Goodbye, Big Oil: Rockefeller-Nachfahre und Stiftungspräsident Stephen Heintz
Foto: Getty ImagesHamburg - Er war die Legende der industriellen Revolution in den USA schlechthin: John D. Rockefeller. Wie kaum ein anderer profitierte der Unternehmer im 19. Jahrhundert vom Siegeszug des Rohstoffes Erdöl. Sein Konzern Standard Oil machte Milliarden mit Raffinerien und Förderrechten, bis der Staat den Riesen wegen seiner Monopolstellung zerschlug.
Vom Reichtum der Rockefellers ist bis heute dennoch viel geblieben. Ein Teil befindet sich in den Händen seiner Nachkommen, die das Geld im 860 Millionen Dollar schweren Rockefeller Brothers Fund verwalten.
Von Erdöl wollen sie allerdings nicht mehr viel wissen: Heute verkünden die Rockefellers in New York, dass ihre Stiftung ihr Geld aus Firmen abzieht, deren Geschäftsmodell auf fossilen Brennstoffen beruht, berichtet die "New York Times".
Das sei ganz im Sinne des Vorfahren, betonen die Nachkommen. "Wir sind sehr davon überzeugt, dass er als kluger und der Zukunft zugewandter Geschäftsmann heute den fossilen Energien den Rücken zuwenden und in erneuerbare Energien investieren würde", teilte Stiftungs-Präsident und Rockefeller-Nachkomme Stephen Heintz mit.
Laut den Erben geht es nicht nur um die moralische Verpflichtung, ein Zeichen gegen den Klimawandel zu setzen. Die großen Energiemultis steuerten schweren Zeiten entgegen, das Investment sei daher riskant, sagte Stiftungsverwalter Steven Rockefeller. Sie hätten Rechte für Energievorräte erworben, die sie gar nicht mehr verwerten dürfen, wenn die Welt mit dem Klimaschutz ernst macht. Rockefeller zielt damit auf die These einer gewaltigen "Carbon Bubble" ab, die bald platzen werde.
Zahlreiche andere Stiftungen und Milliardäre ziehen Geld ab
Die Rockefellers befinden sich mit ihrem Schachzug in großer Gesellschaft. Allein heute wollen zahlreiche Stiftungen und Milliardäre verkünden, dass sie ihr Geld aus fossilien Energien abziehen. Laut "New York Times" geht es um die Summe von 50 Milliarden Dollar, die aus Firmen wie BP, ExxonMobil oder Shell abgezogen werden sollen.
Derartige Aktionen erreichen stetig größere Dimensionen, sogar der ölbasierte norwegische Staatsfonds erwägt ein Desinvestment. Die Wirkung solcher Maßnahmen ist allerdings umstritten. Zwar sinken theoretisch Aktienkurs und Bonität der Unternehmen, wenn massenhaft Anleger aus ethischen Gründen abspringen. Der Attraktivität ihrer Geschäfte tut es allerdings keinen Abbruch.
Manche Institutionen wie die Harvard University erteilten der Divestment-Bewegung deshalb eine Absage. Sie wollen ihre Anteile nutzen, um die Konzerne von innen zum Umdenken zu bewegen.
In New York haben gestern Hunderttausende Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Ab morgen treffen 120 Staats- und Regierungschefs in der Metropole zusammen, um über das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Erderwärmung zu beraten.
Kämpfer gegen Klimaschutz
David H. Koch, Industrieller: Koch besitzt mit seinem Bruder Charles das Konglomerat Koch Industries ¿ die zweitgrößte US-Firma in Privatbesitz - und gilt als einer der aggressivsten Gegner einer aktiven Klimaschutzpolitik. Die Brüder (geschätztes Vermögen: jeweils 36 Milliarden Dollar) sind Geldgeber eines ganzes Netzwerks von Lobbyvereinigungen. Einige von ihnen, darunter ¿Americans for Prosperity¿, orchestrieren landesweit Angriffe auf Gesetze, die den Verbrauch von fossilen Brennstoffen verteuern oder erneuerbare Energien fördern. Die Kochs sind unter anderem an Ölvorkommen in Kanada beteiligt und setzen sich für den Bau der umstrittenen Megapipeline ¿Keystone XL¿ zum Golf von Texas ein.
Donald Trump, Immobilienmilliardär: Trump sorgte im Januar mit einem Tweet für Aufregung, in dem er die Erderwärmung bestritt und Gegenmaßnahmen pauschal als ¿bullshit¿ bezeichnete. Ist er frustriert, weil er in Schottland Ärger mit einem Offshore-Windpark hatte? Einen solchen genehmigten die Behörden in Sichtweite eines von Trump geplanten Golf-Resorts. Den Kampf gegen die Windmühlen werde er niemals aufgeben, ließ er die Briten zuletzt wissen.
Rex Tillerson, Chef von Ölkonzern ExxonMobil: Nach Jahrzehnten des Leugnens erkennt mittlerweile auch Ölkonzern ExxonMobil an, dass das Verbrennen fossiler Rohstoffe die Erdatmosphäre aufheizt. Das Unternehmen hat zudem die Finanzierung von Propaganda-Organisationen reduziert, die dies infrage stellen. Konzernchef Tillerson indes will von ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen nichts wissen, da sie Exxons Geschäftsmodell zerstören könnten. Angesichts zunehmender Dürren in den USA empfahl Tillerson notleidenden Farmern, hitzeresistente Rinder zu züchten, wie sie im heißeren Indien vorkommen. Wie die dortigen Landwirte mit steigenden Temperaturen klarkommen sollen, sagte er nicht.
Rupert Murdoch, Medientycoon: In den Blättern und Sendern von Murdochs Medienkonzerns News Corp. gilt der Kampf gegen den Klimawandel als Versuch der Linken, die Weltherrschaft zu übernehmen. Der populäre US-Nachrichtensender Fox ist die Heimstätte derartiger Verschwörungstheoretiker. Zuletzt beschwerte sich Talkshowgast Michael Moyer darüber, ihm sei verboten worden, die Probleme des Klimawandels zu thematisieren. Murdoch selbst nannte den Klimawandel 2007 eine Bedrohung. Zuletzt bezeichnete er jedoch die Versuche, ihn zu bekämpfen ¿ beispielsweise mit erneuerbaren Energien ¿ als schlimmer als die Erwärmung selbst. Murdoch werden enge Verbindungen zur australischen Kohleindustrie nachgesagt.
Kämpfer für Klimaschutz
Tim Cook, CEO Apple: Auf der jüngsten Apple-Hauptversammlung platzte Chef Tim Cook der Kragen. Ein ultrakonservativer Aktionärsvertreter hatte das Engagement des Konzerns für erneuerbare Energien infrage gestellt. Sofern er nicht an den Klimawandel glaube, solle er doch seine Aktien verkaufen, riet Cook. Apple jedenfalls wolle die Welt künftigen Generationen als einen besseren Ort hinterlassen. Das Unternehmen stellt seine Energieversorgung derzeit auf 100 Prozent regenerative Quellen wie Photovoltaik um.
Tom Steyer, kalifornischer Milliardär: Der Ex-Hedgefonds-Manager (Gründer von Farallon Capital Management) hat sich seit 2012 ganz dem Kampf für alternative Energien verschrieben. In Florida will Demokrat Steyer vor den Kongresswahlen einen Häuserwahlkampf zum Klimawandel unterstützen. Der steigende Meeresspiegel setzt schon jetzt Städten wie Miami zu. Republikanische Politiker wie Ex-Gouverneur Jeb Bush oder Marco Rubio weigern sich, über Schutzmaßnahmen zu sprechen.
Elon Musk, CEO Tesla: Multiunternehmer Musk hat praktisch seine gesamte Tätigkeit am Klimawandel ausgerichtet: Seine Tesla-Elektroautos sollen mit Strom aus Photovoltaik-Zellen seiner Firma Solar City geladen werden und so den Durchbruch für eine emissionsarme Mobilität schaffen. Zudem plant Musk mit seiner Raumfahrtfirma Space X bemannte Flüge zum Mars ¿ so könnte die Menschheit laut Musk eines Tage ihr Leben auf einem anderen Planeten fortsetzen, falls es auf der Erde zu unwirtlich wird. Im vergangenen Jahr geriet der Südafrikaner zudem mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg in Sachen Energie aneinander, als eine Zuckerberg-Initiative für den Bau der Mega-Ölpipeline KeystoneXL warb.
Robson Walton, Gründer von Wal Mart: Die größte Supermarktkette der Welt gilt als einer der wichtigsten Investoren in erneuerbare Energien. Auf den Filial-Dächern sind Solaranlagen mit einer Maximalleistung von etwa 100 Megawatt installiert (das ist etwa ein Zehntel von einem Atomkraftwerk). Als Haupttreiber gilt Gründer Rob Walton, der sich zudem für nachhaltige Wirtschaftskreisläufe stark macht. So war es kein Zufall, dass US-Präsident Obama die neue Energiestrategie der Regierung unlängst in einer Wal-Mart-Filiale verkündete. Auf dem Parkplatz demonstrierten allerdings Dutzende gegen den Auftritt ¿ er helfe Wal Markt lediglich, sich zu Unrecht ein grünes Image zu verpassen.
Rex Tillerson, Chef von Ölkonzern ExxonMobil: Nach Jahrzehnten des Leugnens erkennt mittlerweile auch Ölkonzern ExxonMobil an, dass das Verbrennen fossiler Rohstoffe die Erdatmosphäre aufheizt. Das Unternehmen hat zudem die Finanzierung von Propaganda-Organisationen reduziert, die dies infrage stellen. Konzernchef Tillerson indes will von ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen nichts wissen, da sie Exxons Geschäftsmodell zerstören könnten. Angesichts zunehmender Dürren in den USA empfahl Tillerson notleidenden Farmern, hitzeresistente Rinder zu züchten, wie sie im heißeren Indien vorkommen. Wie die dortigen Landwirte mit steigenden Temperaturen klarkommen sollen, sagte er nicht.
Foto: REUTERSRupert Murdoch, Medientycoon: In den Blättern und Sendern von Murdochs Medienkonzerns News Corp. gilt der Kampf gegen den Klimawandel als Versuch der Linken, die Weltherrschaft zu übernehmen. Der populäre US-Nachrichtensender Fox ist die Heimstätte derartiger Verschwörungstheoretiker. Zuletzt beschwerte sich Talkshowgast Michael Moyer darüber, ihm sei verboten worden, die Probleme des Klimawandels zu thematisieren. Murdoch selbst nannte den Klimawandel 2007 eine Bedrohung. Zuletzt bezeichnete er jedoch die Versuche, ihn zu bekämpfen ¿ beispielsweise mit erneuerbaren Energien ¿ als schlimmer als die Erwärmung selbst. Murdoch werden enge Verbindungen zur australischen Kohleindustrie nachgesagt.
Foto: ADRIAN SANCHEZ-GONZALEZ/ AFP