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Gigantische Lobbymaschine

Leserbriefe
aus manager magazin 3/2000

Die Sozialversicherungssysteme müssen - darüber sind sich viele Insider einig - spürbar, schnell und radikal geändert werden. Leider reicht der Reformansatz von Frau Fischer in der jetzigen Form dazu nicht aus.

Der Markt im Gesundheitsbereich existiert durchaus, und die Leis- tungsanbieter haben konkurrierende Vorstellungen. Doch leider sind die praktizierten Steuerungsprinzipien teil- weise überholt und falsch. Denn die Betroffenen - sprich Patienten - bestimmen auf der untersten Ebene nicht, wie sich die Nachfrage regelt.

Dies besorgen andere, zum Beispiel der behandelnde Arzt. Und anschließend kümmern sich gigantische Lobbymaschinen in der Politik um die günstigste Form der Verteilungsgesetzmäßigkeiten.

An dieser Stelle hätte das manager magazin tiefer in die Analyse einsteigen müssen und dabei festgestellt, dass in diesem Markt kräftig agiert wird - auch die Kassen drehen hier mit an einem großen Rad.

Der begonnene Wettbewerb hat seit 1995 zwischen den Kassen in der GKV bereits spürbare Folgen hinterlassen. Um im Wettbewerb bestehen zu können, sind erhebliche Anstrengungen notwendig. Dieser Wettbewerb ist allerdings immer noch einseitig auf die Seite der Versicherten ausgerichtet, die über Service oder günstige Beitragssätze gehalten werden. Folglich muss sich der Wettbewerb selbstverständlich auch auf die andere Seite des Marktes in Richtung der Leistungsanbieter ausdehnen.

Richtig ist - und hier hat das manager magazin grundlegend meine Zustimmung -, dass der gesamte Prozess der gesundheitlichen Wertschöpfung konsequenter und durchgreifender reformiert werden muss. Die Folgen für Leistungsanbieter und Versicherte müssen weiter gehen, als die Spielregeln des Sozialgesetzbuches vorschreiben. Ob die Politik oder die sektoral organisierten Systeme derzeit zu grundlegenden Schritten in der Lage sind, ist zu bezweifeln - leider.

Dieter Hering-Schacht, Wachtberg-Pech

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