Elektrolyseur in Planstadt Neom
Bundeshilfe für Wasserstoffprojekt von Thyssenkrupp in Saudi-Arabien
Thyssenkrupp setzt voll auf grünen Wasserstoff als Zukunftstechnik. Eine der weltgrößten Anlagen soll in Saudi-Arabien entstehen - mit Zuschuss vom Bund.
Gewaltige Ambition: Präsentation der Planstadt Neom in Saudi-Arabien 2017
Foto: Faisal Al Nasser/ REUTERS
Die Bundesregierung fördert ein Wasserstoffprojekt des Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp in Saudi-Arabien. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (62, CDU) übergab am Mittwoch einen Förderbescheid an Konzernchefin Martina Merz (57). Die Thyssenkrupp-Tochter Uhde erhält rund 1,5 Millionen Euro, um in der saudi-arabischen Stadt Neom einen Elektrolyseur zu errichten, mit dem grüner Wasserstoff auf der Basis von Solar- und Windenergie gewonnen werden soll. Das sei zunächst eine "sehr bescheidene Summe", sagte Altmaier auf einer Onlinepressekonferenz. Es gebe aber "Luft nach oben".
Der Energieträger Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft. Uhde will den Angaben zufolge eines der weltweit größten Wasserelektrolysemodule mit einer Größe von 20 Megawatt entwickeln. Mit dem Modul könnten bis zu 9 Tonnen Wasserstoff pro Tag hergestellt werden. Shell baut in seiner Raffinerie Rheinland bei Köln eine ähnliche Anlage für 10 Megawatt, die nach früheren Angaben noch in diesem Jahr in Betrieb gehen und die größte der Welt werden sollte - als Vorlage für einen späteren Ausbau auf 100 Megawatt.
Der Bau von Anlagen für die Wasserstofferzeugung gehört zu den aktuell wenigen Lichtblicken bei Thyssenkrupp. Vorstandschefin Martina Merz hat den Bereich deshalb von der Verkaufsliste genommen. Bei der Wasserelektrolyse sei der Konzern "in einer ausgezeichneten Ausgangssituation", sagte Merz. Die Politik müsse aber die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Dazu gehöre die notwendige Transportinfrastruktur.
Saudi-arabische Multimilliardenpläne
Die Anlage von Uhde ist Teil eines großen Projekts zur Gewinnung von Wasserstoff in der Region Neom - einer Planstadt, die auf Geheiß von Kronprinz Mohammed bin Salman (35) im Nordwesten des Königreichs am Roten Meer entstehen und als "lebendes Labor" für Zukunftstechnologien dienen soll. Bereits im Juli verkündete die Neom-Entwicklungsgesellschaft, die inzwischen mit einigen hundert Beschäftigten in die Wüstenregion gezogen ist, Pläne für die weltgrößte grüne Wasserstoffanlage mit einer Kapazität von 650 Tonnen täglich.
Geplant ist, den Wasserstoff per Schiff in die Abnehmerländer zu transportieren und dort im Verkehrssektor einzusetzen. Die Wasserstoffproduktionsanlage "Helios" hat laut Bundeswirtschaftsministerium ein Investitionsvolumen von rund fünf Milliarden Euro.
Der Bund hat mit dem Konjunkturpaket vom vergangenen Juni neben sieben Milliarden Euro für den Aufbau eines nationalen Wasserstoffmarktes weitere zwei Milliarden Euro für internationale Kooperationen im Bereich Wasserstoff zur Verfügung gestellt. Thyssenkrupp ist das zweite Unternehmen, das davon profitiert. Zuvor hatte Siemens Energy für ein Projekt in Chile eine Förderzusage erhalten.