Energie Wie Katherina Reiche Deutschlands Wasserstoffmission steuert

Aussichtsvoll: Von ihrem Büro im 25. Stock am Essener Opernplatz schaut Katherina Reiche ins hiesige Energieland
Foto: Sebastian Wolf für manager magazinDieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Faszinierend, dieses Gebilde: Wasserstoff sei für sie "das spannendste Molekül", sagt die Chemikerin Katherina Reiche (48). Es stehe an erster Stelle des Periodensystems, komme überall vor, "ein Multitalent" mit großer Wirkung. Die Zukunft? Mehr als rosig, der wichtigste Energieträger überhaupt, "ein Muss auf dem Weg zur Klimaneutralität".
Ein bisschen stellt sich der Eindruck ein: Die Frau redet auch über sich selbst. Spannend, überall präsent, große Wirkung – diese Merkmale kennzeichnen auch ihre Karriere, die sie in politische Hochämter (Staatssekretärin), an die Spitze eines Verbands (VKU) und aktuell ins Topmanagement eines Dax-Konzerns (Eon) führte.
Heute ist Katherina Reiche Deutschlands Wasserstoffinstanz. Sie sitzt dem nationalen Wasserstoffrat vor, einem Hochkarat-Gremium aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, das noch die Merkel-Regierung eingerichtet hat (mit der Altkanzlerin ist sie per Du). Sie treibt im Essener Energiekonzern Eon als Chefin der größten deutschen Tochtergesellschaft Westenergie AG (10.000 Mitarbeiter, 5,4 Milliarden Euro Umsatz) zentrale Wasserstoffprojekte voran und punktet dabei mit ihrem politischen Netzwerk, das bis nach Australien reicht. Merke: Man muss nicht gleich eine CEO sein, um eine wirkmächtige Rolle im hiesigen Establishment einzunehmen.
Wie hat sie es so weit gebracht? Und: Geht noch mehr?
Sie ist eine elegante, fusselfreie Erscheinung (Hosenanzug, Pumps), mit schwarzen Haaren und großen blauen Augen, die immer etwas angestrengt blicken. Allein unter Graumännern (in der heimischen Energiewirtschaft ist frau noch selten) steht sie meist wortgetreu im Mittelpunkt. Und alle um sie herum wissen: Vorsicht, Augenhöhe! Diese Frau hat definitiv nichts mit Quote zu tun.
Ein Geschäfts- und Gesprächspartner aus dem Ruhrgebiet sieht sie ob ihrer zentralen Stellung als "Spinne im Netz". Fragt sich nur, um welche Spezies es sich handelt: harmlose Kreuzspinne oder giftige Schwarze Witwe? Da gehen die Meinungen seit je auseinander.
Reiches Laufbahn ist eine Abfolge von Durchsetzungsvermögen und Anecken, Ehrgeiz und Provokation. Eine Aus-der-Reihe-Tänzerin, die Kritik mit viel Charme weglächeln und wegargumentieren kann. Drei Lager lassen sich ausmachen: Einige bewundern, viele respektieren, und manche fürchten sie.
In der Brandenburger CDU war sie schon in jungen Jahren in einen heftigen parteiinternen Machtkampf verstrickt. Weil sie im Kompetenzteam des CSU-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber 2002 das Thema Familienpolitik besetzte (als damals unverheiratete Mutter), rebellierte die Deutsche Bischofskonferenz. Seitdem sie gegen das Lebenspartnerschaftsgesetz von Rot-Grün Front gemacht hat, ist sie Lieblingsgegnerin der Schwulen und Lesben. Und ihr direkter Wechsel aus der Politik zum Verband kommunaler Unternehmer, hauchdünn vor einer schärferen Gesetzesregelung, ließ sie als dreiste Abzockerin erscheinen. Da gerät die Sacharbeit oftmals in den Hintergrund; Reiche brachte die Interessen der 1500 VKU-Mitglieder taktisch klug zusammen – was dem Hüten eines Sacks Flöhe recht nahekommt.
Nicht zuletzt wegen ihres polarisierenden Charakters holte der frühere CEO Johannes Teyssen (62) sie 2019 zu Eon, auch als Zeichen des gewollten Aufruhrs nach innen. Gern ließ er Leute gegeneinander antreten und beobachtete, wer sich mit welchen Mitteln durchsetzte.
Es war nicht irgendein Job: Reiche sollte die wichtigste Eon-Tochter Westenergie führen, das Scharnier zu den kommunalen Geschäftspartnern und Beteiligungen. "Für das in mich gesetzte Vertrauen bin ich sehr dankbar", sagt sie heute. Sie hat erst einmal darüber nachgedacht, als das Angebot kam. Sie wusste, es wird eine schwierige Mission: mitten im Merger von Innogy und Eon. "Am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen: Das mache ich." Mangelndes Selbstbewusstsein war nie ihr Problem.
Der Start verlief holprig, ihre Vergangenheit holte sie ein. Die queere Community organisierte nach ihrer Berufung Protest, der prompt auf Eon abstrahlte: Reihenweise wurden Stromverträge gekündigt ("mit einigem Entsetzen und beachtlicher Enttäuschung"). Im Gefolge des Personalabbaus nach der Innogy-Übernahme machte sie sich etliche Feinde: Sie habe Integration nur suggeriert, in Wahrheit knallhart durchregiert.
Andere loben ihre Führungsstärke und klaren Ansagen. Sie zieht halt die Sachen durch und glaubt selbst, ihre Leute hielten sie für ein "tough cookie" (zu deutsch: harte Nuss). Das gefällt ihr nicht, aber sie kann eben nicht aus ihrer Haut: "Ich arbeite eine Menge, delegiere, wo sinnvoll, schaue mir die Fakten an – und entscheide dann auch rasch." Welchen Tipp würde sie sich heute geben, wäre sie noch mal 18, wurde sie neulich gefragt. Antwort: "Die Dinge manchmal gelassener zu sehen."
Davon ist sie derzeit weit entfernt. Ein Wasserstoff-Ratsmitglied preist ihre analytische Präzision. Sie bleibe unheimlich eng am Fahrplan einer Sitzung, sei eine Umsetzerin. Sein Fazit: freundlich, nett, aber extrem bestimmend. Ein Konzernchef hält sie ebenfalls für "durchaus sympathisch", aber gleichzeitig für raffiniert, mit Ehrgeiz unterfüttert; sie arbeite beharrlich an ihren Netzwerken, sodass Bündnisse daraus erwachsen können.
Erst Preußen, dann Sowjets
Reiche sieht Westenergie als ihr Unternehmen, hat trotz ihres noch jugendlichen Managerinnenalters etwas Matriarchalisches an sich. Eine solche Attitüde erschwert naturgemäß die Einbindung in einen Konzern. "Hierarchiestufen sind mir ziemlich schnuppe", bekannte sie in Peter Turis Medien-Podcast. So hält sie es auch im eigenen Laden, redet direkt mit den Fachkollegen. Als sich ihre Leute während der Jahrhundertflut schnell ein Lagebild verschaffen wollten, setzte sie eine Sondergenehmigung für einen Helikopter durch; viele Regionen waren Flugverbotszone.
Auch sie will "bei der Mannschaft" sein, alle zwei bis drei Wochen geht sie auf Baustellen, besucht Projekte und bleibt so im Dialog mit den Menschen vor Ort in den Kommunen. Dann tauscht sie Pumps gegen eine sogenannte PSA (Persönliche Schutzausrüstung), Größe S: mit Schutzbrille, Handschuhen und Warnweste. Die Zeiten, als Mann ihr bei Außenterminen aus High-Heels-untauglichem Gelände heraushelfen musste, sind vorbei.

Zugkraft: Familie Reiche im Dänemark-Urlaub (2003)
Foto: Frank OssenbrinkSie hat das Unternehmergen, was angesichts ihrer ostdeutschen Herkunft überrascht. Sie stammt aus dem brandenburgischen Luckenwalde, 50 Kilometer südlich von Berlin. Eine Industrieregion mit wechselnden Regimes: erst regierte der Preußenkönig Friedrich II., dann die sowjetische Besatzungsarmee und heute eine Frau Bürgermeisterin (SPD). Es ist eine handfeste, rustikale Gegend, die in den 70ern Medaillengewinner im Ringen und Kugelstoßen hervorbrachte.
Sie wuchs in einem protestantischen Haushalt auf, trägt heute ein silbernes Kreuz um den Hals. Vor allem ihre Großeltern, sagt sie, hätten sie geprägt: Der Opa als Unternehmer, die Oma erzog sie "mit liebevoller Strenge".
"Plaste Schulze" hieß der Betrieb, den der Großvater gegründet und der sich aufs Galvanisieren verlegt hatte. Katherina war 16, als die Mauer fiel, aber sie hat gesehen, wie man sich durchkämpft ("Rückgrat zeigen, für seinen Glauben und seine Überzeugungen einstehen"). Gegen alle Widerstände: erst Enteignung in der DDR, dann die harte Schule der Marktwirtschaft, schließlich Corona – die Firma, heute geleitet von Reiches Bruder, hat alles überstanden. "Mittelständler haben ein großes Durchhaltevermögen", weiß sie.
1992, unmittelbar nach der Wende, machte sie Abitur am Friedrich-Gymnasium Luckenwalde. "Strebsam und diszipliniert" sei sie gewesen, erzählt Schulleiter Michael Kohl, sie habe mehr geleistet als andere, sich "geflissentlich um ihre Hausaufgaben gekümmert". Die Reiches waren eine SchülerInnen-Dynastie: Die Mutter hatte dort gepaukt, und alle drei Kinder Katherinas, zwei Töchter und ein Sohn. Ihr Mann Sven Petke (54), Ex-CDU-Politiker in Brandenburg, leitete den Förderverein der Schule.

Zugkraft: Im Potsdamer Landtag kontert Reiches Mann Sven Petke (l.) 2016 eine Jérôme-Boateng-Perfidie von AfD-Wortheld Alexander Gauland
Foto: Ralf Hirschberger / dpa / picture allianceDie Eltern gaben die Chemieleidenschaft an Katherina weiter: Der Papa ist Ingenieur für Chemietechnik; die Mutter, eine Physikochemikerin, hatte an der Moskauer Lomonossow-Universität promoviert. Deshalb nannten sie die Tochter Katherina (mit e) – die russische Variante. Sie hat ihrer ältesten Tochter denselben Namen gegeben, Katherina II also.
Die Performance der Familienunternehmerin Reiche stimmt. Sie erwirtschaftet mehr als 400 Millionen Euro Jahresgewinn, der höchste Beitrag einer Eon-Tochter. Rund 200 Millionen steuert das größte deutsche Strom- und Gasnetz bei (200.000 Kilometer lang); der Rest entfällt auf mehr als 130 Beteiligungen an Stadtwerken und Netzfirmen. Im Umgang mit den Kommunen profitiert sie von ihrer VKU-Erfahrung. Nach der Innogy-Übernahme durch Eon hätten Städte und Gemeinden Change-of-Control-Klauseln ziehen und Verträge kündigen können, ein Schreckensszenario für Teyssen & Co. Doch ihr gelang es, fast alle Konzessionen (insgesamt 1600) zu halten.
Als ihr Gesellinnenstück gilt die sogenannte Rheinland-Kooperation: Reiche handelte mit einem der größten deutschen Stadtwerke, Rheinenergie (Sitz in Köln), einen Asset-Tausch samt Partnerschaft aus und sicherte so Westenergie eine noch machtvollere Position. Geschickt hat sie im Rheinenergie-Aufsichtsrat mit dafür gesorgt, dass CDU-Parteifreund und Ex-Staatssekretär Andreas Feicht (51) im August an die Rheinenergie-Spitze rückt. Die beiden arbeiteten schon beim VKU eng zusammen. Feicht hatte damals, als nordrhein-westfälischer VKU-Präsident, entscheidend dazu beigetragen, dass Reiche den Posten der Hauptgeschäftsführerin bekam – ein eingespieltes Team.
Herzstück des Wohlstands
Wichtiger noch für Eon: Sie umhegt den industriellen Mittelstand. Das ambitionierte Projekt H2.Ruhr soll etwa Glasfabriken, Gießereien oder Zementwerke mit Wasserstoff aus Italien und Spanien versorgen, sodass sie Gas als Prozessenergie ersetzen können. Westenergie bietet die nötigen Pipelines und hat selbst rund 3000 Unternehmenskunden. "An unserem Netz hängt der industrielle Mittelstand von NRW und damit auch von Deutschland", sagt sie. Zuständig sieht sie sich mithin für "das Herzstück unseres Wohlstands" – drunter macht sie es nun mal nicht.
Bei all dem Überschwang die Balance zu halten, das gelingt ihr nicht immer. Mal weiht sie ein Glasfaserprojekt im Eifelflecken Newel-Butzweiler ein, wenig später drängt es sie in die Rolle des Eon-Sprachrohrs. Dann nutzt sie ihre Funktion als nationale Wasserstoffstimme und äußert sich in Interviews auch mal zum Kohleausstieg oder zur E-Mobilität. Felder, die normalerweise der Eon-Holdingvorstand abdeckt. Entsprechend genervt zeigt man sich dort bisweilen über die mediale Präsenz Reiches.
Schon räumlich hat Reiche einen besseren Überblick über die Szenerie als das Eon-Topmanagement. Sie residiert im 25. Stock eines Rundturms am Essener Opernplatz. Das 127 Meter hohe Gebäude, früher die Heimat von RWE, wurde liebevoll "Prinzenrolle" genannt. Jetzt ist es Reiches Reich, also eher die Prinzessinnenrolle. Die Aussicht aus ihrem Büro reicht übers ganze Revier bis nach Dortmund. Von der Eon-Zentrale am Brüsseler Platz (63 Meter) geht der Blick nur auf den nahe gelegenen Grugapark.
Taktisch klug hat die Managerin das politische Vakuum genutzt, das Eon nach diversen Personalwechseln hinterlassen hat. Sie verfügt über ein Netzwerk wie kein Zweiter im Konzern (keine Zweite erst recht), in die Politik, aber auch – etwa über den Wasserstoffrat – in die heimische Konzerngemeinde. Ihr Büro schmückt ein zahnradloses Getriebe, das ihr der befreundete Schaeffler-Vorstand Stefan Spindler (60) geschenkt hat.
Der 2016 verstorbene frühere CDU-Generalsekretär Peter Hintze war ihr Mentor zu Beginn ihrer Laufbahn. Heute versteht sie sich gut mit dem christdemokratischen NRW-Wahlsieger Hendrik Wüst (46); bei einem Gipfelgespräch zur Ukraine-Krise Ende April saß sie selbstredend mit am Tisch, so wie Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz (59), Evonik-Anführer Christian Kullmann (53) und IG-BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis (58).

Post-Polit-Karrieren 1: Die frühere Staatssekretärin und SPD-Generalin Yasmin Fahimi (54) führt heute den DGB
Foto: Janine Schmitz / photothek.de / IMAGO
Post-Polit-Karrieren 2: Die ehemalige CDU-Staatsministerin im Kanzleramt Hildegard Müller (54) ging erst zum Energiekonzern RWE-Innogy. Seit 2020 ist sie Präsidentin des Automobilverbandes VDA.
Foto: Carsten Koall / dpa / picture alliance
Post-Polit-Karrieren 3: Als Vizin der grünen Bundestagsfraktion war Kerstin Andreae (53) Wirtschaftsfachfrau. Seit November 2019 leitet sie den Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.
Foto: Martin Lengemann / WELT / ullstein bildReiche ist überall dabei, wo man/frau dabei sein sollte: Ludwig-Erhard-Stiftung, Atlantik-Brücke; bei den Baden-Badener Unternehmergesprächen gehörte sie 2002 dem Jahrgang 110 an. Der daraus erwachsene Freundeskreis, so Reiche, bestehe heute noch. "Der kann wichtige Anstöße geben", sagt sie, "am Ende muss man selbst entscheiden, umsetzen, durchhalten." Das gelinge ihr durchaus, findet sie. Wer wollte da widersprechen.
Dass Eon das derzeit größte Wasserstoffprojekt weit und breit Ende März mit dem Australier Andrew Forrest (60) vereinbaren konnte, hat der Konzern vor allem Reiche zu verdanken. Forrests Firma FFI will 2030 bis zu fünf Millionen Tonnen pro Jahr nach Europa liefern. Reiche hatte schon seit längerer Zeit ein glänzendes Einvernehmen mit dem australischen Botschafter Philipp Green (62), den sie "für einen der besten Diplomaten" in Berlin hält. Der vermittelte ihr weitere Kontakte nach Down Under.
Was nun, Frau Reiche?
Reiche schaute sich an, was FFI plant und wie die Firma vorgeht. Dann fügte sich eins zum anderen; sie spricht, politisch korrekt, von einem "Gemeinschaftswerk". Stolz darauf ist sie, "mit vereinten Kräften alles in so kurzer Zeit" hinbekommen zu haben.
In einem Energiesalon bringt sie in Berlin Politiker mit Westenergie-Leuten, aber auch Eon-Kollegen – wie zuletzt Netzvorstand Thomas König (57) – zusammen, konspirativ, als Closed Shop. Da stört es offenbar keinen, dass auch mal großes Geld fürs Lobbying ausgekehrt wird. Westenergie sponsert den Ludwig-Erhard-Gipfel am Tegernsee, eine Art deutsches Davos. Dabei wäre ein solches Engagement eigentlich die Sache von Eon.
Der Eon-Vorstand versucht sie mühsam einzuhegen. Eine Gesellschaft namens Eon Hydrogen, derzeit im Aufbau, soll die Wasserstoffaktivitäten im Konzern koordinieren, was manche als Lex Reiche interpretieren. Für die Manager, die sie beaufsichtigen, sind ihre Gipfelambitionen ein stetes Ärgernis. Eon-Chef Leonhard Birnbaum (55) hingegen lässt sie machen, solange ihre Strahlkraft dem Konzern und ihm nützt.
Sie hatte wohl passable Aussichten auf einen Posten im Holdingvorstand, als 2021 eine Frau dort einziehen sollte. Ihr Förderer Teyssen hatte sie ins Gespräch gebracht. Die IT- und Vertriebsfachfrau Victoria Ossadnik (53) wurde ihr schließlich vorgezogen.
Was nun, Frau Reiche? Möchte sie heute zurück in die Politik? Nein, sagt sie. Im Wasserstoffrat könne sie politisch genug bewirken. Ist Westenergie dann der Höhepunkt ihrer Karriere? "Ich habe hier eine wunderbare Aufgabe übernehmen dürfen: die Mitarbeit am Gelingen von Diversifizierung und Dekarbonisierung unserer Energieversorgung". Das sieht sie als "Dienst an der Gesellschaft". Nun, den kann sie auch an höherer Stelle verrichten. Sollte etwa Eon-Netzvorstand König in fünf Jahren (mit dann 62) abtreten, ergibt sich womöglich eine zweite Chance. Im Eon-Aufsichtsrat hat Reiche jedenfalls Unterstützer. Ein Kontrolleur lobt sie als "Generalmanagerin", mit einer "guten Mischung" aus Sachkenntnis und Politiknähe.
Vielleicht geht es doch noch höher hinauf für Katherina Reiche. Das H₂-Molekül legt auf seine alten Tage ja auch noch mal eine steile Karriere hin.