Kollabierte Kryptobörse FTX-Gründer drohen mehr als 100 Jahre Haft

Der Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX bleibt zunächst in Haft. Ein Richter auf den Bahamas wies einen Kautionsantrag wegen Fluchtgefahr ab. Die US-Behörden werfen Sam Bankman-Fried Betrug vor.
FTX-Gründer Sam Bankman-Fried: Auf Betrug verklagt

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried: Auf Betrug verklagt

Foto: Tom Williams / AP

Der Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX, Sam Bankman Fried (30, auch SBF genannt), kommt wegen Fluchtgefahr bis zum Verhandlungstermin nicht auf freien Fuß. Ein Richter auf den Bahamas verweigerte Bankman-Fried am Dienstagabend die Hinterlegung einer Kaution und schickte ihn stattdessen in eine örtliche Justizvollzugsanstalt.

Bankman-Fried, der tags zuvor auf den Bahamas verhaftet wurde, senkte seinen Kopf und umarmte seine Eltern, nachdem der Richter die Sicherheitsleistung mit der Begründung abgelehnt hatte, es bestehe "große" Fluchtgefahr. Er werde bis zum 8. Februar in eine Justizvollzugsanstalt des Inselstaates gebracht, wo er zunächst in der medizinischen Abteilung untergebracht werden soll. Ihm drohen bei einer Verurteilung in allen acht Anklagepunkten bis zu 115 Jahren Haft.

Staatsanwaltschaft und Behörden in den USA hatten zuvor Klagen gegen Sam Bankman-Fried vorgelegt. Dieser habe unter anderem die Einlagen der FTX-Kunden veruntreut, um Ausgaben und Schulden zu bezahlen sowie Investitionen im Namen seines Krypto-Hedgefonds Alameda Research zu tätigen, erklärte die Bundesstaatsanwaltschaft. Zudem habe er die Vorschriften zu Wahlkampfspenden verletzt. Auch die US-Börsenaufsicht SEC und die für die Regulierung der Optionsmärkte zuständige CFTC warfen dem 30-Jährigen in eigenen Klageschriften Betrug vor.

SBF will Auslieferungsgesuch der USA anfechten

Bankman-Fried selbst deutete während eines Gerichtstermins auf den Bahamas an, er könne ein Auslieferungsgesuch der USA anfechten. Dort hatte FTX am 11. November Gläubigerschutz beantragt, nachdem Kunden als Reaktion auf die heimliche Verschiebung von Einlagen im Volumen von zehn Milliarden US-Dollar (9,4 Milliarden Euro) massenhaft Gelder abgezogen hatten. Bankman-Fried trat am selben Tag als Chef zurück.

Am Montag wurde er nun auf den Bahamas auf Bitten der US-Regierung festgenommen. Bankman-Fried hat sich bei Kunden entschuldigt, Betrugsvorwürfe aber zurückgewiesen. Er hatte 2020 gut fünf Millionen Dollar an den Präsidentschaftswahlkampf von Joe Biden gespendet. Der Zusammenbruch von FTX hat die Krypto-Welt erschüttert. Politiker und Behören weltweit – darunter auch die Europäische Zentralbank (EZB) – befassen sich verstärkt mit Forderungen nach einer stärkeren Regulierung des Sektors.

Neuer FTX-Chef John Ray: "Ich vertraue keinem einzigen Blatt Papier"

Der neue FTX-Chef John Ray zeichnete am Dienstag bei einer Kongressanhörung ein vernichtendes Bild von den Zuständen in der Firma unter Bankman-Fried. "Der Zusammenbruch der FTX-Gruppe kann offenbar auf die absolute Konzentration der Macht in den Händen einer kleinen Gruppe von äußerst unerfahrenen und unbedarften Personen zurückgeführt werden", sagte er vor einem Ausschuss. Es habe "absolut keine internen Kontrollen" gegeben. Ray stufte die Finanzunterlagen von FTX als unzuverlässig ein. "Wir haben acht Milliarden Dollar an Kundengeldern verloren", sagte er den Abgeordneten. "Also vertraue ich keinem einzigen Blatt Papier in dieser Organisation."

Bankman-Fried hatte nach dem Studium zunächst bei einem Broker an der Wall Street angeheuert und sich 2017 mit Alameda selbstständig gemacht. Mit dem Geld aus Spekulationen mit Kryptowährungen gründete er zwei Jahre später FTX, deren Geschäft explosionsartig wuchs. Im selben Jahr landete er mit einem geschätzten Vermögen von 26,5 Milliarden Dollar auf der Liste der reichsten Amerikaner des Magazins "Forbes". 2021 machte das Handelsvolumen 10 Prozent des Weltmarktes aus.

la/rtr
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