Alles andere als klimafreundlich: Kohlekraftwerke in Deutschland
Foto: Federico Gambarini/ dpaVor dem Start der Kohlekommission am Dienstag hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace deutliche Fortschritte beim Kohleausstieg gefordert. "Damit der Ausstieg irgendwann nicht zu brachial kommt, sollten bis 2020 insgesamt 17 Gigawatt oder rund 20 Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden", sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser der "Rheinischen Post" (Montag). Die von der Bundesregierung beschlossene Verringerung um fünf Gigawatt reichten bei weitem nicht aus.
Kaiser ist Mitglied der Kohlekommission. Er hält den Zeitplan, bis Jahresende einen Plan für den Strukturwandel in den Kohlerevieren und den Klimaschutz vorzulegen, für ehrgeizig, aber machbar, wie er der Zeitung sagte. "Wir haben schlicht keine Zeit mehr, wichtige Entscheidungen zum Kohleausstieg auf die lange Bank zu schieben."
RWE droht bei frühem Kohleausstieg mit Schadensersatzklage
RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hat im Gespräch mit der gleichen Zeitung einen Kohleausstieg bis 2030 als nicht machbar eingestuft. "Das ist nicht zu schaffen, selbst wenn die erneuerbaren Energien bis dahin 65 Prozent des Strombedarfs decken können", sagte der Manager. Es gebe auch noch nicht genug Gaskraftwerke für die Versorgungssicherheit. Zudem verlaufe der Netzausbau schleppend.
Schmitz kündigte an, im Fall eines vorzeitigen Ausstiegs Schadenersatz vom Staat zu fordern: "Wer zu früh aus der Kohle aussteigt, wird dafür teuer bezahlen müssen." Bei einem Ausstieg stünden 35.000 Arbeitsplätze unmittelbar auf dem Spiel und Hunderttausende durch höhere Strompreise in der Industrie, wenn die Versorgung aufwendiger als bisher gesichert werden müsse. "Wir haben unsere Personalplanung darauf ausgerichtet, dass wir die Tagebaue bis Mitte des Jahrhunderts auskohlen."
Auch der Vorstandschef des Lausitzer Braunkohleverstromers Leag, Helmar Rendez, warnte vor Versorgungsengpässen im Falle eines übereilten Kohleausstiegs. "Es ist absolut klar, dass wir Anfang des kommenden Jahrzehnts in eine Situation hineinlaufen, in der gesicherte Kraftwerkskapazitäten knapp werden", sagte Rendez dem "Handelsblatt".
Auch Kohleverstromer Leag warnt vor Versorgungsengpässen
Die Leag ist neben RWE einer der beiden großen Braunkohleverstromer in Deutschland. Das Unternehmen mit Sitz in Cottbus, hervorgegangen aus der früheren Vattenfall-Braunkohlesparte, beschäftigt 8000 Menschen und ist der mit Abstand größte industrielle Arbeitgeber in der Lausitz.
Die Bundesregierung hatte die Kohlekommission mit dem offiziellen Titel "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" Anfang Juni eingesetzt. Ihr gehören insgesamt 31 Mitglieder an: Vertreter von Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Industrieverbänden, Wissenschaftler, Betroffene und Umweltschützer sowie drei Bundestagsabgeordnete ohne Stimmrecht.
Geleitet wird sie von vier Vorsitzenden: den früheren Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen, Matthias Platzeck (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU), Bahn-Vorstand Ronald Pofalla sowie der Wissenschaftlerin Barbara Praetorius, die vor allem im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltökonomie forscht.
Bill Gates: Der Microsoft-Gründer hat schon 2015 die "Breakthrough Energy Coalition" ins Leben gerufen. Er selbst will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Dollar in neue Energietechniken investieren. Nun startet der erste Fonds der Gruppe, der Breakthrough Energy Ventures Fund. Er soll laut der US-Website "Quartz" gut eine Milliarde Dollar schwer sein. Mit an Bord ist auch ein DAX-Chefkontrolleur...
...nämlich Hasso Plattner. Der SAP-Gründer und Aufsichtsratschef ist der einzige Deutsche im Club der reichen Weltretter.
Mark Zuckerberg und Priscilla Chan: Der Facebook-Boss und seine Frau (Chefin von The Primary School) repräsentieren das Silicon Valley in der Energie-Koalition. Diese will keinesfalls als Spender auftreten, sondern Innovationen zum Durchbruch verhelfen. An ihnen wollen die Geldgeber langfristig gut verdienen.
Marc Benioff: Der Gründer und Chef des Cloud-Spezialisten Salesforce hat schon häufiger demonstriert, dass er über den Tellerrand seines Kerngeschäfts hinaus schaut. Der 52-Jährige und seine Frau Lynne haben beispielsweise Millionen für Krankenhäuser und die Rettung der Ozeane gespendet.
Prinz Alwaleed bin Talal:
Jeff Bezos: Der Amazon-Chef gilt als rastloser Fortschrittsfreund. So beteiligt er sich mit seiner Firma Blue Origin an der Erschließung des Weltalls. Amazon baut derweil die Nutzung von Solar- und Windenergie stark aus.
Jack Ma: Der Gründer des chinesischen IT-Konglomerats Alibaba interessiert sich nach eigenen Angaben für Umweltthemen, seit er und seine Familie einst der Haifischflossensuppe abschworen. Klimawandel und Luftverschmutzung entwickeln sich in China gerade zu einem Megathema - auch wegen des apokalyptischen Smogs, der immer wieder Peking heimsucht.
Ratan Tata: Der Industriemagnat (Stahl, Autos) vertritt das Land, dem auf der Pariser Klimakonferenz wohl eine Schlüsselrolle zukommt: Indien. Premierminister Modi will, dass sein Land rasant wächst - und könnte sich doch verpflichten, dabei vor allem auf erneuerbare Energien zu setzen.
Meg Whitman: Die HP-Chefin ist die einzige Frau, die ohne ihren Partner in der Koalition auftritt. Politisch bei den Republikanern organisiert, gilt sie als Kritikerin scharfer Klimagesetze - und setzt stattdessen auf die Innovationskraft der Unternehmen. Zugleich hat sie Umweltorganisationen viel Geld gespendet.
Richard Branson: Der Brite und Gründer des Konglomerats Virgin Group (Musik, Luftfahrt) ist ein alter Bekannter in Sachen Umwelt-Versprechen. Kritiker warfen ihm aber zuletzt vor, nur einen Bruchteil der versprochenen drei Milliarden Dollar für die Entwicklung umweltfreundlicher Treibstoffe aufgebracht zu haben.
Christopher Hohn: Der britische Finanzinvestor ("The Children's Investment Fund") hat sich in Deutschland durch seine Rolle als aktiver Investor bei der Deutschen Börse einen Namen gemacht. Indirekt steckt Hohn auch mit hinter der Umweltgruppe ICCT, die den Volkswagen-Skandal aufdeckte.
Masayoshi Son: Der Chef der japanischen Softbank hat sich nach dem Reaktorunglück von Fukushima vehement gegen die Kernenergie ausgesprochen und sich für die Solarenergie stark gemacht. Zuletzt hat er nach einem Besuch beim künftigen US-Präsidenten Donald Trump Milliardeninvestitionen in amerikanische Start-ups angekündigt.
Reid Hoffman: Der Gründer des Karriere-Netzwerks Linkedin hat sich zu Energie- und Klimathemen bisher keinen großen Namen gemacht. In einem Artikel des "New Yorker" heißt es jedoch, Hoffman habe einmal die Frage aufgeworfen, ob die Welt ohne den Menschen nicht ein besserer Platz sei - weil dieser das Klima und andere Arten zerstöre.
George Soros: Der US-Investor trat bereits im Vorfeld des Klimagipfels von Kopenhagen (2009) mit einer großen Ankündigung in Erscheinung - er wolle eine Milliarde Dollar in erneuerbare Energien investieren. Zuletzt erregte er allerdings Umweltschützer - sie hatten herausgefunden, dass der Milliardär einen - wenn auch kleinen - Teil seines Geldes in die Kohlebranche gesteckt hat. Nun unternimmt Soros den nächsten Anlauf - in illustrer Gesellschaft.
Christopher Hohn: Der britische Finanzinvestor ("The Children's Investment Fund") hat sich in Deutschland durch seine Rolle als aktiver Investor bei der Deutschen Börse einen Namen gemacht. Indirekt steckt Hohn auch mit hinter der Umweltgruppe ICCT, die den Volkswagen-Skandal aufdeckte.