Mohammed bin Salman bin Abdelasis al-Saud, Kronprinz von Saudi-Arabien
Foto: Bernd von Jutrczenka/ picture alliance / dpaSaudi-Arabiens Herrscher wollen den Ölgiganten Saudi Aramco in Teilen an die Börse bringen. Doch dem Land droht ein Fiasko - denn der Konzern ist offenbar viel weniger wert als die Scheichs der Welt Glauben machen wollen.
Zwei Billionen, zweieinhalb Billionen Dollar - in dieses Sphären bewegten sich die optimistischen Schätzungen im Königreich noch vor einem knappen Jahr. Schon damals wurden allerdings Zweifel laut, ob das Unternehmen wirklich fünfmal so viel auf die Waage bringt wie Apple oder siebenmal so viel der US-Ölriese Exxon Mobil.
Doch nun reift offenbar auch in Saudi-Arabien selbst die Erkenntnis, dass die Börsengang-Verfechter den Mund zu voll genommen haben. Internen Schätzungen zufolge sei das Unternehmen "nur" um die 500 Milliarden Dollar wert, berichtet das "Wall Street Journal" (WSJ).
Erst nachdem die Regierung im März die Steuern für Aramco von 85 auf 50 Prozent gesenkt hat, sah die Rechnung wieder besser aus. Mit gutem Willen kommen die saudischen Manager jetzt auf 1,3 bis 1,5 Billionen Dollar. Doch die mit dem Schritt verbundenen Steuerausfälle belasten den ohnehin stark defizitären Staatshaushalt des Landes. Kurzfristig könnte nur ein stark steigender Ölpreis die Misere lindern - doch der ist nicht in Sicht.
Der Image-Schaden scheint ohnehin irreparabel. Denn das überraschende Börsen-Manöver hat in der Weltöffentlichkeit bisher vor allem den Eindruck hinterlassen, dass Saudi-Arabien gar nicht eine derart mächtige Ölnation ist wie stets proklamiert. Die Scheichs sind nackt.
Zugleich wirft der Vorfall das Land in dem Bemühen zurück, seine Wirtschaft auf eine neue Grundlage zu stellen. Denn mit hohen Erlösen aus dem Börsengang sollten neue, zukunftsträchtige Wirtschaftszweige wie erneuerbare Energien gefördert werden - so hatte es Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman vorgesehen.
Zuletzt hatten laut WSJ westliche Unternehmensberater gemeinsam mit einem Aramco-Team zahlreiche Umstrukturierungen des Ölgiganten erwogen, um dessen Wert zu steigern. Doch auch der weiterhin niedrige Ölpreis machte den IPO-Strategen einen Strich durch die Rechnung. Zudem sehen Investoren staatlich dominierte Firmen wie Aramco häufig besonders kritisch - da die Mehrheitseigner mitunter politisch motivierte, schwer kalkulierbare Entscheidungen treffen.
Generell weist Saudi Aramco aber viele Vorteile gegenüber anderen Ölmultis auf: Die Reserven übersteigen die der privatwirtschaftlichen Konkurrenz um ein Vielfaches. Zudem erfreuen sich die Araber extrem niedriger Förderkosten. Aramco produziert gut ein Zehntel der weltweiten Fördermenge - und damit mehr als doppelt so viel wie Exxon.
Trotz der negativen Neuigkeiten soll der Börsengang laut Insidern nicht in Gefahr sein. Höchstens werde er verkleinert oder verzögert. Bei einer Absage wäre der Gesichtsverlust dann wohl endgültig zu groß.
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Öl-Anlage in Saudi-Arabien: Saudi Aramco, der staatliche Öl-Konzern des Landes und das größte Ölunternehmen der Welt, plant derzeit seinen Börsengang für 2017 oder 2018. Nach Angaben der Verantwortlichen in Saudi-Arabien ist der Konzern mehr als zwei Billionen Dollar wert, was etwa das Vierfache des Börsenwertes des derzeit weltweit wertvollsten gelisteten Unternehmens Apple wäre. Manche Fachleute zweifeln die hohe Taxierung allerdings an und schätzen den Wert von Saudi Aramco deutlich niedriger ein.
Weltmarktführer: Nach Angaben von Saudi Aramco produziert der Konzern etwa 12 Prozent des weltweiten Ölangebots und damit mehr als jedes andere Unternehmen. Sprich: Jedes achte Barrel Öl (eine Tonne mit 159 Litern Fassungsvermögen) stammt von Saudi Aramco.
Riesenvorkommen: Saudi Aramco zufolge verfügt der Konzern über Reserven von 261 Milliarden Barrel Öl. Das ist laut CNN mehr als die gesamten Vorkommen von Nordamerika und genug für eine Förderung, die noch viele Jahre anhalten kann. Manche Experten bezweifeln aber auch diese Angabe und weisen darauf hin, dass solche Größen niemand überprüfen könne.
Großexporteur: Naturgemäß ist Saudi-Arabien mit Saudi Aramco auch größter Öl-Exporteur der Welt. Allein eine Million Barrel pro Tag liefert der Konzern an die USA. Etwa ebenso viel nehmen beispielsweise Japan oder Indien ab. Größter Öl-Käufer bei Aramco ist China mit einer Abnahmemenge von 1,4 Millionen Barrel pro Tag. Insgesamt verkauft der Konzern 75 Prozent seiner Produktion außerhalb der Landesgrenzen.
Staatsunternehmen: Ein Punkt, der Investoren beim Kauf der Aramco-Aktien zögern lassen könnte, ist die Staats-nähe des Riesenkonzerns. Experten schätzen, dass mehr als 90 Prozent der Einnahmen an die saudische Staatskasse abgeführt werden - da könnte für Investoren wenig übrig bleiben. Tatsächlich stammen auf der anderen Seite fast 90 Prozent der saudischen Staatseinnahmen aus dem Ölgeschäft. (im Bild: Finanzdistrikt der saudischen Hauptstadt Riad)
Produktivitätskünstler: Kaum ein Produzent holt das schwarze Gold so kostengünstig aus der Tiefe wie Saudi Aramco. Einer Übersicht der Beratungsfirma Rystad Energy zufolge betragen die Kosten für die Förderung eines Barrels Öl in Saudi-Arabien 9,90 Dollar. In nur zwei Förderländern liegen die Kosten je Barrel unter zehn Dollar, so die Übersicht. Besser als Saudi-Arabien steht demnach mit 8,50 Dollar nur Kuwait da.
Groß-Arbeitgeber: Nach Angaben von Saudi Aramco beschäftigt das Unternehmen 65.000 Mitarbeiter, und das in einem Land mit etwa 28 Millionen Einwohnern. Insgesamt 200.000 Leute auch anderswo verdanken ihre Arbeit Saudi Aramco, so der Konzern, der diese Zahl künftig noch deutlich steigern will.
Öl-Anlage in Saudi-Arabien: Saudi Aramco, der staatliche Öl-Konzern des Landes und das größte Ölunternehmen der Welt, plant derzeit seinen Börsengang für 2017 oder 2018. Nach Angaben der Verantwortlichen in Saudi-Arabien ist der Konzern mehr als zwei Billionen Dollar wert, was etwa das Vierfache des Börsenwertes des derzeit weltweit wertvollsten gelisteten Unternehmens Apple wäre. Manche Fachleute zweifeln die hohe Taxierung allerdings an und schätzen den Wert von Saudi Aramco deutlich niedriger ein.
Foto: epa Jamal Nasrallah/ picture-alliance/ dpaRiesenvorkommen: Saudi Aramco zufolge verfügt der Konzern über Reserven von 261 Milliarden Barrel Öl. Das ist laut CNN mehr als die gesamten Vorkommen von Nordamerika und genug für eine Förderung, die noch viele Jahre anhalten kann. Manche Experten bezweifeln aber auch diese Angabe und weisen darauf hin, dass solche Größen niemand überprüfen könne.
Foto: MARWAN NAAMANI/ AFPGroßexporteur: Naturgemäß ist Saudi-Arabien mit Saudi Aramco auch größter Öl-Exporteur der Welt. Allein eine Million Barrel pro Tag liefert der Konzern an die USA. Etwa ebenso viel nehmen beispielsweise Japan oder Indien ab. Größter Öl-Käufer bei Aramco ist China mit einer Abnahmemenge von 1,4 Millionen Barrel pro Tag. Insgesamt verkauft der Konzern 75 Prozent seiner Produktion außerhalb der Landesgrenzen.
Foto: TIM CHONG/ REUTERSStaatsunternehmen: Ein Punkt, der Investoren beim Kauf der Aramco-Aktien zögern lassen könnte, ist die Staats-nähe des Riesenkonzerns. Experten schätzen, dass mehr als 90 Prozent der Einnahmen an die saudische Staatskasse abgeführt werden - da könnte für Investoren wenig übrig bleiben. Tatsächlich stammen auf der anderen Seite fast 90 Prozent der saudischen Staatseinnahmen aus dem Ölgeschäft. (im Bild: Finanzdistrikt der saudischen Hauptstadt Riad)
Foto: FAISAL AL NASSER/ REUTERSProduktivitätskünstler: Kaum ein Produzent holt das schwarze Gold so kostengünstig aus der Tiefe wie Saudi Aramco. Einer Übersicht der Beratungsfirma Rystad Energy zufolge betragen die Kosten für die Förderung eines Barrels Öl in Saudi-Arabien 9,90 Dollar. In nur zwei Förderländern liegen die Kosten je Barrel unter zehn Dollar, so die Übersicht. Besser als Saudi-Arabien steht demnach mit 8,50 Dollar nur Kuwait da.
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