PR-Gau: Ölgigant Exxon hat sich zuletzt von Klimawandel-Leugnern distanziert
Foto: dapdHamburg - Für die US-Energieindustrie und ihr ergebene Politiker war Wei-Hock Soon eine Art Ikone. Studie um Studie legte der Wissenschaftler am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics vor, um zu belegen, dass der vom Mensch verursachte Kohlendioxid-Ausstoß unerheblich für die Erderwärmung sei. Vielmehr stecke die Sonnenaktivität hinter. Auch vor dem US-Kongress vertrat der Amerikaner seine dubiosen Forschungsergebnisse.
Doch jetzt wird immer deutlicher: Der Mann agierte im Auftrag großer Energiekonzerne wie Esso-Mutter Exxon Mobil. In den vergangenen zehn Jahren hat Soon mehr als 1,2 Millionen Dollar von der Brennstoffindiustrie kassiert, wie jetzt die New York Times berichtet. Das ist mehr als bisher schon bekannt war.
Gleichzeitig hat der promovierte Raumfahrtingenieur bei mindestens elf Aufsätzen den Interessenkonflikt nicht offengelegt. Intern bezeichnete Soon seine Aufsätze und öffentlichen Auftritte als gegen Geld "lieferbare Ergebnisse". Dagegen hatte Soon in der Vergangenheit nach außen betont, sich nicht von Geldgebern bei seiner Arbeit beeinflussen zu lassen.
Zu seinen weiteren Geldgebern zählten der Interessenverband der US-Ölindustrie, die Stiftung des radikalen Industriellen Charles Koch sowie ein Stromversorger, der stark auf Kohle setzt. Sie alle fürchten starke Umsatzeinbußen, weil die Menschheit laut der überwältigenden wissenschaftlichen Mehrheitsmeinung ihren Verbrauch von Öl, Kohle und Gas schnell und drastisch drosseln muss, um das Klima vor dem Kollaps zu schützen.
Deshalb haben zahlreiche Akteure wie die Koch-Brüder in den USA einen Propagandaapparat mit pseudo-wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem "Heartland Institute" aufgebaut, der Zweifel am Konsens der Klimaforscher streuen soll. Der fachfremde Soon, dem viele Klimaexperten schlampige und sinnlose Arbeit vorwerfen, war offenbar ein Rädchen in diesem Desinformations-System.
Insbesondere die internationalen Ölkonzerne haben sich zuletzt von dieser PR-Maschinerie öffentlich etwas entfernt. So hat Exxon die Zahlungen an Soon 2010 beendet, als sie erstmals bekannt wurden. Die Chefs von BP und Shell haben zuletzt mehr Engagement gegen den Klimawandel gefordert und für eine Steuer auf Kohlendioxid plädiert. Zudem attackieren Vertreter der Öl- und Gasindustrie seit einer Weile verstärkt die Kohlebranche, die noch CO2-intensiver ist.
Kämpfer gegen Klimaschutz
David H. Koch, Industrieller: Koch besitzt mit seinem Bruder Charles das Konglomerat Koch Industries ¿ die zweitgrößte US-Firma in Privatbesitz - und gilt als einer der aggressivsten Gegner einer aktiven Klimaschutzpolitik. Die Brüder (geschätztes Vermögen: jeweils 36 Milliarden Dollar) sind Geldgeber eines ganzes Netzwerks von Lobbyvereinigungen. Einige von ihnen, darunter ¿Americans for Prosperity¿, orchestrieren landesweit Angriffe auf Gesetze, die den Verbrauch von fossilen Brennstoffen verteuern oder erneuerbare Energien fördern. Die Kochs sind unter anderem an Ölvorkommen in Kanada beteiligt und setzen sich für den Bau der umstrittenen Megapipeline ¿Keystone XL¿ zum Golf von Texas ein.
Donald Trump, Immobilienmilliardär: Trump sorgte im Januar mit einem Tweet für Aufregung, in dem er die Erderwärmung bestritt und Gegenmaßnahmen pauschal als ¿bullshit¿ bezeichnete. Ist er frustriert, weil er in Schottland Ärger mit einem Offshore-Windpark hatte? Einen solchen genehmigten die Behörden in Sichtweite eines von Trump geplanten Golf-Resorts. Den Kampf gegen die Windmühlen werde er niemals aufgeben, ließ er die Briten zuletzt wissen.
Rex Tillerson, Chef von Ölkonzern ExxonMobil: Nach Jahrzehnten des Leugnens erkennt mittlerweile auch Ölkonzern ExxonMobil an, dass das Verbrennen fossiler Rohstoffe die Erdatmosphäre aufheizt. Das Unternehmen hat zudem die Finanzierung von Propaganda-Organisationen reduziert, die dies infrage stellen. Konzernchef Tillerson indes will von ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen nichts wissen, da sie Exxons Geschäftsmodell zerstören könnten. Angesichts zunehmender Dürren in den USA empfahl Tillerson notleidenden Farmern, hitzeresistente Rinder zu züchten, wie sie im heißeren Indien vorkommen. Wie die dortigen Landwirte mit steigenden Temperaturen klarkommen sollen, sagte er nicht.
Rupert Murdoch, Medientycoon: In den Blättern und Sendern von Murdochs Medienkonzerns News Corp. gilt der Kampf gegen den Klimawandel als Versuch der Linken, die Weltherrschaft zu übernehmen. Der populäre US-Nachrichtensender Fox ist die Heimstätte derartiger Verschwörungstheoretiker. Zuletzt beschwerte sich Talkshowgast Michael Moyer darüber, ihm sei verboten worden, die Probleme des Klimawandels zu thematisieren. Murdoch selbst nannte den Klimawandel 2007 eine Bedrohung. Zuletzt bezeichnete er jedoch die Versuche, ihn zu bekämpfen ¿ beispielsweise mit erneuerbaren Energien ¿ als schlimmer als die Erwärmung selbst. Murdoch werden enge Verbindungen zur australischen Kohleindustrie nachgesagt.
Kämpfer für Klimaschutz
Tim Cook, CEO Apple: Auf der jüngsten Apple-Hauptversammlung platzte Chef Tim Cook der Kragen. Ein ultrakonservativer Aktionärsvertreter hatte das Engagement des Konzerns für erneuerbare Energien infrage gestellt. Sofern er nicht an den Klimawandel glaube, solle er doch seine Aktien verkaufen, riet Cook. Apple jedenfalls wolle die Welt künftigen Generationen als einen besseren Ort hinterlassen. Das Unternehmen stellt seine Energieversorgung derzeit auf 100 Prozent regenerative Quellen wie Photovoltaik um.
Tom Steyer, kalifornischer Milliardär: Der Ex-Hedgefonds-Manager (Gründer von Farallon Capital Management) hat sich seit 2012 ganz dem Kampf für alternative Energien verschrieben. In Florida will Demokrat Steyer vor den Kongresswahlen einen Häuserwahlkampf zum Klimawandel unterstützen. Der steigende Meeresspiegel setzt schon jetzt Städten wie Miami zu. Republikanische Politiker wie Ex-Gouverneur Jeb Bush oder Marco Rubio weigern sich, über Schutzmaßnahmen zu sprechen.
Elon Musk, CEO Tesla: Multiunternehmer Musk hat praktisch seine gesamte Tätigkeit am Klimawandel ausgerichtet: Seine Tesla-Elektroautos sollen mit Strom aus Photovoltaik-Zellen seiner Firma Solar City geladen werden und so den Durchbruch für eine emissionsarme Mobilität schaffen. Zudem plant Musk mit seiner Raumfahrtfirma Space X bemannte Flüge zum Mars ¿ so könnte die Menschheit laut Musk eines Tage ihr Leben auf einem anderen Planeten fortsetzen, falls es auf der Erde zu unwirtlich wird. Im vergangenen Jahr geriet der Südafrikaner zudem mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg in Sachen Energie aneinander, als eine Zuckerberg-Initiative für den Bau der Mega-Ölpipeline KeystoneXL warb.
Robson Walton, Gründer von Wal Mart: Die größte Supermarktkette der Welt gilt als einer der wichtigsten Investoren in erneuerbare Energien. Auf den Filial-Dächern sind Solaranlagen mit einer Maximalleistung von etwa 100 Megawatt installiert (das ist etwa ein Zehntel von einem Atomkraftwerk). Als Haupttreiber gilt Gründer Rob Walton, der sich zudem für nachhaltige Wirtschaftskreisläufe stark macht. So war es kein Zufall, dass US-Präsident Obama die neue Energiestrategie der Regierung unlängst in einer Wal-Mart-Filiale verkündete. Auf dem Parkplatz demonstrierten allerdings Dutzende gegen den Auftritt ¿ er helfe Wal Markt lediglich, sich zu Unrecht ein grünes Image zu verpassen.
Rex Tillerson, Chef von Ölkonzern ExxonMobil: Nach Jahrzehnten des Leugnens erkennt mittlerweile auch Ölkonzern ExxonMobil an, dass das Verbrennen fossiler Rohstoffe die Erdatmosphäre aufheizt. Das Unternehmen hat zudem die Finanzierung von Propaganda-Organisationen reduziert, die dies infrage stellen. Konzernchef Tillerson indes will von ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen nichts wissen, da sie Exxons Geschäftsmodell zerstören könnten. Angesichts zunehmender Dürren in den USA empfahl Tillerson notleidenden Farmern, hitzeresistente Rinder zu züchten, wie sie im heißeren Indien vorkommen. Wie die dortigen Landwirte mit steigenden Temperaturen klarkommen sollen, sagte er nicht.
Foto: REUTERSRupert Murdoch, Medientycoon: In den Blättern und Sendern von Murdochs Medienkonzerns News Corp. gilt der Kampf gegen den Klimawandel als Versuch der Linken, die Weltherrschaft zu übernehmen. Der populäre US-Nachrichtensender Fox ist die Heimstätte derartiger Verschwörungstheoretiker. Zuletzt beschwerte sich Talkshowgast Michael Moyer darüber, ihm sei verboten worden, die Probleme des Klimawandels zu thematisieren. Murdoch selbst nannte den Klimawandel 2007 eine Bedrohung. Zuletzt bezeichnete er jedoch die Versuche, ihn zu bekämpfen ¿ beispielsweise mit erneuerbaren Energien ¿ als schlimmer als die Erwärmung selbst. Murdoch werden enge Verbindungen zur australischen Kohleindustrie nachgesagt.
Foto: ADRIAN SANCHEZ-GONZALEZ/ AFP