Nach den Vorwürfen von Fraser Perring Grenke-Gründer lässt Aufsichtsratsposten ruhen
Die Leasingfirma Grenke stemmt sich weiter gegen die Attacke des britischen Investors Fraser Perring. Um die Anleger zu besänftigen, legt Firmengründer Wolfgang Grenke sein Aufsichtsratsmandat mit sofortiger Wirkung nieder, zudem wird eine Integration des Franchisesystems erwogen. Die Aktie stürzt dennoch weiter ab.

Wolfgang Grenke zieht sich erst einmal zurück
Foto: ALEXANDER FISCHERDie Leerverkaufs-Attacke des britischen Finanzinvestors Fraser Perring (46) hat personelle Konsequenzen bei der Leasingfirma Grenke. Firmengründer Wolfgang Grenke (69) legt sein Aufsichtsratsmandat mit sofortiger Wirkung nieder, bis die Vorwürfe des Investors aus der Welt geräumt sind, wie Grenke am Montag mitteilte. Die 1978 gegründete Firma aus Baden-Baden, die auf die Vermietung von IT-Ausrüstung und Büroausstattung fokussiert ist, kündigte zudem eine unabhängige Prüfung an.
An der Börse stand Grenke zu Wochenbeginn erneut unter Druck - die Aktien verloren zeitweise knapp 10 Prozent auf 30 Euro und waren unter den größten Verlierern im Nebenwerteindex MDax. Der Kurs war nach der Veröffentlichung des Berichts der Investorengruppe Viceroy, die von Fraser Perring angeführt wird, am vergangenen Dienstag und Mittwoch um insgesamt mehr als die Hälfte auf weniger als 24 Euro gefallen - in der Spitze war der Börsenwert des Unternehmens damit um mehr als 1,4 Milliarden Euro gesunken.
Die Übernahmen der Franchisefirmen in der Vergangenheit sollen von einem unabhängigen Prüfer analysiert und bewertet werden, wie Grenke weiter ankündigte. Dabei gehe es vor allem um die Marktüblichkeit der Bewertungen, die Vorteilhaftigkeit für die Grenke AG und die Validierung der Kaufverträge. Die Vorgänge im Franchisesystem stehen im Zentrum der von Perring gemachten Anschuldigungen. Der britische Investor warf Grenke vergangene Woche in einem 64-seitigen Dokument Betrug, Geldwäsche und Täuschung vor - und wettete parallel auf einen Kurssturz an der Börse. Unter anderem kritisiert Perring, Grenke habe Firmen im Franchisesystem zu überhöhten Werten aufgekauft. Wolfgang Grenke habe sich dabei persönlich bereichert. Grenke weist die Vorwürfe vehement zurück.
Um bei der Sonderprüfung Interessenskonflikte zu vermeiden, lasse Wolfgang Grenke nun seine Aufsichtsratsmandate bei der Grenke AG, der Grenke Bank sowie bei der Schweizer Grenkeleasing ruhen. Zudem habe er der AG die Übernahme der Franchisebeteiligungen der CTP angeboten. Vorstand und Aufsichtsrat wollen dies von der unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen lassen. Außerdem werde eine Integration des Franchisesystems in den Konzern erwogen.
Großaktionär stellt sich hinter Grenke
Grenke nutzt das Franchisesystem zur Expansion in neue Märkte. Die Kapitalmehrheit der Unternehmen liegt den Angaben zufolge bislang bei verschiedenen Finanzinvestoren, darunter der CTP Handels- und Beteiligungs GmbH (CTP), deren indirekter Eigentümer seit Februar 2020 Wolfgang Grenke ist. Nach etwa vier bis sechs Jahren erwirbt Grenke die Franchise-Unternehmen. Der Grenke-Konzern beabsichtigt nun, bereits mit Gründung Gesellschafter der Franchise-Unternehmen zu werden.
Vorstandschefin Antje Leminsky kündigte vergangene Woche ein Sondergutachten an, das die Vorwürfe von Perring ausräumen solle. Dieses wird von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erstellt, die seit einigen Jahren die Bilanz des Unternehmens prüft. "Das war ein erster Schritt zur Zurückgewinnung des Vertrauens", erklärte Analyst Andreas Schäfer von Bankhaus Lampe. Betrugsfälle in der Vergangenheit seien früh entdeckt und angegangen worden. Er hielt an seinem Kursziel von 68 Euro je Aktie fest. Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe von Perring verloren die Grenke-Aktien rund die Hälfte ihres Werts.
Grenke-Großaktionär Gané stellte sich ebenfalls hinter den Konzern. "Wir können aus den Vorwürfen keine Anhaltspunkte ableiten, dass der Konzernjahresabschluss der Grenke AG zum 31. Dezember 2019 nicht ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vermittelt", erklärte der Vermögensverwalter mit Sitz in Aschaffenburg. Dennoch seien Änderungen in der Struktur der Firma notwendig. Gané hält nach eigenen Angaben 9 Prozent an Grenke. Die Familie Grenke betonte, sie wolle langfristig an ihrem Anteil von 40,84 Prozent festhalten. Wolfgang Grenke selbst hält durchgerechnet einen Anteil von rund 8 Prozent.
Die Sache ist auch deshalb heikel, weil die Investorenvereinigung Viceroy mit der Geschichte - wie in anderen Fällen zuvor - selbst wohl eine Menge Geld verdient. Mit sogenannten Leerverkäufen hat die Investorengruppe auf den Absturz der Grenke-Aktie gewettet und macht daraus auch keinen Hehl. Bei Leerverkäufen verkauft ein Investor Aktien, ohne diese zu besitzen, und kann sie dann bei einem Kurssturz billiger nachkaufen.
Bei Grenke dreht sich alles um Finanzierungsgeschäfte für Unternehmen, Selbstständige und Start-ups. Aktiv ist das Unternehmen vor allem im sogenannten Small-Ticket-Leasing. Das heißt, der Wert der im Rahmen der einzelnen Verträge angeschafften Software und Geräte - Computer, Telefone, Laptops und so weiter - ist bei Grenke in der Regel gering. Verbraucher kennen Leasing vor allem vom Auto. Firmen leasen aber nicht selten auch Inventar, für das sonst hohe Beträge auf einmal hinterlegt werden müssten. Zur Gruppe gehört mittlerweile aber auch eine eigene Bank. Grenke bietet Bankkonten, Kredite und das sogenannte Factoring an. Eine Factoring-Firma kauft anderen Unternehmen üblicherweise deren Forderungen gegenüber Kunden ab und kümmert sich dann selbst um die Abwicklung der Zahlungen.