Bernhard Lorentz gibt Posten ab Stiftung Mercator bekommt neue Chefs

Verlässt die Mercator-Stiftung: Bernhard Lorentz
Foto: DPAHamburg - Bernhard Lorentz (42), sei sechs Jahren Vorsitzender der Geschäftsführung der Stiftung Mercator in Essen, gibt seinen Posten auf eigenen Wunsch ab. Das erfuhr manager magazin online aus Stiftungskreisen. Künftig wird die Stiftung Mercator von Winfried Kneip (56), Wolfgang Rohe (53) und Michael Schwarz (36) gemeinsam geführt. Alle drei sind bereits seit Jahren bei Mercator tätig und werden einander als Sprecher der Geschäftsführung abwechseln.
Mit einem jährlichem Fördervolumen von zuletzt 60 Millionen Euro gehört die Stiftung Mercator zu den größten Privatstiftungen in Deutschland. Eingerichtet wurde die Stiftung 1996 von der Familie Schmidt-Ruthenbeck, die in den 60er-Jahren mit zwei Partnern den Handelskonzern Metro gründete. Michael Schmidt, Sprecher der Stifterfamilie, dankte Lorentz für seine Arbeit: "Vieles ist außergewöhnlich, was wir mit ihm geschafft haben."
Unter ihrem Chef Lorentz hat sich die Stiftung Mercator zu einem einflussreichen Akteur bei gesellschaftlichen Mega-Themen wie Energiewende, Integration oder Bildung entwickelt. Lorentz trieb etwa die traditionell konkurrierenden Universitäten im Ruhrgebiet erfolgreich zu mehr Kooperation. Mit der Jungen Islam Konferenz (JIK) schuf er ein neues Forum für die Integrationsdebatte. Und mit dem China-Forschungszentrum Merics hat Lorentz im vergangenen Jahr einen der ambitioniertesten Thinktanks in Berlin aufs Gleis gesetzt.
Auszeit in den USA: "Ideen generieren, nachdenken und Neues lernen"
Zum Beleg des gewachsenen politischen Einflusses der Stiftung Mercator wurde jüngst eine überraschende Personalentscheidung von Vize-Kanzler Sigmar Gabriel. Der SPD-Chef holte Rainer Baake als Staatssekretär in sein neu formiertes Wirtschafts- und Energieministerium. Baake, der schon den grünen Umweltministern Jürgen Trittin in Berlin und Joschka Fischer in Hessen als Staatssekretär diente, leitete zuvor die Agora Energiewende, eine von der Stiftung Mecator initiierte Plattform zum Dialog über das derzeit wohl drängendste wirtschafts- und gesellschaftspolitische Thema im Land. Als die Agora Energiewende im Herbst einen Vorschlag für eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) machte, sei das Papier sogar auf dem Schreibtisch von Bundeskanzlerin Angela Merkel gelandet sein, berichtete die "Süddeutsche Zeitung".
Der ehemalige Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und Ex-Umweltminister Klaus Töpfer bescheinigt Lorentz, der Stiftung Mercator "ein klares und verlässliches Profil" geschnitten zu haben. Stiftungen wie Mercator hätten sich in den vergangenen Jahren zu "kraftvollen Stimmen" entwickelt, die den Regierenden immer öfter "Feuer unter dem Stuhl" machten.
Der scheidende Mercator-Chef Lorentz betont, dass er die Stiftung ausschließlich aus privaten Gründen verlässt. Ab Sommer wird er für ein Jahr als Visiting Scholar an das Center for Philanthropy and Civil Society der Stanford University in Kalifornien wechseln. Dort wolle er "Ideen generieren, nachdenken und Neues lernen". Vor seinem Wechsel nach Essen war Lorentz Geschäftsführer der Vodafone-Stiftung und Chef der Hertie School of Governance in Berlin.