Verkauf von Wind- und Solarparks RWE entschuldet Nordex mit Ökostromdeal

Ménage-à-deux: Montage eines Nordex-Windrads in Sainte-Lizaigne, Zentralfrankreich.
Foto: GUILLAUME SOUVANT/ AFP
Ménage-à-deux: Montage eines Nordex-Windrads in Sainte-Lizaigne, Zentralfrankreich.
Foto: GUILLAUME SOUVANT/ AFPDer Windradhersteller Nordex will Wind- und Solarprojekte in Europa an RWE verkaufen. Daraufhin hob die Aktie der Hamburger am Montagvormittag ab und stieg um mehr als 22 Prozent auf 10,72 Euro. Auch bei RWE-Investoren stieß der Deal an der Börse auf Zustimmung. Der Aktie gewann knapp 3 Prozent. Der Essener Dax-Konzern baut sich gerade zu einem Spezialisten für regenerative Energien um.
Vereinbart ist für den Deal nach Angaben von Nordex ein Verkaufspreis von 402,5 Millionen Euro in bar. Dabei gehe es um 2,6 Gigawatt Windkapazität, davon 1,8 Gigawatt in Frankreich, und 0,1 Gigawatt Solarkapazität. Die Arbeitnehmervertreter in Frankreich und die dortigen Behörden müssen der Vereinbarung noch zustimmen. Nordex erwartet, dass der Verkauf im vierten Quartal über die Bühne gehen wird. Als Teil des Vertrags wird RWE auch mehr als 70 Mitarbeiter von Nordex übernehmen. Nordex will seine Projektentwicklung in anderen Märkten fortsetzen.
"Das wird die Bilanz des Unternehmens deutlich verbessern", argumentierte Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler mit Blick auf den Verkäufer Nordex. Aus einer Nettoschuldenposition würde eine deutlich positive Cash-Position. Nordex hebe mit dem Deal erhebliche versteckte Reserven. In den Büchern sei das Geschäft bislang sehr niedrig bewertet.
Für das Analysehaus Jefferies kommt der Deal nicht überraschend, es habe solche Verkäufe bereits früher gegeben, außerdem sei die Projektentwicklung kein Schwerpunkt des Konzerns. Als Teil der Wertschöpfungskette entwickelt Nordex in einigen Märkten ein eigenes Portfolio von Windparkprojekten. Diese Projekte werden dann an Kunden oder Investoren weiterverkauft.
Die französische Großbank Société Générale (SocGen) stuft Nordex von "Hold" auf "Buy" hoch, senkt aber das Kursziel von 13 auf 11 Euro. Die um bis zu 50 Prozent schlechtere Kursentwicklung im Vergleich zu den Aktien der Wettbewerber eröffne Anlegern eine attraktive Kaufgelegenheit, begründete Analyst Rajesh Singla sein geändertes Anlagevotum in einer am Montag vorliegenden Studie. Dass er dennoch das Kursziel gesenkt habe, liege an der Corona-Krise: Sie belaste die Lieferketten des Windkraftanlagenherstellers.
Der Klimawandel ist das Megathema unserer Zeit, Aktivisten wie die Schwedin Greta Thunberg (rechts im Bild, am Dienstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos) werfen Vertretern aus Politik und Wirtschaft gerne vor, zu wenig gegen die globale Erwärmung zu tun. Es gibt allerdings Ausnahmen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat ein Ranking erstellt mit jenen Firmengründern und -Lenkern, die sich zumindest unter anderem den Kampf gegen den Klimawandel auf die Fahnen geschrieben, und die damit bisher am meisten Geld verdient haben. Auf der Liste befinden sich einige prominente Namen - und einige, die kaum jemand kennt.
Auf Platz eins des Rankings stehen der Chinese Zeng Yuqun, Gründer des chinesischen Batterieherstellers CATL, sowie drei weitere Großaktionäre des Unternehmens. Gemeinsam haben sie Dank der Aktienentwicklung von CATL laut Bloomberg bis zum Stichtag 31. Dezember 2019 ein Vermögen von 16,7 Milliarden Dollar angehäuft. CATL beliefert unter anderem Daimlern, Toyota, BMW und Volvo mit Akkus für Elektroautos. Die Aktie des Unternehmens hat sich seit dem IPO im Jahr 2018 im Wert mehr als vervierfacht. (Das Bild zeigt Zeng Yuqun, links sitzend, gemeinsam mit Kanzlerin Merkel, dem chinesischen Premier Li Keqiang sowie Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee bei einer Vertragsunterzeichnung im Kanzleramt in Berlin)
Platz zwei belegt ein alter Bekannter: Elon Musk, Mitgründer und Chef des Elektroautobauers Tesla. Musk hält etwa ein Fünftel der Anteile an Tesla, Bloomberg schätzt sein Gesamtvermögen auf 27,6 Milliarden Dollar. 14,6 Milliarden davon, so die Agentur, sind Musks "grünen" Aktivitäten zuzurechnen - auch hier mit Stand zum Jahreswechsel, wohlgemerkt. Die irre Kurs-Rally von Tesla im Januar könnte ihn durchaus auf Platz eins heben.
Auf Platz drei listet Bloomberg einen deutschen Unternehmer auf: Aloys Wobben ist Gründer des Windanlagenherstellers Enercon, der eigenen Angaben zufolge 2018 über einen Weltmarktanteil von 6 Prozent verfügte. Bloomberg schätzt das Vermögen von Windkraft-Pionier Wobben, der seine erste bereits in den 1970ern entwickelte, auf 7,3 Milliarden Dollar, was etwa 6,6 Milliarden Euro entspricht. manager magazin taxierte den Auricher Unternehmer zuletzt etwas konservativer: In der jüngsten mm-Reichstenliste steht Wobben nebst Familie mit einem Vermögen von 4,5 Milliarden Euro. Hintergrund: Enercon sorgte zuletzt mit einem umfangreichen Stellenabbau für Schlagzeilen.
Der australische Unternehmer Anthony Pratt hat sein Vermögen mit Wellpappe und recyceltem Papier gemacht. Seine Unternehmen heißen Visy Group sowie Pratt Industries. Und sein Vermögen beträgt laut Bloomberg etwa 6,8 Milliarden Dollar.
Longi Green Energy Technology ist einer der weltgrößten Hersteller von Solaranlagen, und die Männer, die bei dem chinesischen Unternehmen am Ruder sitzen, heißen Li Zhenguo, Li Chunan und Li Xiyan. Die drei Herren bringen es gemeinsam auf ein Vermögen von 3,4 Milliarden Dollar, so Bloomberg, basierend vor allem auf dem Börsenwert Longis in Höhe von etwa 16 Milliarden Dollar. Kein Solarunternehmen weltweit wird am Aktienmarkt höher bewertet, so die Agentur.
Jose Manuel Entrecanales, Chef des spanischen Energie- und Dienstleistungskonglomerats Acciona, vor einer Solaransage seines Hauses. Acciona produziert aus Wind- und Solarkraft sowie anderen grünen Quellen Energie für sechs Millionen Haushalte, so Bloomberg. Dazu trägt auch der deutsche Windradhersteller Nordex bei. Entrecanales hat das ein Vermögen von 4,9 Milliarden Dollar eingebracht, wovon Bloomberg allerdings lediglich 2,9 Milliarden streng genommen dem nachhaltigen Bereich zurechnet.
Die Firma Hangzhou First Applied Material aus China gehört zu den großen Playern der globalen Solarindustrie. Der starke Mann dort heißt Lin Jianhua, mit einem Privatvermögen von 2,9 Milliarden Dollar zugleich die Nummer sieben der Rangliste.
Wang Chuanfu ist Chef von BYD, des größten privaten Elektroautoherstellers in China also. Mit einem "grünen Vermögen" von 2,4 Milliarden Dollar steht er auf Platz acht des Bloomberg-Rankings.
Das Neue-Energien-Unternehmen Energy Absolute in Thailand wurde 2006 von Somphote Ahunai gegründet. Inzwischen stellt das Unternehmen auch ein Elektroauto her. Gründer Ahunai steht mit 2,4 Milliarden Dollar Vermögen auf Platz neun des Bloomberg-Rankings.
Auch Trevor Milton ist Milliardär. Seine 1,3 Milliarden Dollar Privatvermögen verdankt er dem US-Start-up Nikola Motor, welches er 2014 gegründet hat, und welches mit Wasserstoff betriebene Trucks entwickelt. Der Brauereikonzern Anheuser-Busch hat bei Nikola bereits 800 Fahrzeuge bestellt.