Ausfall von Windstrom wird teuer
Frost in Texas sorgt für Gewinnwarnung von RWE
Weil Windräder vereist sind, muss RWE zugesagten Strom zu Höchstpreisen an der Börse kaufen: Der heftige Wintereinbruch in Texas wird teuer für den deutschen Konzern.
Eingefroren: Fahrzeuge des Wartungsdienstes an einer Stromleitung in Fort Worth, Texas
Foto: Ralph Lauer/EPA-EFE/Shutterstock
Wegen der aktuell eisigen Temperaturen im US-Bundesstaat Texas rechnet der deutsche Energiekonzern RWE mit finanziellen Einbußen. Wegen Vereisungen und Netzproblemen sei ein Teil der Windkraftanlagen vor Ort außer Betrieb, teilte der Essener Konzern am Donnerstagabend mit. Derzeit konzentriere man sich darauf, die betroffenen Windturbinen wieder in Gang zu bringen.
Dazu wirke sich das extreme Wetter auf die Strompreise aus. Da RWE einen Teil der Produktion aus den Windkraftanlagen bereits verkauft habe, müsse der Konzern nun "zu außergewöhnlich hohen Preisen" Strommengen zukaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen, heißt es. Die hohe Nachfrage in Kombination mit der geringen Produktion lasse die Preise steigen.
Insgesamt erwartet RWE wegen der aktuellen Lage, dass das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) des Segments Onshore Wind/Solar im laufenden Jahr mit einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belastet werde, heißt es.
Die RWE-Aktie gab am Freitagmorgen etwa 2,5 Prozent nach. Die britische Investmentbank Barclays sieht eine Kaufgelegenheit: Die Reaktionen auf die Nachricht dürfte übertrieben sein, schreibt Analyst Peter Crampton. Sicherlich werde der Gewinn 2021 unter der aktuellen Entwicklung leiden, doch handele es sich um einen einmaligen Effekt. Der Experte schätzt die Ebitda-Belastung auf 250 Millionen Euro. Er bezeichnet das aber als vorsichtig, hat also offenbar einen gewissen Sicherheitsspielraum veranschlagt.
Die Experten des Analysehauses RBC nennen die Belastungen durch die Witterungsverhältnisse in Texas "beträchtlich" und rechnen mit Ebitda-Einbußen von 300 bis 400 Millionen Euro, betonen aber ebenfalls den einmaligen Charakter. Die Dividende für 2021 sowie die mittelfristigen Wachstumsziele dürfte das daher nicht beeinflussen.
Stromausfälle befeuern politische Angriffe auf Energiewende
Teile der USA plagt derzeit ein schwerer Wintereinbruch, der zu massenhaften Stromausfällen geführt hat. Am schwersten betroffen ist der Bundesstaat Texas im Süden des Landes. In den vergangenen Tagen waren in Texas mehrere Millionen Menschen ohne Strom. Die "Washington Post" berichtete, dass in mehreren Städten in Texas auch die Wasserversorgung unterbrochen war.
Die Windkraft liefert im Jahresdurchschnitt knapp ein Viertel der texanischen Stromerzeugung. Die im Staat seit Jahrzehnten regierenden Republikaner machen nun die Abhängigkeit von Windstrom für die Ausfälle verantwortlich - auch als Argument gegen einen US-weit diskutierten "Green New Deal", um die kommerziell bereits erfolgreiche Energiewende noch politisch zu befördern. Als Hauptgrund für den Energiekollaps in Texas jedoch gelten eingefrorene Gasleitungen, die nicht winterfest ausgerüstet wurden. Mehr als die Hälfte des Stroms in dem Staat wird von Gaskraftwerken erzeugt, besonders im Winter.
RWE setzt strategisch auf den Ausbau erneuerbarer Energien, wobei die USA eine Schlüsselrolle spielen sollen. Nach eigenen Angaben betreibt der Konzern 27 Windparks in den Vereinigten Staaten, weitere befinden sich in Bau. Um den weiteren Ausbau zu finanzieren, verkauft RWE immer wieder Anteile. Zuletzt im Januar gab der Konzern bekannt, eine Beteiligung von 24 Prozent an vier texanischen Windfarmen für 160 Millionen Dollar an die britische Fondsgesellschaft Greencoat abzugeben.