Reliance-Raffinerie in Jamnagar, Indien (undatiertes Archivbild)
Foto: AFP PHOTO/HO/RELIANCE INDUSTRIESDer Drohnen-Angriff auf die größte Ölraffinerie Saudi-Arabiens rückt den saudischen Ölkonzern Saudi Aramco erneut in den Blick. Der größte Öllieferant der Welt plant den Gang an die Börse und hat erst vor wenigen Monaten einen Deal der Superlative geschlossen: Die Firma mit dem weltweit höchsten Gewinn trifft auf den reichsten Mann Asiens, dem die größte Raffinerie des Globus gehört - und heraus kommt die größte ausländische Direktinvestition, die Indien je gesehen hat.
Bei dem Gewinnweltmeister handelt es sich um den saudi-arabischen Staatskonzern Saudi Aramco. Für die erste Jahreshälfte 2019 wies Saudi Aramco einen um 12 Prozent auf 46,9 Milliarden Dollar gesunkenen Gewinn aus - immer noch mehr als doppelt so viel wie Apple, bisher das Maß der Dinge unter den börsennotierten Konzernen.
Um sich selbst für die Börse fein zu machen, feilt Aramco eifrig an seiner Story. "Wir maximieren die Profitabilität aus jedem Molekül, das wir produzieren", prahlt Konzernchef Amin Nasser. Außerdem wachse sein Unternehmen durch Zukäufe wie die Mehrheit am saudischen (ebenfalls staatlichen) Chemiekonzern Sabic - und nicht zuletzt auch international. Denn ein Global Player, das war die in der verschlossenen Welt des Königreichs Saudi-Arabien agierende Aramco trotz aller Größe bisher nicht.
Mit dem indischen Multimilliardär Mukesh Ambani (62) hat sich Nasser nun darauf geeinigt, 20 Prozent der Raffinerie- und Petrochemiesparte von dessen Mischkonzern Reliance Industries zu übernehmen. Laut Ambani wird das Unternehmen dabei mit 75 Milliarden Dollar einschließlich Schulden bewertet. Zu dem Deal gehöre auch ein fester Liefervertrag über eine halbe Million Fass Rohöl pro Tag aus Saudi-Arabien für die riesige Reliance-Raffinerie in Jamnagar an der indischen Westküste.
"Wir haben unsere zwei Jahrzehnte zurückreichende Beziehung, auf der Basis gegenseitigen Vertrauens, in eine Partnerschaft für potenzielles Wachstum über viele Jahre umgewandelt", schwärmte Ambani am Montag auf der Reliance-Hauptversammlung.
Der Gewinn des Mischkonzerns, der Ambani laut "Forbes" 46 Milliarden Dollar Nettovermögen beschert hat, beruht vor allem auf der Weiterverarbeitung saudi-arabischen Öls. Die Saudis wiederum sind vom asiatischen Absatzmarkt abhängig. Der nun geschlossene Liefervertrag für Reliance macht alleine schon 5 Prozent der gesamten Aramco-Förderung aus.
Die Verbindung ist also logisch: Die Saudis können ihre Börsenträume über alle Hindernisse hinweg weiterverfolgen, und Ambani bekommt freie Mittel für seine Ambitionen jenseits der Ölwelt. Bedingung für den Erfolg ist allerdings, dass der Handel über die umkämpfte Seestraße von Hormus frei bleibt.
111,1 Milliarden Dollar soll der saudi-arabische Staatskonzern Saudi Aramco im Jahr 2018 als Reingewinn verbucht haben, melden die Ratingagenturen Moody's und Fitch. 70 Milliarden Dollar gingen gerade in die Übernahme des verbundenen Chemiekonzerns Sabic. Am Wochenende wurde Saudi Aramco allerdings Opfer eines Drohnenangriffs. Durch die Explosionen wurde die größte Erdölraffinerie Saudi-Arabiens schwer beschädigt, etwa 5 Prozent des weltweiten Erdölangebots können nun nicht mehr produziert werden. Was sich daraus nun für Aramcos geplanten Börsengang ergibt, ist vollkommen offen. Der Konzern strebt seit Jahren in Richtung Börse. An der erhofften Rekordbewertung gibt es aber Zweifel, auch wenn der ausgewiesene Profit eindeutig Weltspitze wäre.
Apple ist bislang das Maß der Dinge in der Konzernwelt. Der kalifornische Konzern kam im vergangenen Jahr - mit deutlicher Steigerung - auf 59,5 Milliarden Dollar Nettogewinn.
In China sind die Großbanken vorne, angeführt von der Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) mit 298,7 Milliarden Yuan (42,8 Milliarden Dollar).
Beim südkoreanischen Apple-Rivalen Samsung Electronics standen für das vergangene Jahr unterm Strich 40,3 Milliarden Dollar.
Noch eine chinesische Großbank, die China Construction Bank (CCB), mit 36,5 Milliarden Dollar.
Die führende US-Großbank JPMorgan Chase unter ihrem Dauerchef Jamie Dimon verbuchte satte 32,5 Milliarden Dollar.
Da kommt der Google-Mutterkonzern Alphabet trotz deutlichen Wachstums nicht ganz heran. In Mountain View blieben 30,7 Milliarden Dollar übrig.
Die Bank of China verdiente 2018 immerhin 27,6 Milliarden Dollar. Der Abschluss der vierten Großbank Agricultural Bank of China ist bisher noch nicht veröffentlicht.
In der Ölbranche, dem eigentlichen Wettbewerbsumfeld von Saudi Aramco, steht Royal Dutch Shell mit 23,4 Milliarden Dollar Nettogewinn unter den Privatkonzernen vorn.
Zum Vergleich: Als größter deutscher Konzern hat Volkswagen im vergangenen Jahr 12,15 Milliarden Euro (14,3 Milliarden Dollar) verdient.
Öl-Anlage in Saudi-Arabien: Saudi Aramco, der staatliche Öl-Konzern des Landes und das größte Ölunternehmen der Welt, plant derzeit seinen Börsengang für 2017 oder 2018. Nach Angaben der Verantwortlichen in Saudi-Arabien ist der Konzern mehr als zwei Billionen Dollar wert, was etwa das Vierfache des Börsenwertes des derzeit weltweit wertvollsten gelisteten Unternehmens Apple wäre. Manche Fachleute zweifeln die hohe Taxierung allerdings an und schätzen den Wert von Saudi Aramco deutlich niedriger ein.
Weltmarktführer: Nach Angaben von Saudi Aramco produziert der Konzern etwa 12 Prozent des weltweiten Ölangebots und damit mehr als jedes andere Unternehmen. Sprich: Jedes achte Barrel Öl (eine Tonne mit 159 Litern Fassungsvermögen) stammt von Saudi Aramco.
Riesenvorkommen: Saudi Aramco zufolge verfügt der Konzern über Reserven von 261 Milliarden Barrel Öl. Das ist laut CNN mehr als die gesamten Vorkommen von Nordamerika und genug für eine Förderung, die noch viele Jahre anhalten kann. Manche Experten bezweifeln aber auch diese Angabe und weisen darauf hin, dass solche Größen niemand überprüfen könne.
Großexporteur: Naturgemäß ist Saudi-Arabien mit Saudi Aramco auch größter Öl-Exporteur der Welt. Allein eine Million Barrel pro Tag liefert der Konzern an die USA. Etwa ebenso viel nehmen beispielsweise Japan oder Indien ab. Größter Öl-Käufer bei Aramco ist China mit einer Abnahmemenge von 1,4 Millionen Barrel pro Tag. Insgesamt verkauft der Konzern 75 Prozent seiner Produktion außerhalb der Landesgrenzen.
Staatsunternehmen: Ein Punkt, der Investoren beim Kauf der Aramco-Aktien zögern lassen könnte, ist die Staats-nähe des Riesenkonzerns. Experten schätzen, dass mehr als 90 Prozent der Einnahmen an die saudische Staatskasse abgeführt werden - da könnte für Investoren wenig übrig bleiben. Tatsächlich stammen auf der anderen Seite fast 90 Prozent der saudischen Staatseinnahmen aus dem Ölgeschäft. (im Bild: Finanzdistrikt der saudischen Hauptstadt Riad)
Produktivitätskünstler: Kaum ein Produzent holt das schwarze Gold so kostengünstig aus der Tiefe wie Saudi Aramco. Einer Übersicht der Beratungsfirma Rystad Energy zufolge betragen die Kosten für die Förderung eines Barrels Öl in Saudi-Arabien 9,90 Dollar. In nur zwei Förderländern liegen die Kosten je Barrel unter zehn Dollar, so die Übersicht. Besser als Saudi-Arabien steht demnach mit 8,50 Dollar nur Kuwait da.
Groß-Arbeitgeber: Nach Angaben von Saudi Aramco beschäftigt das Unternehmen 65.000 Mitarbeiter, und das in einem Land mit etwa 28 Millionen Einwohnern. Insgesamt 200.000 Leute auch anderswo verdanken ihre Arbeit Saudi Aramco, so der Konzern, der diese Zahl künftig noch deutlich steigern will.
Öl-Anlage in Saudi-Arabien: Saudi Aramco, der staatliche Öl-Konzern des Landes und das größte Ölunternehmen der Welt, plant derzeit seinen Börsengang für 2017 oder 2018. Nach Angaben der Verantwortlichen in Saudi-Arabien ist der Konzern mehr als zwei Billionen Dollar wert, was etwa das Vierfache des Börsenwertes des derzeit weltweit wertvollsten gelisteten Unternehmens Apple wäre. Manche Fachleute zweifeln die hohe Taxierung allerdings an und schätzen den Wert von Saudi Aramco deutlich niedriger ein.
Foto: epa Jamal Nasrallah/ picture-alliance/ dpaRiesenvorkommen: Saudi Aramco zufolge verfügt der Konzern über Reserven von 261 Milliarden Barrel Öl. Das ist laut CNN mehr als die gesamten Vorkommen von Nordamerika und genug für eine Förderung, die noch viele Jahre anhalten kann. Manche Experten bezweifeln aber auch diese Angabe und weisen darauf hin, dass solche Größen niemand überprüfen könne.
Foto: MARWAN NAAMANI/ AFPGroßexporteur: Naturgemäß ist Saudi-Arabien mit Saudi Aramco auch größter Öl-Exporteur der Welt. Allein eine Million Barrel pro Tag liefert der Konzern an die USA. Etwa ebenso viel nehmen beispielsweise Japan oder Indien ab. Größter Öl-Käufer bei Aramco ist China mit einer Abnahmemenge von 1,4 Millionen Barrel pro Tag. Insgesamt verkauft der Konzern 75 Prozent seiner Produktion außerhalb der Landesgrenzen.
Foto: TIM CHONG/ REUTERSStaatsunternehmen: Ein Punkt, der Investoren beim Kauf der Aramco-Aktien zögern lassen könnte, ist die Staats-nähe des Riesenkonzerns. Experten schätzen, dass mehr als 90 Prozent der Einnahmen an die saudische Staatskasse abgeführt werden - da könnte für Investoren wenig übrig bleiben. Tatsächlich stammen auf der anderen Seite fast 90 Prozent der saudischen Staatseinnahmen aus dem Ölgeschäft. (im Bild: Finanzdistrikt der saudischen Hauptstadt Riad)
Foto: FAISAL AL NASSER/ REUTERSProduktivitätskünstler: Kaum ein Produzent holt das schwarze Gold so kostengünstig aus der Tiefe wie Saudi Aramco. Einer Übersicht der Beratungsfirma Rystad Energy zufolge betragen die Kosten für die Förderung eines Barrels Öl in Saudi-Arabien 9,90 Dollar. In nur zwei Förderländern liegen die Kosten je Barrel unter zehn Dollar, so die Übersicht. Besser als Saudi-Arabien steht demnach mit 8,50 Dollar nur Kuwait da.
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