Blackstone steckt Milliarden in Windkraft Der sichere Hafen heißt Helgoland

Hoffnungsträger: Offshore-Windkraftanlagen sollen Deutschland zunehmend mit sauberem mit Strom versorgen - und Investoren sichere Einnahmen bieten
Foto: Sean Gallup/ Getty ImagesBerlin - Zwei Windparks in der Nordsee vor Helgoland und Sylt sollen nach Plänen des US-Finanzinvestors Blackstone künftig rund eine Million Haushalte mit Strom versorgen. Die Finanzierung im Volumen von 1,2 Milliarden Euro für die Windfarm "Meerwind" 20 Kilometer vor Helgoland stehe, sagte Blackstone-Manager Sean Klimczak am Freitag in Berlin.
Der Bau der 80 Siemens-Turbinen mit einer Leistung von 288 Megawatt solle demnächst beginnen. Ab 2013 soll die Windfarm Strom liefern.
Blackstone habe außerdem bereits die Genehmigung zum Bau eines zweiten Windparks mit 64 Turbinen und einem Investitionsvolumen von 1,3 Milliarden Euro 100 Kilometer vor Sylt erworben. Die Windfarm "Nördlicher Grund" solle ab 2013 gebaut werden und ab 2016 Strom liefern.
Auch die Energiekonzerne RWE und Eon wollen den Bau von Windkraftanlagen in der Nordsee mit einer Basis auf Helgoland vorantreiben. Sie wollen von dort aus drei Offshore-Windparks warten und betreiben, die 25 bis 35 Kilometer vor der Insel geplant sind.
Feste Einspeisevergütung überzeugt Angelsachsen
RWE plant die Anlage "Nordsee Ost", Eon treibt das Projekt "Amrumbank West" voran und Blackstone die Anlage "Meerwind". Die Anlagen haben eine Leistung von je rund 300 Megawatt, so dass sie zusammen auf die Kapazität eines Atomkraftwerks kommen.
Klimczak begründete die Milliardeninvestition mit der Investitionssicherheit durch die festen Einspeisevergütungen in Deutschland. "Ohne diese Förderung würden wir das Projekt nicht verfolgen." Allerdings würden Offshore-Windparks auch Risiken bergen - etwa die Windstärke, Widrigkeiten beim Bau oder mit dem Material.
Blackstone werde das Projekt so schnell nicht weiter verkaufen: "Dies ist eine langfristige Verpflichtung für uns", sagte Klimczak. Er wollte sich nicht dazu äußern, ob Blackstone einen dritten Offshore-Park plant. Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, seien etwa 80 weitere Projekte dieser Größenordnung nötig.
100.000 Tonnen Material werden verbaut
Blackstone erklärte, allein der Windpark "Meerwind" werde genug Strom erzeugen, um 400.000 Haushalte zu versorgen und eine Million Tonnen Kohlendioxid pro Jahr in Deutschland einzusparen. Es sei der größte deutsche Offshore-Windpark mit abgeschlossener Finanzierung und das erst von privaten Investoren finanzierte Projekt.
Sieben Geldhäuser sind mit zusammen 820 Millionen Euro an der Finanzierung beteiligt, allein die deutsche Staatsbank KfW und die dänische Exportkreditagentur EKF steuern je 245 Millionen Euro bei. Auch die neu gegründete Siemens Bank und die Commerzbank geben Geld. Unteraufträge sollen an Alstom und den Stahlbauer Ambau gehen.
Beim Bau des Windparks dürften 2000 Menschen Arbeit finden, sagte Peter Giller vom Betreiber WindMW, der Blackstone gehört. Für den Betrieb seien später 60 bis 70 Mitarbeiter auf Helgoland und in Bremerhaven nötig.
Fundamente in 22 bis 26 Meter Wassertiefe
Auftragsgewinner Siemens äußerte sich am Freitag zwar nicht zum Wert des Geschäfts. Gemäß einer Faustformel dürfte die Bestellung aber einen Wert zwischen 450 Millionen und knapp einer Milliarde Euro haben. Zudem übernimmt der Konzern zunächst für fünf Jahre den Service.
Die Finanzierung des zweiten geplanten Windpark nahe Sylt soll nach Klimczaks Worten 2013 stehen. Dort seien größere Turbinen geplant: Statt der 3,6-Megawatt-Maschinen vor Helgoland sollten Siemens-Turbinen mit fünf oder sogar sechs Megawatt zum Einsatz kommen, so dass die Gesamtleistung bei 320 oder 384 Megawatt liegen werde.
Insgesamt werden Spezialschiffe nach den Worten Gillers für "Meerwind" 100.000 Tonnen Material in der Nordsee verbauen. Die Fundamente der Windräder werden in 22 bis 26 Metern Wassertiefe verankert und die 80 Turbinen einen Rotordurchmesser von 120 Metern haben. Die Turbinen sollen den Strom über Unterseekabel zu einer Zwischenstation in Büsum transportieren.
Die Planungen für das Windparkprojekt hatten bereits vor drei Jahren begonnen. Blackstone ist in Deutschland vor allem als Minderheitsaktionär der Telekom bekannt. Der US-Investor schaut sich hierzulande seit einiger Zeit verstärkt wieder nach Investitionen um. Zuletzt hatte der Investor für 700 Millionen Euro den Outdoor-Ausrüster Jack Wolfskin gekauft.
Großer Tag für felsenfeste Nordseeinsel
Betrieb und Wartung für drei in der Nordsee geplante Windparks sollen nach dem Willen der Energiekonzerne von Helgoland aus erfolgen. RWE, Eon und WindMW stellten am Freitag ihre Pläne für eine Betriebsbasis auf der sturmerprobten Insel vor, die die Briten nach dem zweiten Weltkrieg auch mit Tausenden Tonnen Sprengstoff nicht zu zerstören vermochten.
Dadurch könnten auf der Nordseeinsel bis zu 150 Arbeitsplätzen entstehen. Hinzu kämen weitere befristete Arbeitsplätze bei Zulieferern, Bau- und Schifffahrtsfirmen.
Dazu soll der Südhafen zu einer Service- und Betriebsstation ausgebaut werden. Auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern sollen Servicegebäude mit Werk- und Lagerhallen entstehen.
"Helgoland wäre die erste Insel in der deutschen Nord- und Ostsee, die vom Ausbau der Offshore-Windkraft derart profitieren würde", sagte Helgolands Bürgermeister Jörg Singer. Der geplante Bau bedeute für die Insel "neue Arbeitsplätze, wachsende Kaufkraft und steigende Gewerbesteuereinnahmen".
Planung im Schnellverfahren
Noch in diesem Sommer sollen die planungstechnischen Voraussetzungen für das Projekt geschaffen werden. Sie werden von der neugegründeten Hafenbetriebsgesellschaft Helgoland (HGH) koordiniert. Dazu gehört unter anderem auch die Errichtung eines zusätzlichen Landungsstegs.
Die Gemeinde Helgoland hat die erforderliche Änderung des Bebauungsplans bereits eingeleitet. 2011 könnten der Bau der Servicestation und die Ertüchtigung des Hafens erfolgen und bis Ende 2012 beendet werden.
RWE startet mit dem Bau des Offshore-Windparks Nordsee Ost bereits Ende des Jahres. "Schon in der Bauphase, aber vor allem während der kompletten Betriebsdauer des Windkraftwerks, wollen wir Helgoland als Servicestützpunkt nutzen", sagte Martin Skiba, Leiter Offshore-Windkraft bei RWE Innogy.