Zur Ausgabe
Artikel 70 / 124

Die Vor- und Nachteile von Senior-Consulting-Firmen ...

Seniorberatungsgesellschaften: Vor- und Nachteile
aus manager magazin 3/2000

... für das Unternehmen

+ Kompetenzerhalt: Ältere Manager haben einen ungeheuren Erfahrungsschatz im Laufe ihres Berufslebens angesammelt. Werden sie in einer hausinternen Beratungsgesellschaft weiterbeschäftigt, kann das Unternehmen jederzeit auf dieses Know-how zurückgreifen.

+ Verjüngung: Scheiden ältere Manager früher aus dem operativen Geschäft aus, bringt das frischen Schwung ins Management und schafft Perspektiven für den Nachwuchs. High-Potentials können aufsteigen und so vom Abwandern in andere Unternehmen abgehalten werden.

+ Kostenersparnis: Hohe Abfindungen und Frühpensionierungen kosten ein Unternehmen viel Geld, für das es keine Gegenleistung erhält. Die Einrichtung einer Beratungsgesellschaft hingegen erfordert nur geringe Anfangsinvestitionen (Büro, Sekretariat, Aus- und Weiterbildung). Und mit Chance trägt sich die Consulting-Truppe nach ein paar Jahren selbst oder erwirtschaftet sogar Gewinne.

- Konkurrenz: Übernehmen die Senior-Berater auch externe Aufträge, besteht die Gefahr, dass wertvolles Wissen in die Hände der Konkurrenz gerät. Es kann durchaus vorkommen, dass andere Unternehmen die erfahrenen Manager nur engagieren, um so ein wenig beim Wettbewerber zu spionieren. Daher sollten alle aushäusigen Aufträge von einer neutralen Instanz vorher überprüft werden.

- Imageschaden: Der Ruf der Beratertruppe steht und fällt mit ihrer Qualität. Führen die Senioren unter dem Firmennamen des Unternehmens Aufträge schlampig oder unprofessionell aus, fällt dies negativ auf das Image des gesamten Unternehmens zurück.

... für den Mitarbeiter

+ Flexibilität: Senior-Berater sind nicht so eingespannt in Sachzwänge wie Manager. Die stark projektbezogene Tätigkeit lässt auch Teilzeitarbeit problemlos zu. Das Arbeitspensum ist in den meisten Modellen frei wählbar und eröffnet so die Möglichkeit für einen sanften Übergang in den Ruhestand.

+ Herausforderung: Der Wechsel in die Beratertruppe ist für gestandene Führungskräfte eine gute Chance, sich in ihrem letzten Berufsabschnitt noch einmal auf ganz neue Erfahrungen einzulassen und der Routine zu entfliehen.

+ Freiheit: Der neue Job ist oft anstrengend, doch der Stress durch Personalverantwortung entfällt. Die Berater arbeiten meist als Einzelkämpfer und können Art und Umfang ihrer Aufträge weitgehend selbst festlegen. Wer möchte, kann sich auf bestimmte Interessenschwerpunkte spezialisieren. Auch ein mehrmonatiger Auslandsaufenthalt ist bei internationalen Projekten möglich.

- Einkommensverlust: Ein Nachteil der neuen Tätigkeit ist, dass die Höhe des bisherigen Einkommens bei den meisten Modellen nicht mehr garantiert ist. In der Regel erhalten die Experienced Consultants bis zu 60 Prozent ihres vorherigen Grundgehalts als Fixum. Der Rest ist variabel und hängt vom persönlichen Einsatz ab. Nur wer genügend Aufträge akquiriert, kommt annähernd auf sein ehemaliges Gehalt.

- Machtverlust: Die neue Freiheit geht mit einem eindeutigen Verlust an Einfluss und Autorität einher. Manager müssen plötzlich ohne großen Mitarbeiterstab auskommen und vom Kaffee bis zur Projektakquise alles selbst organisieren. Die Umstellung erfordert Flexibilität und Offenheit.

Zur Ausgabe
Artikel 70 / 124
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren