Krisengewinner Chevron kauft Aktien für 75 Milliarden Dollar zurück

Beim Ölkonzern Chevron sprudeln die Gewinne angesichts der hohen Energiepreise. Doch statt die Milliarden in die Energiewende zu investieren, kauft der US-Konzern davon Aktien zurück – im Wert von 75 Milliarden Dollar.
Tanken zu Rekordpreisen: Chevron will an die Anteilseigner eine Quartalsdividende von 1,51 Dollar je Aktie ausschütten – 6 Prozent mehr als in den vorangegangenen drei Monaten

Tanken zu Rekordpreisen: Chevron will an die Anteilseigner eine Quartalsdividende von 1,51 Dollar je Aktie ausschütten – 6 Prozent mehr als in den vorangegangenen drei Monaten

Foto: Paul Sakuma/ AP

Der US-Ölkonzern Chevron will angesichts hoher Gewinne Milliarden an seine Aktionäre verteilen. So sollen ab April Aktien im Wert von 75 Milliarden US-Dollar (knapp 69 Milliarden Euro) zurückgekauft werden, kündigte das Unternehmen am Mittwoch in San Ramon an. Dazu will Chevron an die Anteilseigner eine Quartalsdividende von 1,51 Dollar je Aktie ausschütten und damit 6,3 Prozent mehr als in den vorangegangenen drei Monaten. Die Aktie  legte nachbörslich um fast 3 Prozent zu.

Die großen Ölkonzerne wie Chevron haben in den vergangenen Quartalen prächtig verdient, nachdem der Krieg Russlands in der Ukraine die Preise für Öl und Gas angetrieben hatte. Chevron will seine Zahlen für das vierte Quartal am 27. Januar 2023 vorlegen.

EU schöpft Übergewinne ab

Angesichts der hohen Energiepreise hatten sich die EU-Staaten im September auf eine befristete Zufallsgewinnsteuer für Öl-, Erdgas- und Raffinerie-Konzerne geeinigt. Deutschland setzt die Vorgabe im Jahressteuergesetz 2022 um: Gewinne, die im Vergleich zu den Vorjahren den Durchschnittsgewinn um ein Fünftel übersteigen, werden mit 33 Prozent besteuert. Die Einnahmen sollen zur Finanzierung der Strompreisbremse für Verbraucher beitragen. Der hochprofitable Energiekonzern ExxonMobil hatte die Europäische Union daraufhin wegen der neuen Übergewinnsteuer verklagt

Auch in den USA wurden Rufe nach einer Übergewinnsteuer laut. US-Präsident Joe Biden (80) hatte den Ölkonzernen im November gedroht, ihre kriegsbedingten Sonderprofite zu besteuern, falls sie diese nicht an Verbraucher weitergeben würden. Denn schon 2022 überschütteten sie die Anteilseigner geradezu mit Aktienrückkaufprogrammen und Dividenden nach ihren Rekordgewinnen. Der Finanzchef von Chevron, Pierre Breber (58), warnte vor einer Besteuerung der Ölproduktion. Dies würde Investoren abschrecken.

Mit den hohen Dividenden und Aktienrückkäufen ziehen die Ölkonzerne in Zeiten von Krieg, Energiekrise und Klimawandel viel Kritik auf sich. Konzerne, die ihr Geld mit "schmutzigen" fossilen Energieträgern verdienen, sollten überschüssige Gewinne besser in zukunftsträchtige Felder investieren, also etwa in regenerative Energien und Ähnliches, lautet der Vorwurf.

dri/dpa-afxp
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