Gewinneinbruch wegen Corona-Krise Boomender Online-Handel rettet Douglas das Quartal

Douglas-Chefin Tina Müller
Foto: André Havergo/ imago/Future ImageFür Deutschlands größte Parfümeriekette Douglas wird das Online-Geschäft immer wichtiger. Douglas-Chefin Tina Müller (51) verwies anlässlich der Veröffentlichung von Quartalsergebnissen des Unternehmens auf 70 Prozent Wachstum im Online-Bereich sowie auf 90 Prozent Zuwachs bei den Neukunden. 1,8 Millionen Neukunden, 40 Prozent Umsatzanteil des E-Commerce in Deutschland, das sei ein "Quantensprung", so Müller.
"Der Zeitpunkt ist absehbar, an dem wir in Deutschland mehr E-Commerce-Unternehmen sein werden als stationärer Händler", sagte Müller am Donnerstag auch der Deutschen Presse-Agentur.
Die Fortschritte im Online-Handel halfen dem Konzern in den vergangenen Monaten auch, die Auswirkungen der Corona-Krise in Grenzen zu halten. Der Konzernumsatz lag in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2019/2020 mit 2,5 Milliarden Euro "nur" um 7,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Gewinn brach unter dem Strich allerdings um über 90 Prozent auf nur noch rund vier Millionen Euro ein.
Dass der Umsatzeinbruch nicht höher ausfiel, lag nicht zuletzt am Online-Geschäft. Die Verkäufe via Internet lagen im dritten Quartal um besagte mehr als 70 Prozent über dem Vorjahresniveau und machten einen Teil der Einbußen durch die coronabedingten Filialschließungen wett.
Filialschließungen gelten als sicher
"Die Corona-Pandemie hat das Einkaufsverhalten stark und dauerhaft verändert. Auch vor Corona ging der Trend zum Online-Handel - die Pandemie hat dies noch einmal beschleunigt", betonte die für das Digitalgeschäft zuständige Douglas-Managerin Vanessa Stützle (42). In den ersten neun Monaten erwirtschaftete Douglas europaweit bereits gut ein Viertel aller Umsätze online, wie eine Präsentation zeigt (hier Seite 12).
Doch auch im Filialgeschäft sieht der Konzern mittlerweile Licht am Ende des Tunnels. Die Umsätze in den 2400 Filialen haben inzwischen wieder rund 90 Prozent des Vorjahresniveaus erreicht, wie Müller berichtet.
Dennoch will der Konzern sein Filialkonzept angesichts des Online-Booms grundlegend überarbeiten. "Die Rolle der Filialen wird sich ändern - von einer reinen Abverkaufsstation zu einem Ort für den Erlebniseinkauf", sagte Müller. Die Douglas-Chefin ließ wenig Zweifel daran, dass die Neustrukturierung auch Filialschließungen beinhalten wird. Allerdings werde dies nicht alle Länder im gleichen Maße treffen. "Deutschland wird tendenziell weniger von Ladenschließungen betroffen sein als Südeuropa", sagte sie. Das genaue Design des Filialnetzes und die Zahl der Filialen, die geschlossen werden sollen, wolle Douglas nach dem Weihnachtsgeschäft im Jahr 2021 mitteilen, sagte Müller im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Thema Börsengang für Douglas noch nicht vom Tisch
Für das wichtige Weihnachtsgeschäft sei sie zuversichtlich, sagte Müller. "Ich bin ganz sicher, dass die Konsumenten nach einem relativ schweren und anstrengenden Jahr an Weihnachten besonders gern schenken - und vielleicht auch besonders viel und besonders hochwertig."
Das Thema eines Börsengangs sei für Douglas nicht vom Tisch, machte Müller klar: "Langfristig ist ein Börsengang sicher eine Option", sagte sie. Dies sei aber reine Entscheidung der Eigentümer rund um den Finanzinvestor CVC. "Wir konzentrieren uns auf die Weiterentwicklung unseres operativen Geschäfts."