Anteilsverkauf
RWE macht britische Windräder zu Barem
Ein Finanzinvestor zahlt RWE mehr als 700 Millionen Euro für Anteile an einem britischen Windpark. Den Deal will der Konzern nutzen, um noch mehr in Erneuerbare Energien zu investieren.
Windreiche Gefilde: RWE-Windpark Scroby Sands vor der ostenglischen Küstenstadt Great Yarmouth
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CHRIS RADBURN/ REUTERS
Der Stromerzeuger RWE will einen Anteil am Offshorewindpark Humber Gateway verkaufen. 49 Prozent der Beteiligung sollen für 648 Millionen britische Pfund (726,7 Millionen Euro) an den in Großbritannien ansässigen Investmentmanager Greencoat gehen, wie der Konzern am Montag in Essen mitteilte. Mit einer Beteiligung von 51 Prozent bleibe RWE Mehrheitsanteilseigner des Projekts und werde den Windpark auch künftig weiter betreiben.
Den Erlös will RWE für weiteres Wachstum in Erneuerbare Energien investieren. Der Konzern bekräftigte, bis 2022 fünf Milliarden Euro aus eigenen Mitteln ausgeben zu wollen, um die Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Quellen auf 13 Gigawatt netto auszubauen. Laut einer Investorenpräsentation von August machen Wind- und Solarenergie derzeit 8,7 Gigawatt der Gesamtkapazität von 43,4 Gigawatt aus. Mit Laufwasserkraftwerken und Biomasse kommen die Erneuerbaren auf 9,9 Gigawatt, weitere 2,4 Gigawatt entfallen auf Pumpspeicher und Batterien. Insgesamt dominieren im Portfolio des größten deutschen Kraftwerksbetreibers weiterhin fossile Brennstoffe wie Erdgas und Braunkohle.
In der Offshorewindkraft sieht sich RWE als globale Nummer zwei. Besonders Großbritannien spiele eine "Schlüsselrolle" in der Strategie, erklärte das Unternehmen. Dort betreibe RWE bislang neun Offshorewindparks, zwei weitere seien in Bau, darüber hinaus seien kürzlich vier neue Pachtverträge mit dem Staat geschlossen worden. Großbritannien setzt stark auf Windräder vor der Küste. Premier Boris Johnson (56) verkündete in der vergangenen Woche einen Multimilliardenplan, um sein Land zum "Saudi-Arabien des Winds" zu machen.
Der Abschuss der Transaktion wird bis Mitte Dezember 2020 erwartet. Nach RWE-Angaben ist Greencoat bereits an anderen Anlagen der Essener beteiligt, unter anderem am Offshorewindpark Rhyl Flats sowie an den Onshorewindparks Little Cheyne Court, Lindhurst und Middlemoor. Humber Gateway befindet sich vor der Küste von East Yorkshire in Großbritannien.