Die längst erwartete Konsolidierung des weltweiten Solarmarkts kommt in Schwung: Der französische Ölriese Total greift nach dem US-Solarkonzern Sunpower. Für rund 920 Millionen Euro will der Ölmulti bis zu 60 Prozent an dem Solarzellen- und Modulhersteller erwerben.
Total-Tankstelle in Leipzig: Französisches Unternehmen investiert in erneuerbare Energie
Düsseldorf/Los Angeles - Total-Chef Philippe Boisseau erklärte, mit Sunpower zu den Weltmarktführern in der Solarbranche aufsteigen zu wollen. Die Übernahmeankündigung löste am Freitag unterschiedliche Reaktionen aus. Während einzelne Analysten vor einem verschärften Wettbewerb vor allem für deutsche Solarfirmen warnten, ließen sich andere vom Fusionsfieber anstecken.
Die Aktienkurse der deutschen Sunpower-Rivalen
Solarworld und Q-Cells aber auch des Ausrüsters SMA
Solar sowie des Anlagenbauer Phoenix
Solar schossen bis zu 6 Prozent in die Höhe. Die Übernahme wäre eine der größten eines Öl- und Gasriesen in den Markt für erneuerbare Energie. "Das ist ein Vertrauensbeweis eines viel größeren Unternehmens und ein genereller Vertrauensbeweis in die Solarbranche", sagte eine Analystin. Dies werde die Kurse in der Branche antreiben und Spekulationen schüren, wer als nächstes übernommen werden könne.
DZ-Bank Analyst Sven Kürten äußerte sich skeptischer. Die Unterstützung von Total gebe Sunpower ein solides Finanzierungspolster für die weltweite Expansion. "Dies könnte die Wettbewerbssituation für unser Universum verschlechtern".
Angeblich mehr als 200 Solarfirmen unter die Lupe genommen
Einige Experten äußerten sich verwundert über den Zeitpunkt der Übernahme, da sich derzeit die Aussichten für die Solarbranche wegen der gekürzten Förderungen auf wichtigen europäischen Absatzmärkten verschlechtern. Bereits in der Vergangenheit hatten sich Ölkonzerne in der Ökostrombranche getummelt - etwa BP und Shell. In der Krise fuhren sie ihr Engagement allerdings zurück.
In Deutschland startete der Industriekonzern Robert Bosch vor drei Jahren den Ausbau seiner Ökostromsparte und übernahm Ersol und Aleo Solar. Damals wurde eine Konsolidierungswelle erwartet, die allerdings ausblieb. Erst vor wenigen Wochen kam wieder etwas Bewegung in den Markt: Kurz nach der Reaktorkatastrophe in Japan kündigte der Schweizer Solarmaschinenbauer Meyer Burger die Übernahme des deutschen Konkurrenten Roth & Rau an.
Total ist mit einer Marktkapitalisierung von 100 Milliarden Euro der größte Konzern Frankreichs. Der Energieriese geht mit einer gut gefüllten Kasse in die Offensive. Der gestiegene Ölpreis verhalf Total im ersten Quartal zu einem Nettogewinn von 3,1 Milliarden Euro - ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In beiden Unternehmen stimmte das Management den Übernahmeplänen bereits zu.
Sunpower-Chef Tom Werner sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, Total habe sich für sein Unternehmen entschieden, nachdem die Franzosen in zwei Jahren mehr als 200 Solarfirmen unter die Lupe genommen hätten.