Google-Konkurrenz EU macht Weg für europäische Werbeallianz frei

Mit Daten ihrer Nutzer verdienen Techriesen wie Google, Apple oder Meta seit Jahren Milliarden. Künftig dürfen auch die europäischen Telekomkonzerne in dem Geschäft mitmischen - und schmieden auch schon Pläne.
Baut an einer Google-Werbekonkurrenz: Telekom-Chef Tim Höttges

Baut an einer Google-Werbekonkurrenz: Telekom-Chef Tim Höttges

Foto: Jörg Schüler / imago images

Die EU-Kommission hat den Weg für einen europäischen Google-Konkurrenten auf dem Werbemarkt frei gemacht. Damit dürfen die Deutsche Telekom, die spanische 02-Mutter Telefonica, Vodafone und der französische Orange-Konzern zusammen ein Werbe-Joint-Venture gründen, das es Geschäftspartnern in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Großbritannien künftig ermöglichen soll, das Surfverhalten ihrer Kunden nachzuverfolgen.

Dabei steigen die Telekomanbieter allerdings nicht selbst ins Werbegeschäft ein, sondern statten Dritte mit Daten aus. Und erzeugen auf Basis der bei ihnen geschlossenen Verträge pseudonymisierte IDs. Mithilfe derer können Marken und Verlage Nutzer auf ihren Websites erkennen und sie mit personalisierten Offerten versorgen.

EU gibt ohne Auflagen grünes Licht

Die Kunden selbst müssen der Nutzung ihrer Daten dabei aber explizit zustimmen. Sie sollen über ein Portal, das unter dem Namen "Trustpid"  bereits getestet wird, zudem steuern können, welche Marken ihre Daten verwenden dürfen, erläuterten die Konzerne Anfang Januar bei der Vorstellung ihres Joint-Venture-Vorhabens. An der neuen Unternehmung sollen alle vier Partner zu gleichen Teilen beteiligt sein.

Die EU-Kommission, die für ihre Prüfung auch Datenschutzexperten hinzuzog, gab den Zusammenschluss Ende vergangener Woche ohne Auflagen frei.  Man sehe keine wettbewerbsrechtlichen Hindernisse in Europa, erklärte die Behörde.

Mit ihrem Zusammenschluss hoffen die vier Telekommunikationskonzerne ein Gegengewicht gegen die wachsende Werbemacht Googles aufbauen zu können. Der Onlinewerbemarkt sorgt maßgeblich für die Milliardengewinne von Tech-Konzernen wie Google oder Meta.

Google beispielsweise setzte im abgelaufenen dritten Quartal 2022 mehr als 54 Milliarden Dollar mit Werbung um. Und versuchte zuletzt etwa mit dem angekündigten Aus von sogenannten "Third-Party-Cookies", mit denen sich das Nutzungsverhalten über unterschiedliche Webseiten nachverfolgen lässt, den Markt weiter zu monopolisieren.

Allerdings ist der Konzern aus Mountain View zuletzt seinerseits unter Druck geraten. Mit der Integration der KI-Anwendung Chat GPT3 in seiner Suchmaschine Bing will Konkurrent Microsoft Google massiv Werbegeschäft abspenstig machen. Und scheint damit einen Nerv zu treffen: Wie Microsoft kürzlich mitteilte, registrierten sich innerhalb von zwei Tagen mehr als eine Million Menschen, die gerne Microsofts Suchmaschine Bing mit der erweiterten KI-Funktion ausprobieren wollen.

mihec
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