Gates, Plattner und Co.: Diese Milliardäre investieren in die Energie-Revolution
Bill Gates macht offenbar Ernst: Zusammen mit einer Reihe anderer Milliardäre setzt der reichste Mann der Welt einen milliardenschweren Fonds auf, der sauberen Technologien im Energiesektor zum Durchbruch verhelfen soll. Ziel ist, die industrialisierte Welt aus ihrer Abhängigkeit von Kohle, Öl und Gas zu befreien.
"Wir sind allem gegenüber aufgeschlossen, was zu billiger, sauberer und verlässlicher Energie führt", zitiert die US-Website "Quartz" Gates. Demnach wollen der Microsoft-Gründer und seine Mitstreiter ihren Fonds am heutigen Montag vorstellen. Zu ihnen gehören auch SAP-Mitgründer und -Aufsichtsratschef Hasso Plattner und Alibaba-Chef Jack Ma.
Der Fonds mit dem Namen Breakthrough Energy Ventures Fund ist laut "Quartz" zunächst mit gut einer Milliarde Dollar ausgestattet. Ab dem kommenden Jahr soll das Vehikel Technologien zum ökonomischen Durchbruch verhelfen, die das größte Problem der Energieversorgung lösen, indem sie Treibhausgase reduzieren. Dazu gehören Firmen und Forschungsvorhaben in den Bereichen Stromerzeugung und -Speicherung, Verkehr, Industrieprozesse, Landwirtschaft und Energieeffizienz.
Das Engagement steht in scharfem Widerspruch zur Energiepolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hält es für nicht erwiesen, dass es einen Klimawandel überhaupt gibt. Konsequenterweise setzt er auf einen Ausbau der extrem dreckigen Kohlekraft. Zudem will er die Förderung von Öl und Gas in den USA erleichtern.
"Der Dialog mit der neuen Regierung ist sehr wichtig", drückt Gates sich bisweilen diplomatisch in Richtung Trump aus. "Die Idee, dass Forschung gewinnbringend ist, ist glücklicherweise nicht zwischen den Parteien umstritten."
Bill Gates interessiert sich seit Jahren für technische Entwicklungen in der Energiewirtschaft. Der Milliardär hat unter anderem die Atomkraftfirma Terra Power gegründet. Sie plant den Bau von Kernreaktoren, die mit radioaktiven Abfällen betrieben werden.
Doch Gates und seine Mitstreiter zeigen sich nun für viele verschiedenen Technologien offen. Laut "Quartz" stehen Energiespeicher-Techniken ganz weit oben auf der Prioritätenliste. Gibt es Fortschritte in diesem Bereich, könnten Energieversorger beispielsweise die billigen, aber fluktuierenden Stromquellen Wind und Sonne besser nutzen.
Die etwas schwierige Beziehung zwischen Hasso Plattner und Bill Gates
Die lange Laufzeit von 20 Jahren soll sicherstellen, dass Innovationen Zeit haben sich technisch und ökonomisch durchzusetzen. Es laufe in der Energiebranche eben anders als im IT-Bereich, sagt Gates: "Die Leute glauben, man steckt einfach 50 Millionen Dollar in eine Firma, wartet zwei Jahre und schaut was daraus geworden ist. So läuft es in der Energiebranche nicht."
Mit SAP-Gründer Plattner verbindet Gates eine eher wechselvolle Beziehung. Einerseits steht Plattner bei dem Energieprojekt seit einer Weile treu an Gates' Seite.
Doch Ärger gab es vor knapp vier Jahren um Plattners angeblichen Beitritt zu Gates' Verein The Giving Pledge. Dessen Mitglieder erklären sich bereit, die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Ins Leben gerufen hatte Gates den Zusammenschluss kurz zuvor mit Investoren-Legende Warren Buffett.
"Ich fühle mich von Bill Gates hintergangen und ausgenutzt", zitierte damals der "Tagesspiegel" Plattner. Keinesfalls sei er beigetreten - obwohl sogar SAP eine Mitteilung verbreitet hatte, die eine Mitgliedschaft Plattners nahe gelegt hatte.
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manager-magazin.de / Wochit
Später stellte sich heraus, dass Gates Plattner zum Mitglied bei The Giving Pledge ernannt hatte, weil der SAP-Chefkontrolleur seine Stiftung in den Dienst des Vorhabens gestellt habe. Plattner stellte klar, dass er damit nach eigener Ansicht gar nicht die offiziellen Kriterien von The Giving Pledge erfülle.
Auf ein mehr oder weniger klassisches Investment konnten sich Gates und Plattner dieses Mal aber offenbar ohne größere Kommunikationsprobleme einigen. Der SAP-Gründer war laut "Quartz" zu der entscheidenden Sitzung der Fonds-Initiatoren persönlich zugeschaltet.
14 BilderGates, Plattner und Co.: Diese Milliardäre investieren in die Energie-Revolution
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Bill Gates: Der Microsoft-Gründer hat schon 2015 die "Breakthrough Energy Coalition" ins Leben gerufen. Er selbst will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Dollar in neue Energietechniken investieren. Nun startet der erste Fonds der Gruppe, der Breakthrough Energy Ventures Fund. Er soll laut der US-Website "Quartz" gut eine Milliarde Dollar schwer sein. Mit an Bord ist auch ein DAX-Chefkontrolleur...
Mark Zuckerberg und Priscilla Chan: Der Facebook-Boss und seine Frau (Chefin von The Primary School) repräsentieren das Silicon Valley in der Energie-Koalition. Diese will keinesfalls als Spender auftreten, sondern Innovationen zum Durchbruch verhelfen. An ihnen wollen die Geldgeber langfristig gut verdienen.
Foto: REUTERS
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Marc Benioff: Der Gründer und Chef des Cloud-Spezialisten Salesforce hat schon häufiger demonstriert, dass er über den Tellerrand seines Kerngeschäfts hinaus schaut. Der 52-Jährige und seine Frau Lynne haben beispielsweise Millionen für Krankenhäuser und die Rettung der Ozeane gespendet.
Jeff Bezos: Der Amazon-Chef gilt als rastloser Fortschrittsfreund. So beteiligt er sich mit seiner Firma Blue Origin an der Erschließung des Weltalls. Amazon baut derweil die Nutzung von Solar- und Windenergie stark aus.
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Jack Ma: Der Gründer des chinesischen IT-Konglomerats Alibaba interessiert sich nach eigenen Angaben für Umweltthemen, seit er und seine Familie einst der Haifischflossensuppe abschworen. Klimawandel und Luftverschmutzung entwickeln sich in China gerade zu einem Megathema - auch wegen des apokalyptischen Smogs, der immer wieder Peking heimsucht.
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Ratan Tata: Der Industriemagnat (Stahl, Autos) vertritt das Land, dem auf der Pariser Klimakonferenz wohl eine Schlüsselrolle zukommt: Indien. Premierminister Modi will, dass sein Land rasant wächst - und könnte sich doch verpflichten, dabei vor allem auf erneuerbare Energien zu setzen.
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Meg Whitman: Die HP-Chefin ist die einzige Frau, die ohne ihren Partner in der Koalition auftritt. Politisch bei den Republikanern organisiert, gilt sie als Kritikerin scharfer Klimagesetze - und setzt stattdessen auf die Innovationskraft der Unternehmen. Zugleich hat sie Umweltorganisationen viel Geld gespendet.
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Richard Branson: Der Brite und Gründer des Konglomerats Virgin Group (Musik, Luftfahrt) ist ein alter Bekannter in Sachen Umwelt-Versprechen. Kritiker warfen ihm aber zuletzt vor, nur einen Bruchteil der versprochenen drei Milliarden Dollar für die Entwicklung umweltfreundlicher Treibstoffe aufgebracht zu haben.
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Christopher Hohn: Der britische Finanzinvestor ("The Children's Investment Fund") hat sich in Deutschland durch seine Rolle als aktiver Investor bei der Deutschen Börse einen Namen gemacht. Indirekt steckt Hohn auch mit hinter der Umweltgruppe ICCT, die den Volkswagen-Skandal aufdeckte.
Foto: Getty Images
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Masayoshi Son: Der Chef der japanischen Softbank hat sich nach dem Reaktorunglück von Fukushima vehement gegen die Kernenergie ausgesprochen und sich für die Solarenergie stark gemacht. Zuletzt hat er nach einem Besuch beim künftigen US-Präsidenten Donald Trump Milliardeninvestitionen in amerikanische Start-ups angekündigt.
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Reid Hoffman: Der Gründer des Karriere-Netzwerks Linkedin hat sich zu Energie- und Klimathemen bisher keinen großen Namen gemacht. In einem Artikel des "New Yorker" heißt es jedoch, Hoffman habe einmal die Frage aufgeworfen, ob die Welt ohne den Menschen nicht ein besserer Platz sei - weil dieser das Klima und andere Arten zerstöre.
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George Soros: Der US-Investor trat bereits im Vorfeld des Klimagipfels von Kopenhagen (2009) mit einer großen Ankündigung in Erscheinung - er wolle eine Milliarde Dollar in erneuerbare Energien investieren. Zuletzt erregte er allerdings Umweltschützer - sie hatten herausgefunden, dass der Milliardär einen - wenn auch kleinen - Teil seines Geldes in die Kohlebranche gesteckt hat. Nun unternimmt Soros den nächsten Anlauf - in illustrer Gesellschaft.
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Christopher Hohn: Der britische Finanzinvestor ("The Children's Investment Fund") hat sich in Deutschland durch seine Rolle als aktiver Investor bei der Deutschen Börse einen Namen gemacht. Indirekt steckt Hohn auch mit hinter der Umweltgruppe ICCT, die den Volkswagen-Skandal aufdeckte.
Foto: Getty Images
Christopher Hohn: Der britische Finanzinvestor ("The Children's Investment Fund") hat sich in Deutschland durch seine Rolle als aktiver Investor bei der Deutschen Börse einen Namen gemacht. Indirekt steckt Hohn auch mit hinter der Umweltgruppe ICCT, die den Volkswagen-Skandal aufdeckte.