Vorjahr, wie der Verein Hafen Hamburg Marketing am Montag mitteilte. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 hatte der Umschlag noch bei 9,3 Millionen TEU gelegen, im Jahr 2007 hatte der Hamburger Hafen sogar schon mal 9,9 Millionen TEU erreicht.
Während der Umschlag in der ersten Jahreshälfte 2022 noch positiv war, ging es im zweiten Halbjahr bergab. Da kamen zu den ohnehin gestörten Lieferketten noch die Streiks der Hafenarbeiter und die schwächere Konjunktur hinzu. Besonders stark fiel der Containerumschlag im Schlussquartal mit Minus 12,3 Prozent. Grund seien die gestiegenen Energiekosten und hohe Lagerbestände der Industrie gewesen, erläuterte der Marketingverein.
Russland rutscht von Platz 4 auf Rang 27
Unter den Ländern, aus denen die Container stammten, die in Hamburg umgeschlagen wurden, ordnete sich die Rangfolge neu: Russland, vor dem Krieg in der Ukraine noch auf Rang vier, rutschte wegen der Sanktionen auf Platz 27 ab. Dagegen legte der Umschlag mit Polen um fast ein Viertel auf 294.000 TEU zu. Damit tauschte Polen den Platz mit Russland. Ähnlich entwickelte sich der Umschlag mit Finnland, das auf Rang sechs kam. Spitzenreiter blieb mit Abstand China mit fast 2,5 Millionen Standardcontainern (minus 3,8 Prozent). Auf Platz zwei folgten die USA mit 605.000 TEU (minus 2,1 Prozent).
Insgesamt sank der Seegüterumschlag in Deutschlands größtem Hafen um 6,8 Prozent auf knapp 120 Millionen Tonnen. Eine Prognose für 2023 traut sich der Hafen Hamburg Marketing nicht zu. "Wir hoffen, dass sich die globale Wirtschaft wieder fängt. Das wird auch den Umschlag des Hamburger Hafens unterstützen und steigern", erklärte Vorstandschef Axel Mattern.
Rückgänge auch in Rotterdam und Antwerpen
Bereits am Freitag hatte der größte Hamburger Terminalbetreiber HHLA beim Containerumschlag 2022 konzernweit einen Rückgang um 7,9 Prozent und für den Hamburger Hafen um 4,1 Prozent gemeldet. Nach vorläufigen Zahlen betrug der Gewinn vor Zinsen und Steuern trotzdem 220 Millionen Euro – das waren zwar acht Millionen Euro weniger als 2021, aber deutlich mehr als die prognostizierten 175 Millionen bis 210 Millionen Euro. Der Umsatz der von Angela Titzrath (56) geführten Hafenlogistiker stieg um 7,7 Prozent auf rund 1,58 Milliarden Euro.
Doch auch die großen europäischen Wettbewerber haben mit den verschiedenen Krisen und deren Einfluss auf den Seegüterhandel zu kämpfen. So meldete der Hafen in Antwerpen bereits einen Rückgang des Containerumschlags von 5,2 Prozent. In Rotterdam, dem größten europäischen Hafen, ging man lange von einem relativ konstanten Umschlag aus, zuletzt wurde aber doch ein Minus von rund 3 Prozent prognostiziert.