Auf dem Gipfeltreffen in Heiligendamm haben die G8-Staaten neue Klimaziele vereinbart. Dabei haben sie noch nicht einmal ihre Hausaufgaben gemacht. Eine WWF-Studie zeigt, wie halbherzig die bisherigen Bemühungen waren. Und da ist Deutschland keine Ausnahme.
Berlin - Klimaschutz steht auf dem G8-Gipfel ganz oben - das Kyoto-Protokoll zur weltweiten Reduzierung der Treibhausgase soll weiter entwickelt werden. Darauf einigten sich die Staatschefs am Donnerstag in Heiligendamm. Der Kabarettist Volker Pispers hat in seinem aktuellen Programm "Bis neulich" dafür nur Spott übrig: "Das ist, als ob sich eine Runde von Alkoholikern in Kyoto schwört, keinen Tropfen mehr anzurühren. Und dann treffen sie sich später in Heiligendamm bei mehreren Kisten Bier, um auf die nächsten Ziele anzustoßen."
Der Vergleich ist nicht übertrieben. Wie gering die Fortschritte bisher sind, lässt sich mit wissenschaftlichen Mitteln nachweisen. So geschehen in einer Studie des niederländischen Institut Ecofys, die der Naturschutzbund WWF zusammen mit der
Allianz passend zum G8-Gipfel veröffentlicht.
Die Autoren der Studie kommen zu "besorgniserregenden" Ergebnissen: "Die Energiepolitik der G8-Staaten ist nach wie vor mangelhaft." Das gilt gerade im direkten Vergleich mit den Kyoto-Zielen. Allenfalls Großbritannien, Frankreich und Deutschland liegen laut Studie im Plan - in diesem Punkt.
WWF-Report Klimapolitik G8
Land
Gesamtnote
Großbritannien
0,00
Frankreich
0,04
Deutschland
0,10
Japan
-0,22
Italien
-0,38
Russland
-0,94
Kanada
-1,12
USA
-1,24
Stand: 2007 Quelle: Ecofys / WWF:
Die drei Staaten sind auch die Spitzenreiter in der Gesamtwertung, auch weil die anderen fünf so große Defizite haben. Bevor sich die großen Europäer auf ihren Lorbeeren ausruhen, mahnt deshalb WWF-Klimaexperte Matthias Kopp: "Auch in diesen Ländern müssen dringend zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, sonst wird der Ausstoß an Treibhausgasen in den kommenden Jahren wieder ansteigen."
Besonderen Nachholbedarf haben die USA und Kanada. In diesen Staaten wird mit 24 Tonnen pro Einwohner und Jahr rund doppelt so viel CO2 produziert wie von den anderen G8-Mitgliedern. Italien und Japan bewegen sich bei den meisten Kriterien im Mittelfeld. Russland kann überdurchschnittliche Erfolge bei den Kyoto-Zielen und bei der allgemeinen Emissionssenkung verbuchen, schneidet ansonsten aber ähnlich schlecht ab wie die amerikanischen G8-Partner.
Absolut führend ist Deutschland bei der Förderung erneuerbarer Energien, und auch in punkto Energieeffizienz lässt das Land die Vergleichsstaaten hinter sich. WWF-Mann Knopp relativiert: "Seit dem Jahr 2000 allerdings stagnieren in den kritischen Sektoren wie Stromerzeugung die Emissionen - substantielle Reduktionen sind nicht zu sehen." Außerdem wird in der Studie der hohe Anteil von Kohle bei der Stromerzeugung bemängelt.
Allen Unterschieden zum Trotz kommt der WWF zu einem eindeutigen Schluss: Die G8-Länder sind weit davon entfernt, die Klimaprobleme in den Griff zu bekommen.