
Ölpumpe in Syrien: An neuen Erkundungsprojekten wird gespart
Foto: Manu Brabo/ AP
Dagegen sind Exxon und Co. Zwerge: Diese Ölmultis sind Billionen Dollar wert - und doch verwundbar
War da was mit Peak Oil? Die These, dass der Welt bald das Öl ausgeht, klingt heute ziemlich gestrig. Das Angebot übersteigt die Nachfrage deutlich. Dank Fracking haben vor allem die USA den Markt geflutet. Das Ergebnis: Der Ölpreis liegt noch immer 50 Prozent unter dem Stand von 2014.
Doch wie in der Branche üblich, ist ein Gegentrend schon deutlich zu spüren. Rohstofffirmen fahren die Etats für die Erkundung neuer Förderstätten drastisch zurück, weil sie in der gegenwärtigen Krise sparen müssen.
Im vergangenen Jahr haben Exxon Mobil , Chevron und Co. nur 10 Prozent der Ölmenge aufgespürt, die sie normalerweise finden. In diesem Jahr wird es voraussichtlich noch weniger sein, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg . Demnach haben die Unternehmen bis Ende Juli erst so viel Öl gefunden, wie die Weltwirtschaft in knapp acht Tagen verbraucht.
Die Entwicklung bei Neuentdeckungen sei "völlig am Boden", zitierte die Agentur Rohstoffexperte Nils-Henrik Bjurstroem von der Beratung Rystad. "Das wird sich definitiv stark auf das Angebot von Öl und Gas auswirken, vor allem bei Öl."
Die globale Nachfrage nach dem schwarzen Gold soll in den kommenden Jahren jedoch kontinuierlich wachsen, prognostizieren zahlreiche Fachleute. Angaben der US-Energiebehörde zufolge liegt sie 2016 voraussichtlich bei täglich 94,8 Millionen Fass - 2026 könnten es demnach 105,3 Millionen Fass sein.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird sich die momentane Erkundungs-Flaute jedoch Fachleuten zufolge voll auswirken. Fünf bis acht Jahre werde es dauern, bis sich die fehlenden neuen Ölfelder bemerkbar machen, erwartet die Norwegen-Chefin des schwedischen Bohrunternehmens Lundin, Kristin Faeroevik . In der Zwischenzeit nehmen noch Förderstätten den Betrieb auf, die bereits in den vergangenen Jahren entdeckt wurden.
"Erkundung neuer Förderstätten faktisch völlig zum Erliegen gekommen"
Ein "signifikantes Potenzial für steigende Ölpreise" sieht Bjurstroem in der Entwicklung. Er sieht in etwa zehn Jahren den Zeitpunkt kommen, wo nicht mehr genug neues Öl nachkommt.
Naturgemäß sind die Annahmen mit einigen Unsicherheiten behaftet. Vor allem die US-Fracker könnten ihre Förderung möglicherweise rasch wieder erhöhen, wenn der Ölpreis steigt. In welchem Maße dies geschieht, ist jedoch schwer abzuschätzen.
In der aktuellen Ölpreis-Krise hatte die Organisation ölexportierender Länder (Opec) um Saudi-Arabien viele US-Firmen in die Knie gezwungen, indem sie die Fördermengen nicht senkte. Inzwischen scheint das Schlimmste für die Fracker aber überstanden zu sein.
Industrie müsste eine Billion Dollar im Jahr investieren
Bei großen Ölkonzerne wie Shell und Statoil sind die Folgen klarer abzusehen. Sie haben in den vergangenen Monaten Ölkonzerne zahlreiche aufwändige Erkundungs- und Produktionsprojekte mit langer Vorlaufzeit gestoppt, unter anderem in der Arktis und in Kanadas Ölsand-Gebieten.
Statoil-Chef Eldar Saetre zufolge ist dieser Schritt für Förderfirmen der einfachste, um auf einen plötzlichen Sparzwang zu reagieren. Saetre selbst sieht dieses Vorgehen aber kritisch. "Wir brauchen eine langfristige Perspektive und müssen auch in schwierigen Zeiten nach Öl suchen."
Shell-Chef Ben Van Beurden zufolge muss die gesamte Industrie eine Billion Dollar im Jahr investieren, um die steigende Nachfrage zu decken. Doch derzeit sieht es nicht danach aus, dass es kurzfristig klappt.
"Das ist eine beängstigende Entwicklung, sagte der Chef des Explorationsunternehmens Seadrill, Per Wullf, gegenüber Bloomberg. "Im Grunde genommen ist die Erkundung neuer Förderstätten völlig zum Erliegen gekommen."