Verlustreiche Windanlagen-Tochter Siemens wechselt Chef bei Gamesa aus

Andreas Nauen wird neuer Chef von Siemens Gamesa
Foto: Siemens Gamesa Renewable EnergyDer Industriekonzern Siemens (Kurswerte anzeigen) greift bei seiner Tochter Siemens Gamesa durch: Gamesa-Chef Markus Tacke werde sofort durch Andreas Nauen ersetzt, teilte Siemens Gamesa am späten Mittwochabend mit. Der 55-jährige Nauen leitete zuvor das Offshore-Geschäft des Windanlagenbauers.
Siemens Gamesa war bereits im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht, auch das zweite Jahresviertel sah nicht besser aus. Nun rechne das Unternehmen auch im dritten Quartal mit einem negativen bereinigten Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern), wie Siemens Gamesa am Mittwoch ebenfalls mitteilte. Zur Begründung führte die Siemens-Tochter hohe Projektkosten und die Auswirkungen der Corona-Pandemie an.
Im letzten Jahresviertel soll das Ergebnis zwar wieder positiv sein. Doch dies dürfte nicht ausreichen, um die negative Entwicklung für das gesamte Geschäftsjahr auszugleichen, hieß es weiter.
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Andreas Nauen soll nun das Ruder wieder herumreißen. JPMorgan-Analysst Akash Gupta bezeichnet die Nachricht als positiv. Nauen sei ein erfahrener Manager. Zugleich aber verwies er darauf, dass der Konzern auch eine weitere Gewinnwarnung veröffentlicht und nun den 27. August für seinen Kapitalmarkttag 2020 festgelegt habe.
Die Aktien des in Madrid gelisteten Windanlagenbauers gaben am Donnerstag um rund neun Prozent auf 13,88 Euro nach. Trotz eines deutlichen Kurssturzes angesichts der Corona-Krise von knapp 17 auf unter 11 Euro im März hatte sich die Bewertung zuvor im Zuge eines Großauftrages in Frankreich Anfang Juni sogar wieder bis knapp unter die Marke von 16 Euro hochgearbeitet. Die erneute Gewinnwarnung kommt bei den Anlegern jedoch nicht gut an.
Schwächelnder Markt
Bereits im zweiten Geschäftsquartal bis Ende März musste die Siemens-Tochter aufgrund der Belastungen durch die Corona-Krise einen Gewinneinbruch. Dazu kamen zusätzliche Kosten im Zusammenhang mit einem sich abschwächenden indischen Markt sowie für Projekte in Nordeuropa. Unterm Strich verlor das Unternehmen zwischen Januar und März 165 Millionen Euro nach einem Gewinn von 49 Millionen Euro im Vorjahr. Im ersten Geschäftshalbjahr summierten sich die Verluste damit auf 339 Millionen Euro.
Dabei blickt das Unternehmen laut eigener Angaben auf einen starken Auftragsbestand: Ende März betrug er 28,6 Milliarden Euro und lag damit 21 Prozent höher als ein Jahr zuvor.
Aus der deutschen Politik kamen zudem zuletzt erfreuliche Signale für die Windkraft-Branche. Die für diesen Donnerstag geplante Verabschiedung der umstrittenen Regelung zum Mindestabstand zwischen neuen Windrädern könnte das hiesige Geschäft mit Windanlagen an Land zumindest teilweise wiederbeleben. Die Bundesregierung stellt es den Ländern laut der Gesetzesvorlage frei, ob sie einen Mindestabstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung umsetzen wollen.