Big Oil schwimmt im Geld Auch BP fährt Rekordgewinn ein und erhöht Dividende

Verteilt das Geld an seine Aktionäre: BP-Chef Bernard Looney erhöht die Dividende um 10 Prozent
Foto: Toby Melville / REUTERSDie vom Ukraine-Krieg in die Höhe getriebenen Energiepreise haben dem britischen Energiekonzern im Geschäftsjahr 2022 einen Rekordgewinn beschert. Der operative Gewinn habe sich auf 28 Milliarden Dollar (rund 26 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt, teilte BP am Dienstag mit. Damit übertraf das Unternehmen seinen bisherigen Rekord von 26 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2008. Angesichts des Höhenflugs erhöhte der Konzern seine Dividende um 10 Prozent. Wegen seiner Abschreibungen auf das Russland-Geschäft rutschte BP unter dem Strich allerdings ins Minus.
Neben der erhöhten Dividende will das Unternehmen in den nächsten drei Monaten außerdem Aktien im Wert von 2,75 Milliarden Dollar zurückzukaufen, nachdem es zuvor bereits Aktien im Wert von 11,7 Milliarden Dollar erworben hatte.
Aktionäre reagieren begeistert
Die BP-Aktie gewann am Vormittag in London mehr als 5 Prozent. Analysten erklärten, die hohen Rückflüsse an die Aktionäre könnten von vielen Investoren als positive Überraschung gewertet werden. Durch neue Produktionspläne sei zudem eine stabilere Profitabilität zu erwarten als zunächst angenommen.
Obwohl sich der operative Gewinn im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt hat, hatten von Bloomberg befragte Experten noch etwas mehr erwartet. Der Umsatz legte um etwas über die Hälfte auf 241 Milliarden Dollar zu. Unter dem Strich stand jedoch ein Minus von 2,5 Milliarden Dollar in der Gewinn- und Verlustrechnung nach einem Überschuss von 7,6 Milliarden Dollar im Jahr 2021. Der Verlust geht auf die Abschreibung auf Beteiligungen und immaterielle Güter von etwas mehr als 30 Milliarden Dollar zurück, wovon – wie bereits seit Anfang des Jahres bekannt – rund 24 Milliarden Dollar auf die Beteiligung am russischen Ölkonzern Rosneft entfallen.
Nettogewinn im Schlussquartal geringer als erwartet
"Wir stärken BP mit unserer bisher höchsten Zuverlässigkeit der Upstream-Anlagen und den niedrigsten Produktionskosten seit 16 Jahren", sagte Konzern-Chef Bernard Looney (53). Dadurch könne das Unternehmen starke Renditen erwirtschaften und die Verschuldung im elften Quartal in Folge reduzieren.
Die Dynamik habe im vierten Quartal wegen einer schwächeren Gashandelsaktivität nach einem "außergewöhnlichen" dritten Quartal, höherer Wartungskosten für Raffinerien und niedrigeren Öl- und Gaspreise nachgelassen. Der Nettogewinn lag im Schlussquartal bei 4,8 Milliarden Dollar und damit unter den von Analysten erwarteten fünf Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr steht aber immer noch ein Plus von 800 Millionen Dollar zu Buche.
Höhere Preise nicht der einzige Grund für Rekordgewinne
Die sprudelnden Gewinne von "Big Oil" sind einer der großen Aufreger der Energiekrise. Während Verbraucher unter hohen Preisen fürs Heizen oder Tanken ächzten, verdienten Shell, BP, Exxon Mobil, Chevron und Total wegen der kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise im vergangenen Jahr besser denn je. Ebenfalls für Empörung sorgt, dass die Ölkonzerne über Aktienrückkäufe und Dividenden enorme Summen an ihre Investoren verteilen, anstatt mehr in erneuerbare Energien zu investieren. Der Preisschock durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine machte Rohöl im Frühjahr so teuer wie seit über zehn Jahren nicht.
Die höheren Preise sind aber nicht der einzige Grund für die Mega-Profite. "Anders als die Gewinne haben die Ölpreise keine Rekorde erreicht", erklärte die deutsche Ökonomin Isabella Weber von der University of Massachusetts im September bei einer US-Kongressanhörung. Niedrige Produktionskosten seien auch ein wichtiger Faktor. So habe die Branche teure Förderanlagen wegen des Nachfrageeinbruchs in der Pandemie stillgelegt und noch nicht wieder voll in Betrieb genommen – obwohl die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise den weltweiten Ölbedarf wieder erhöht habe und das Angebot durch den Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland beschränkt worden sei.
Der globale Ölverbrauch lag 2022 laut US-Regierungsangaben leicht unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Es gebe schlichtweg wenig Anreize für Ölkonzerne, die Produktion auszuweiten, meint Expertin Weber.