Bundesliga-Club in Schieflage Staat bürgt für Schalker Schulden

Sportlich wie wirtschaftlich angeschlagen: Der FC Schalke 04, hier Juan Miranda (als Leihspieler mittlerweile zurück beim FC Barcelona)
Foto:Ina Fassbender/ dpa
Der mit etwa 200 Millionen Euro verschuldete Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 hat vom Finanzministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Zusage für die Erteilung einer Landesbürgschaft erhalten. Dies teilte der Club am Dienstag mit, ohne weitere Details über deren Höhe zu nennen. Vor gut zwei Wochen hatte allerdings die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf eine vertrauliche Vorlage für den Finanzausschuss in NRW berichtet, Schalke habe eine Bürgschaft von 31,5 Millionen Euro für einen Kredit über insgesamt 35 Millionen beantragt.
Die staatliche Hilfe für den angeschlagenen Fußballverein ist brisant. "Der S04 hat diese Bürgschaft in der Erwartung beantragt, bei der Entscheidung nicht anders als Wirtschaftsunternehmen aus anderen Bereichen behandelt zu werden. Der Verantwortung, die mit einer solchen Bürgschaft verbunden ist, ist sich der FC Schalke 04 bewusst", hieß es in der kurzen Mitteilung des Clubs.
Das Ministerium bestätigte auf Anfrage am Dienstag die Erteilung der Landesbürgschaft und teilte zum Verfahren mit: "Die Übernahme von Bürgschaften erfolgt seit Jahrzehnten regelmäßig im Rahmen der durch den Haushalts- und Finanzausschuss des Landtages gebilligten Bürgschaftsrichtlinien." Wie sonst üblich habe auch der Antrag vom FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. "das erprobte und bewährte mehrstufige Prüfungsverfahren durchlaufen". Er sei behandelt worden "wie alle anderen Anträge von Wirtschaftsunternehmen auch".
Trotz des zweithöchsten Umsatzes der Clubhistorie von 275 Millionen Euro wies der Club einen Jahresfehlbetrag von 26,1 Millionen Euro aus. Dabei sind die Gesamtverbindlichkeiten von 220 Millionen Euro auf 198 Millionen gesenkt worden. Die Corona-Pandemie hat die Finanzlage des Bundesligisten trotz erheblicher Einspareffekte erheblich verschärft. Pro Geisterspiel fehlten den Königsblauen nach eigenen Angaben etwa zwei Millionen Euro an Zuschauereinnahmen.
Marketingvorstand bestätigt: Gehaltsgrenze kommt
Auch sportlich steckt Schalke in der Krise: Nach der pandemiebedingten Unterbrechung des Ligabetriebs im März hatte Schalke kein Spiel mehr gewonnen und in neun Spielen nur zwei Punkte geholt. Auf Platz 12 der Abschlusstabelle verpasst die Mannschaft in der kommenden Saison zum dritten Mal in vier Jahren das lukrative internationale Geschäft.
Hinzu kommt ein personeller Umbruch: Der langjährige Aufsichtsratschef Clemens Tönnies (64) hatte Ende Juni nach einem massiven Corona-Ausbruch in seiner Fleischfabrik und damit einhergehenden Protesten von Fans sein Amt niedergelegt. Neuer Vorsitzender ist der Essener Rechtsanwalt Jens Buchta (57).
Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst (46) hatte zuletzt bestätigt, dass der Club schon früher eine Landesbürgschaft in Anspruch genommen habe. "In vielen anderen Branchen ist es völlig selbstverständlich, das Instrument der Landesbürgschaft zu nutzen." Es sei klar, dass es nicht genutzt werden könne, um damit etwa Spieler zu finanzieren, sagte Jobst. Zudem wolle der Club eine künftige Gehaltsobergrenze für neue Spieler einführen: "Zusätzlich werden wir uns intern ab sofort eine Richtlinie auferlegen für ein maximales Gehaltsgefüge in Bezug auf die Neuverpflichtung von Spielern." Die Grenze soll bei etwa 2,5 Millionen Euro im Jahr liegen.