Begehrter Rohstoff für E-Autos Chiles Präsident will Lithium-Abbau unter staatliche Kontrolle stellen

Linker Staatschef: Nach dem Willen von Chiles Präsident Gabriel Boric soll ein staatliches Unternehmen im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften die Kontrolle über die Lithium-Förderung haben
Foto: HANDOUT / AFPDie chilenische Regierung will den Abbau des für E-Autos wichtigen Rohstoffs Lithium stärker kontrollieren. Alle Privatunternehmen, die in Chile Lithium fördern wollten, müssten künftig mit dem Staat zusammenarbeiten, kündigte Präsident Gabriel Boric (37) bei der Vorstellung der Nationalen Lithium-Strategie in der Nacht zum Freitag (Ortszeit) an. In neuen Gemeinschaftsunternehmen könnten Privatfirmen maximal einen Anteil von 49,9 Prozent haben.
Chile verfügt über eine der größten Lithium-Reserven der Welt und lag bei der Produktion im vergangenen Jahr nach Australien an zweiter Stelle. Der Rohstoff wird zur Produktion von Batterien für Elektroautos gebraucht. Die Ionen aus den Salzen des Alkalimetalls sind für den Transport der elektrischen Ladung in den meisten modernen Hochleistungsakkus unerlässlich. In den kommenden 35 Jahren könnte sich einer Studie zufolge die Nachfrage nach Lithium verfünffachen.
"Chile verfügt über eines der größten Lithium-Vorkommen der Welt. Wir können uns nicht erlauben, keinen Nutzen daraus zu ziehen", sagte der Staatschef Boric. Es sei die beste Chance zum Umstieg auf eine nachhaltige und entwickelte Wirtschaft. Die nationale Lithium-Strategie habe zum Ziel, den geschaffenen Reichtum gerechter zu verteilen.
SQM und Abemarle von Vorhaben betroffen
Derzeit bauen die Privatunternehmen SQM und Abemarle im einzigen aktiven chilenischen Abbaugebiet Salar de Atacama Lithium ab. Ihre Verträge laufen 2030 und 2043 aus. Die Regierung strebt allerdings an, die Verträge bereits vor dem Ablauf nachzuverhandeln und die Kontrolle über den Abbau zu übernehmen. SQM und Albemarle haben Verträge etwa mit Tesla, LG Energy oder Mercedes-Benz.
Albemarle erklärte, die Ankündigung habe keine wesentlichen Auswirkungen auf das Geschäft. Die Gespräche über Investitionen in Wachstum und neue Technologien in Chile gingen weiter. SQM reagierte nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.
"Lithium, das wir in gewaltigen Mengen für Batterien benötigen, ist das neue Erdöl", sagte kürzlich Mercedes-Chef Ola Källenius (53) und forderte angesichts des weltweiten Wettbewerbs um diesen Rohstoff mehr Unterstützung seitens der Politik. "Wir brauchen eine europäische, aber auch eine deutsche Rohstoffstrategie." Die Autobauer verfolgen unterschiedliche Strategien , um sich bei der Rohstoffversorgung abzusichern. Volkswagen plant zum Beispiel auch Beteiligungen an Rohstoffminen für die Batteriezellproduktion seiner Elektroautos.
Im Lithium-Handel stiegen die Preise, denn der Plan zerstreute Sorgen über ein zu großes Angebot des Rohstoffes infolge schwächerer E-Autoverkäufe in China.
Unter staatlicher Führung sei mit schwierigeren Vertragsbedingungen zum Lithium-Abbau in Chile zu rechnen, sagte Cho Hyunryul, Analyst von Samsung Securities. Zudem könnte der Schritt Analysten zufolge zu einer Verlagerung von Investitionen in andere Länder wie Australien führen.
Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, Chiles Präsident plane, die Lithium-Industrie zu verstaatlichen. Dies haben wir inzwischen korrigiert und klargestellt, dass es sich um eine staatliche Beteiligung handelt.