Fressattacke
Jobsucher, die im Internet nach einer neuen Stelle Ausschau halten, müssen sich zwischen hübsch und hässlich entscheiden. Bei der zahlenmäßig führenden Stellenbörse der Bundesagentur für Arbeit (Arbeitsagentur.de) führt sie die adrette Brünette Bea durchs Angebot, bei der privaten Konkurrenz von Monster (Monster.de) werden sie vom trötennasigen Reißzahnmonster Trumpasaurus begrüßt.
Mancher Bewerber mag das grüne Urviech ganz lustig finden. Viele Personalverantwort- liche mochten sich mit dem Krawall-Image der US-Stellenbörse hingegen nie so recht anfreunden. Unternehmensgründer Jeff Taylor (43) focht das nie an: "Jeder hasst den Namen, und in jedem Markt war er ein Problem, aber ich finde ihn großartig."
In vielen Ländern musste Taylor die Kunden mit hohen Marketingaufwendungen von seinem Humorverständnis überzeugen. Hier zu Lande schaffte er es dennoch nie auf die vorderen Plätze bei den Online-Stellenbörsen. So griff er nun zum letzten Mittel und tat, was Monster eben tun, wenn sie einen Konkurrenten beseitigen wollen: Er verleibte sich die deutsche Nummer eins kurzerhand ein.
Für 74,5 Millionen Euro kaufte Monster den führenden Online-Stellenvermittler Jobpilot vom Schweizer Personaldienstleister Adecco SA. Zusammen bilden die beiden nun den unangefochtenen Marktführer bei den privaten Jobportalen.
Die Personalchefs vieler Unternehmen sehen den Zusammenschluss mit gemischten Gefühlen. Einerseits begrüßen sie die mit diesem Deal eingeleitete Bereinigung des Marktes, der aus hunderten von Online-Stellenbörsen besteht. Andererseits fragen sie sich durchaus etwas bang: Was macht Monster mit Jobpilot?
Unisono loben die Experten die hohe Kundenorientierung von Jobpilot. Wichtiger noch: Das gute Image und das klare Bedienungskonzept zogen die richtigen Bewerber an. Jobpilot ist die führende Online-Börse für Fach- und Führungskräfte. Viele Unternehmen des Dax-Börsensegmentes rekrutieren einen großen Teil ihrer Mitarbeiter über dieses Portal.
Viele Personaler beobachten daher genau, ob Monster das Konzept ihres bevorzugten Jobportals in Richtung Masse statt Klasse verändern wird.
Siemens-Personalmanager Hans-Christoph Kürn ließ bereits verlauten, dass der im September auslaufende Rahmenvertrag mit Jobpilot möglicherweise nicht verlängert werde.
Andere Unternehmen formulieren ihren Ärger über den überraschenden Zusammenschluss deutlicher: "Wir sind sehr unglücklich über den Monster-Merger", sagt Karsten U. Hirsch (62) von der Perit Consulting, die sich auf die IT-Branche spezialisiert hat. Hirsch stört das unseriöse Image der Amerikaner. Außerdem hat er schlechte Erfahrungen gesammelt: "Bei Monster.de bekomme ich in sechs Monaten zwei gute Bewerber, bei Jobpilot jede Stunde." Hirsch wechselt nun zur Nummer drei, Stepstone.de.
Davide Villa (36), Geschäftsführer von Jobpilot und nun neuer Chef des vereinten Unternehmens, versucht die Sorgen seiner Kunden zu zerstreuen. Er verspricht, das Beste aus beiden Börsen zu vereinen; die gut gefütterte Datenbank von Monster und die Servicequalität von Jobpilot. Die Preise blieben erst einmal gleich, lediglich der Name der Börse werde bald nur noch Monster lauten.
Derzeit lässt Villa in Umfragen ermitteln, welche Markenbilder die Jobsucher mit Monster und Jobpilot verbinden. Der neue Auftritt könnte nach seinen Angaben eine Mischung aus den bisherigen Symbolen sein, dem Monster Trumpasaurus, dem stilisierten Auge von Monster.de und der Jobpilot-Ellipse. Klingt ganz nach der Entstehung eines neuen Ungeheuers. Claus G. Schmalholz
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Top 5 der privaten Jobbörsen
basierend auf Unternehmensangaben
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Jobpilot.de 50 000 344 000 k. A.
Jobscout.de 15 360 25 000 2,0 Mio.
Stepstone.de 10 350 210 710 1,78 Mio.
Monster.de 6500 414 230 0,79 Mio.
Stellenanzeigen.de 5380 126 000 0,58 Mio.