Unfall im Chemiepark Leverkusen Zwei Tote nach Explosion, Suche nach Vermissten geht weiter

Nach der Explosion auf dem Gelände des Chemieparks Leverkusen geht die Suche nach den fünf Vermissten weiter. Mindestens zwei Menschen sind getötet worden. 31 Menschen wurden verletzt.
Dunkle Rauchwolken über dem Chemiepark: Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, wird immer geringer

Dunkle Rauchwolken über dem Chemiepark: Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, wird immer geringer

Foto: Tim Oelbermann / imago images/Tim Oelbermann

Die Suche nach den fünf Vermissten im Chempark Leverkusen kann nach Einschätzung der Feuerwehr noch länger dauern. "Es ist die ganze Nacht gesucht worden und nachgelöscht worden und das wird heute im Laufe des Tages fortgesetzt", sagte der Leiter der Leverkusener Feuerwehr, Hermann Greven am Mittwochmorgen. Von der Einsatzstelle gehe im Moment keine Gefahr aus. Rund 360 Einsatzkräfte seien nach der Explosion und dem Brand im Laufe des Tages im Einsatz gewesen.

Wie schon am Vorabend würden im Chempark noch immer fünf Menschen vermisst, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am frühen Mittwochmorgen. Bei dem Unglück am Vortag waren nach Angaben von Chempark-Leiter Lars Friedrich vom Dienstagabend mindestens zwei Menschen gestorben. Die Zahl der Verletzten betrug demnach 31. Davon schwebte ein Mensch den Angaben zufolge in Lebensgefahr.

Die Hoffnung, die Vermissten noch lebend zu finden, werde immer geringer, hatte Friedrich am Abend gesagt. Die gewaltige Explosion, die nach Zeugenberichten im Umkreis von vielen Kilometern zu hören war, ereignete sich demnach im Tanklager des Entsorgungszentrums Bürrig. Die Ursache für die Explosion war zunächst weiter unklar. Das Unternehmen rechnete damit, dass es noch einige Zeit dauern könnte, bis es erste Erkenntnisse gibt.

Explosion im Tanklager der Sondermüllverbrennungsanlage - drei Tanks in Brand

Laut Werksleitung ereignete sich die Explosion am Dienstag Vormittag im Tanklager der Sondermüllverbrennungsanlage des Chemieparks, in der Produktionsrückstände der dort ansässigen Firmen gesammelt und entsorgt werden. Drei Tanks mit organischen Lösungsmitteln gerieten in Brand. Werk- und Stadtfeuerwehr brauchten mehrere Stunden, um das Feuer zu löschen. Die Ursache war zunächst noch unklar, da keine Untersuchungen möglich waren. Brandexperten der Kölner Kriminalpolizei nahmen Ermittlungen auf.

Autobahn gesperrt, Erschütterung bis in 40 Kilometer Entfernung messbar

Wegen des Unglücks wurden mehrere Autobahnen in der Umgebung des Chemieparks zeitweise gesperrt, wegen der Rauchwolke wurden Warnungen an die Bevölkerung herausgegeben. Bürger waren aufgerufen, Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen sowie das betroffene Gebiet zu meiden. Am Abend erklärte die Stadt, die Bewohner des betroffenen Stadtteils Bürrig könnten Türen und Fenster wieder öffnen.

Die Erschütterung war derart heftig, dass sogar mehrere Stationen des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen sie messen konnten. Unter anderem sei sie an einer Station im Hespertal registriert worden - rund 40 Kilometer entfernt.

Ob die Rauchwolke und daraus herabfallende Niederschläge giftige Stoffe enthielten, war zunächst unklar; die Analysen dazu liefen. Laut der Stadt waren alle Messwerte zunächst "im grünen Bereich".

In mehreren Stadtteilen gingen "cent- bis eurogroße" Rußpartikel nieder, "die eine ölige Konsistenz haben", wie die Stadt mitteilte. Der Ruß solle nicht in Wohnräume getragen werden. Es werde empfohlen, Schuhe vor der Haustür abzustellen.

600.000 bis 900.000 Liter Lösungsmittel gerieten in Brand

Die schwere Detonation hatte kurz vor 10 Uhr die Stadt erschüttert. Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) sprach am Nachmittag vor Journalisten von einer "immensen Explosion". Das Unglück sei "ein tragischer Tag" für seine Stadt, die Gedanken seien bei der Familie des Toten und den Verletzten.

In den betroffenen Tanks befanden sich nach ersten Schätzungen der Betreiber 600.000 bis 900.000 Liter Lösungsmittel. Durch den Einsatz der Feuerwehr, die unter anderem Unterstützung auch aus Köln erhielt, war die Lage im Tanklager bis zum Nachmittag unter Kontrolle.

Ein Twitter-Nutzer veröffentlichte am späten Vormittag ein Kurzvideo, in dem das brennende Tanklager zu sehen ist:

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Die Videoaufnahmen von Anwohnern zeigen ebenfalls hohe Rauchsäulen:

FEUERWEHR, ANNA FROSS, ARTJOM KOROTKOV / Reuters

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) sprach von einem "tragischen Tag" für die Stadt mit ihren mehr als 167.000 Einwohnern, die eng mit der Chemie verbunden sei. Auch er selbst habe die Erschütterung gespürt.

Unglück schlägt auf Aktienkurse der ansässigen Unternehmen durch

Der "Chempark Leverkusen" ist nach eigenen Angaben einer der größten Chemieparks Europas. An den drei Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen sind mehr als 70 Firmen angesiedelt. Zu den größten Unternehmen in dem Chemiepark gehören Bayer, Covestro, Lanxess und Arlanxeo. Bayer und Lanxess hatten die Betreiberfirma Currenta im Jahr 2019 an Macquarie verkauft.

Aktien von Unternehmen, die in dem Chemiepark angesiedelt sind, notierten durch die Bank im Minus: Bayer  gaben um die Mittagszeit bis zu 1,3 Prozent nach, Covestro  verloren bis zu 1,4 Prozent und die Papiere von Lanxess  notierten bis zu 1 Prozent leichter.

wed/oho/la/dpa/AFP/Reuters
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