Ungewöhnliche Personalie bei Energieversorger Eons Pressesprecher soll Atomkraftwerke abbauen

Eon-Manager Knott: Aus der Kommunikationsabteilung auf den Chefposten der Kernkraft-Tochter
Foto: AFP/Getty ImagesBeim Energieversorger Eon übernimmt der jetzige Presse- und Politikchef Guido Knott die Führung des brisanten Atombereichs. Das teilte der Essener Konzern am Freitag mit. Knotts Hauptaufgabe als Geschäftsführer von Eon Kernkraft (künftig: Preussen Elektra) wird es sein, die von Bundesregierung und Parlament angeordneten Atomausstieg und damit den teuren und komplizierten Abbau der Kernkraftwerke umzusetzen.
So ungewöhnlich sich die Personalie ausnimmt, so unbegründet ist allerdings die Angst, dass jetzt quasi eine Art deutscher Homer Simpson Regie bei Eons Kernkraftwerken führt. Denn Knott hat bereits umfangreiche Erfahrung in Top-Managementpositionen bei Eon gesammelt. Er fungierte als Finanzvorstand bei der Tochter Eon Hanse und Mitglied der Geschäftsleitung der Eon Energie AG.
Zudem berichtet ein ausgewiesener Kraftwerksexperte in Sachen Kernenergie-Rückbau an Knott: Von Konkurrent Vattenfall kommt Jan Homann als Mitglied der Geschäftsführung zu Eon Kernkraft. Dort war er zuletzt für die Planung und Realisierung von Großprojekten verantwortlich.
Ralf Güldner geht auf eigenen Wunsch in den Ruhestand
Der derzeitige Vorsitzende der Geschäftsführung von Eon Kernkraft, Ralf Güldner, wird laut Eon im Laufe des kommenden Jahres auf eigenen Wunsch in den Ruhestand wechseln. Bis dahin werde er die neue Geschäftsführung in der Übergangsphase begleiten.
"Mit der Bestellung von Guido Knott und Jan Homan richten wir uns konsequent auf die Herausforderungen der künftigen Preussen Elektra aus", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende von Eon Kernkraft, Bernhard Fischer. "Guido Knott verfügt über breite Managementerfahrungen und ist wie kein anderer mit dem politischen und gesellschaftlichen Umfeld unseres Geschäfts vertraut."
Eon und RWE kämpfen derzeit mit niedrigen Strompreisen und fallenden Gewinnen. In dieser Phase wachsen bei Beobachtern die Zweifel, dass die Energieversorger den Rückbau Kernkraftwerke aus eigener Kraft finanzieren können. Hochrangige Idustrievertreter wie der Chef der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliadis, fordern, dass der Staat ebenfalls Verantwortung für den Rückbau übernimmt.
Die künftige Preussen Elektra betreibt derzeit noch drei Kernkraftwerke (Brokdorf, Grohnde, Isar 2) und ist an drei weiteren noch laufenden Blöcken minderheitlich beteiligt. Von den insgesamt fünf bereits stillgelegten Blöcken befinden sich die Kernkraftwerke Würgassen und Stade im Rückbau.