

Preis für Lithium: Tendenz steigend (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
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Rohstoffbaron alter Schule: David Lenigas setzt auf Lithium
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David Lenigas ist ein schwergewichtiger und lauter Mann, ein Rohstoffbaron alten Schlags. Öl, Gas, Kohle, Gold - fast nichts, was sich aus dem Boden holen lässt, ist vor seinen Investitionen sicher. Gerade hat der Australier halb England mit der Nachricht kirre gemacht, seine Firma UK Oil & Gas habe ein gigantisches Ölfeld unter dem Flughafen London-Gatwick entdeckt.
Doch inzwischen hat der 50-Jährige schon das nächste große Ding fest im Blick: Lithium. Das Metall kommt unter anderem in Batterien von Elektroautos zum Einsatz und ist zunehmend gefragt. "Lithium wird Öl schnell überholen", tönt Lenigas. "Ich glaube das zu 100 Prozent".
Nun gilt der Inverstor in der Branche durchaus als Dampfplauderer erster Güte. Und doch wirft sein euphorischer Ausblick ein Schlaglicht auf den gegenwärtigen Hype um das Alkalimetall, dessen Preis langsam, aber sicher immer weiter steigt (siehe Grafik).
Lenigas selbst ist an einem Förderprojekt in Mexiko beteiligt und hat gerade einen spektakulären Deal mit dem US-Elektrobauer Tesla (Kurswerte anzeigen) abgeschlossen. Seine Firmen Rare Earth Minerals und Bacanora beliefern das von Milliardär Elon Musk gesteuerte Unternehmen künftig mit Lithiumhydroxid. Als das Geschäft bekannt wurde, legten die Aktienkurse der Rohstofffirmen um 25 Prozent zu.
"Gigafactory" soll weltweiten Batterieausstoß verdoppeln
Preis für Lithium: Tendenz steigend (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken)
Foto: manager magazin onlineTesla setzt gerade eine riesige Batteriefabrik in die Wüste von Nevada. Sie allein soll die weltweite Produktion von Lithium-Ionen-Akkus mehr als verdoppeln. Ab 2020 will Tesla 500.000 Elektroautos im Jahr bauen, zehnmal mehr als zurzeit.
Auch in Asien entstehen zahlreiche neue Batterie-Fertigungsstätten. Fachleute erwarten daher, dass Lithium an Bedeutung gewinnt.
"Wir gehen davon aus, dass die Lithium-Nachfrage weiter wachsen wird", sagt der Leiter der Deutschen Rohstoffagentur (Dera), Peter Buchholz, gegenüber manager-Magazin online. "Sofern sich Elektroautos durchsetzen, kann sie sogar deutlich steigen."
Schon zuletzt ging es nach Angaben der US-Rohstoffbehörde USGS steil aufwärts. Im vergangenen Jahr produzierten Bergbauunternehmen demnach weltweit etwa 36.000 Tonnen des Metalls, 2009 waren es erst 19.000.
Rohstoffbaron alter Schule: David Lenigas setzt auf Lithium
Foto: Youtube / Tip TV FinanceKlassischerweise verwenden Hersteller von Keramik- und Glasprodukten Lithiumverbindungen, zum Beispiel für Thermoskannen. Diese Industrie benötigt etwa 35 Prozent des Lithiumaufkommens. Schon in diesem Segment steigt der Bedarf, weil Menschen in Schwellenländern mehr derartige Waren kaufen.
Glänzende Augen bekommen Investoren wie Lenigas aber angesichts der Aussichten im Batteriebereich, auf den inzwischen 31 Prozent des Lithiumaufkommens entfallen. Dabei geht es nicht nur um Elektroautos. Auch Smartphones, Laptops, Gartengeräte und große Stromspeicher für den Hausgebrauch sind zunehmend mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet.
Deutsche Industrie sieht Lithium-Hype mit gemischten Gefühlen
Die deutsche Industrie beobachtet den Lithium-Hype mit gemischten Gefühlen. Gewinnen Batterien an Bedeutung, etwa in der Auto- und Energiebranche, sind Unternehmen langfristig zwar weniger auf Importe von Kohle und Öl angewiesen. Doch Lithium und andere für die Akkuherstellung benötigte Metalle sind in Europa noch seltener.
"Die Industrie gerät von einer Abhängigkeit in die andere", sagt Dera-Mann Buchholz. "Es gibt für Lithium weniger Lieferländer als für Erdöl."
Immerhin seien die wichtigsten Lithium-Förderländer aber "unproblematisch": Größter Produzent war 2014 Australien, knapp vor Chile. Mit Abstand folgten China und Argentinien. Mexiko, wo Investor Lenigas auf die Bonanza hofft, käme neu auf die Landkarte der bedeutendsten Förderer.
"Das Länderrisiko kann sich im Fall neuer Anbieter allerdings deutlich erhöhen", warnt Buchholz. So hat Bolivien große Pläne mit dem Metall. Der Lithium-Export werde die Bevölkerung aus der Armut befreien, hofft Präsident Evo Morales. In dem südamerikanischen Land gibt es mehrere Salzseen, aus denen sich eine stark lithiumhaltige Sole an die Oberfläche pumpen lässt (siehe Bildergalerie).
Um Förderprojekte im Erzgebirge und in Österreich wird es still
Von solchen Vorkommen kann Europa nur träumen. Portugal taucht als einziges Land auf der USGS-Liste der wichtigsten Lithium-Produzenten auf - an vorletzter Stelle. Um geplante Förderprojekte im sächsischen Erzgebirge und in Österreich ist es still geworden - einen Lithium-Rausch wird es dort vorerst wohl nicht geben.
Wie erbittert einzelne Regionen bereits um die beste Position im Rennen um die Lithium-Vorherrschaft kämpfen, zeigt auch das Beispiel Tesla. Mit etwa einer Milliarde Dollar fördert der Bundesstaat Nevada den Bau der "Gigafactory".
Umso empörter reagierten Politiker, als der Autobauer das Geschäft mit Rohstoff-Haudegen Lenigas verkündete. "Tesla bezieht Lithium aus Mexiko - wo ist Donald Trump, wenn man ihn braucht?", twitterte Senator Tick Segerblom und spielte auf die Verbalausfälle des Präsidentschaftskandidaten gegen das südliche Nachbarland an.
Elon Musk persönlich kühlte die Gemüter schließlich ab. "Definitiv", so twitterte der Tesla-Chef, sei sein Unternehmen auch an Lithium aus Nevada interessiert. Die "angst" um das Lithiumgeschäft, bemerkte die "Las Vegas Sun" erleichtert, sei in dem Bundesstaat nun fürs erste verflogen.
Lithium-Förderung im Clayton Valley, Nevada (USA): Ehemalige Geisterstädte spüren neues Leben. Die Nachfrage nach dem Metall steigt, ebenso der Preis.
Dreieinhalb Autostunden entfernt baut Tesla seine "Gigafactory". Sie soll den weltweiten Ausstoß von Lithium-Ionen-Batterien verdoppeln.
Die USA verfügen über enorme Lithium-Vorkommen, doch Exportland Nummer eins ist derzeit Chile. In der Atacama-Wüste erfolgt der Abbau im großen Stil (im Bild: die Soquimich Mine).
Dort werden aus der Tiefe Salzlösungen zu Tage gefördert. An der Oberfläche werden Lithiumverbindungen abgetrennt.
In Chile baut auch der US-Rohstoffkonzern Rockwood Lithiumverbindungen ab. Er ist auch in Nevada aktiv.
Riesige Förderbänder transportieren das Steinsalz zur Weiterverarbeitung.
Salzwasservorkommen gelten als ergiebigste Quelle für die Lithiumproduktion. Wesentlich aufwändiger ist es, das Metall aus Gestein herauszulösen.
Durch Verdunstung werden die Lithiumverbindungen aus der Sole herausgetrennt und vor Ort zwischengelagert.
In Form von Lithiumcarbonat wird der begehrte Rohstoff exportiert.
Der Stoff dient immer stärker zur Produktion von Lithium-Ionen-Batterien.
Auch Bolivien will sich zu einem der bedeutendsten Lithium-Produzenten emporschwingen.
Der Salar de Uyuni gilt als eines der weltweit größten Reservoire.
Staatspräsident Evo Morales will mit dem Lithium-Export die heimische Wirtschaft ankurbeln.
Das südamerikanische Land will bald 30.000 Tonnen Lithiumcarbonat allein im Salar de Uyuni fördern. Doch die Ausbeutung der Vorkommen in Bolivien kommt nicht recht in die Gänge.
Ausländische Investoren fürchten eine zu starke Hand des Staates bei ihren Aktivitäten.
Und so bleibt es in Bolivien bisher weitgehend bei Erkundungsmaßnahmen.
Somit muss das Land auf große Exporterfolge vorerst warten.
Dabei steigt die Nachfrage nach Lithium ständig. Von 2009 bis 2014 hat sich die Produktion fast verdoppelt.
Lithium-Ionen-Batterien sind vor allem für Smartphones und Laptops begehrt...
... aber auch stationäre Speicher sind im Kommen.
Sobald sich Elektroautos durchsetzen, dürfte der Hype um das Alkalimetall erst richtig losgehen.
Platz 8: E3/DC
Das Unternehmen mit Sitz in Osnabrück ist mehrheitlich im Besitz des Oldenburger Energieversorgers EWE und hat Wurzeln in der Auto-Zulieferindustrie. Ein so genanntes Hauskraftwerk, zu dem ein Batteriespeicher von Tesla-Lieferant Panasonic gehört, soll die Energieautarkie maximieren. Und, natürlich, beneidet einen die ganze Straße darum: Auch im Falle eines Netzausfalls läuft Ihr Strom weiter; während bei Ihren Nachbarn ohne S10 das Licht aus bleibt, heißt es bei E3/DC.
Technologie: Lithium-Ionen
Quelle: EuPD. Zu einzelnen Marktanteilen macht das Marktforschungshaus keine Angaben - die Top 8 stünden zusammen aber für etwa 50 Prozent des Marktes.
Platz 7: Varta Storage
Der Hersteller (Firmensitz: Nördlingen, Bayern) ist ein Abkömmling des traditionsreichen deutschen Batterieherstellers Varta AG (zuvor AFA). Heute befindet er sich im Besitz der Schweizer Industriegruppe Montana Tech Components, die wiederum den österreichischen Global Equity Partners (Chef von beiden: Michael Tojner) gehört. Im Jahr 2013 setzte die Montana-Sparte Energy Storage (Varta-Gruppe) 162 Millionen Euro um. Investor Tojner schwebt der Bau einer gigantischen Batteriefabrik in Europa vor, die es mit Tesla aufnehmen könnte.
Technologie: Lithium-Ionen
Platz 6: Nedap
Bekannt wurde der niederländische Elektrokonzern in Deutschland wegen seiner Wahlcomputer, die sich laut Kritikern leicht zur Fälschung von Abstimmungsergebnissen eignen. Im Speicherbereich setzt Nedap im Gegensatz zu vielen Konkurrenten auch auf Blei-Säure-Batterien. Diese gelten als günstiger, aber leistungsschwächer als die weithin favorisierte Lithium-Ionen-Technik. Nedap konzentriert sich inzwischen auf die Energieflussteuerung, die mit verschiedenen Batterietechniken kombinierbar ist.
Technologie: Bleisäure / Lithium-Ionen
Platz 5: Sonnenbatterie
Die Familienväter Torsten Stiefenhofer und Christoph Ostermann gründeten das Unternehmen 2010, um den wachsenden Anteil von Solarstrom auch nachts nutzen zu können. Einen Tag, bevor Tesla-Chef Elon Musk seine Hausbatterie vorstellte, gelang den Bayern ein Coup: Sie erklärten ihren Markteintritt in den USA. So schaffte es das 100-Mitarbeiter-Unternehmen aus dem Allgäudorf Wildpoldsried sogar auf die Titelseite der britischen Financial Times. Wie Tesla wird auch Sonnenbatterie mit dem Hamburger Energiedienstleister Lichtblick kooperieren und Hunderte Stromspeicher zu einem virtuellen Speicherkraftwerk verbinden.
Technologie: Lithium-Eisenphosphat
Platz 4: Deutsche Energieversorgung
Das Leipziger Unternehmen ging 2009 an den Start. Geschäftsführer Matthias Hammer und seine Leute statten Haushalte und Gewerbe mit Akkus der Marke Senec.ies aus, bisher haben sie 6000 Geräte abgesetzt.
Technologie: Bleioxid-Flüssig
Platz 3: IBC Solar
Das Unternehmen aus Bad Staffelstein (Bayern) ist ein echtes Urgestein in der internationalen Solarszene. Schon 1982 gründete der Physiker Udo Möhrstedt die International Battery and Solar Power Consulting, nachdem er zuvor bei Varta gearbeitet hatte. Angesichts der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre war dem noch heute amtierenden Chef die Idee gekommen, eine unabhängige Energieversorgung aus Solarzellen und Batterien aufzubauen.
Technologie: Blei-Gel und Lithium-Ionen-Polymer
Platz 2: SMA
Auch SMA ist ein verbliebenes, gleichwohl angeschlagenes deutsches Solar-Traditionshaus. Gegründet wurde es 1981 aus der Universität Kassel heraus, unter anderem vom späteren Vorstands- und Aufsichtsratschef Günther Cramer. Das wichtigste Geschäftsfeld sind Wechselrichter, die (solaren) Gleichstrom in Wechselstrom umrichten. Die vertriebenen Batterien stammen von externen Anbietern.
Technologie: Blei, Lithium-Ionen
Platz 1: Hoppecke
Hätten Sie es gewusst? Tesla-Konkurrent Nummer eins im Hausbatterie-Bereich sind laut EuPD die Accumulatorenwerke Hoppecke Carl Zoellner & Sohn aus Brilon im Sauerland. Geführt wird der Betrieb von Marc Zoellner, Urenkel des Gründers. Das 1830-Mitarbeiter-Unternehmen hat vor 13 Jahren das Geschäft mit Autobatterien abgegeben und setzt nun auf Speziallösungen für die Industrie und die Energiewende. Dezentrale Hausbatterien gewännen zunehmend an Bedeutung, sagt Zoellner; und ist damit ein Bruder im Geiste von Elon Musk.
Technologie: Blei, Lithium-Ionen
Platz 5: Sonnenbatterie
Die Familienväter Torsten Stiefenhofer und Christoph Ostermann gründeten das Unternehmen 2010, um den wachsenden Anteil von Solarstrom auch nachts nutzen zu können. Einen Tag, bevor Tesla-Chef Elon Musk seine Hausbatterie vorstellte, gelang den Bayern ein Coup: Sie erklärten ihren Markteintritt in den USA. So schaffte es das 100-Mitarbeiter-Unternehmen aus dem Allgäudorf Wildpoldsried sogar auf die Titelseite der britischen Financial Times. Wie Tesla wird auch Sonnenbatterie mit dem Hamburger Energiedienstleister Lichtblick kooperieren und Hunderte Stromspeicher zu einem virtuellen Speicherkraftwerk verbinden.
Technologie: Lithium-Eisenphosphat