Milliardendeal geplatzt Investoreneinstieg bei der DFL gescheitert, Führung tritt ab

Einen Erlös von zwei Milliarden Euro erhoffte sich die Deutsche Fußball Liga durch den Einstieg eines Investors. Doch der Plan scheiterte an der Skepsis der Vereine und der Fans, sodass zahlreiche Clubs am Mittwoch dagegen stimmten. Die Interims-Geschäftsführer zogen die Konsequenzen.
"Nein zu Investoren in der DFL": Die Skeptiker (hier im Stadion des FC Union Berlin) haben sich durchgesetzt

"Nein zu Investoren in der DFL": Die Skeptiker (hier im Stadion des FC Union Berlin) haben sich durchgesetzt

Foto: IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch / IMAGO/Matthias Koch

Der geplante Einstieg eines Investors bei einer neuen Tochtergesellschaft der Deutschen Fußball Liga  (DFL) ist vom Tisch. Ein entsprechender Antrag erhielt bei der mit Spannung erwarteten außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwoch in Frankfurt am Main nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Erst- und Zweitligisten, wie Teilnehmer nach dem Ende der Sitzung berichteten. Demnach habe es elf Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen gegeben.

Das Abstimmungsergebnis ist eine krachende Niederlage für die DFL-Führung um Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke (63) und die Interims-Geschäftsführer Axel Hellmann und Oliver Leki, die im Vorfeld für eine breite Zustimmung geworben hatten.

Hellmann zog nach dem gescheiterten Plan die Konsequenzen und kündigte an, sein Amt als Interimsgeschäftsführer der Deutschen Fußball Liga zum 30. Juni abzugeben. "Ich habe jetzt im Sommer wieder etwas mehr Zeit für meinen Club", sagte der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Erstligisten Eintracht Frankfurt am Mittwoch nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung der DFL. Hellmann hatte die Dauer seines Engagements an den Investorenprozess geknüpft.

Bei Oliver Leki vom SC Freiburg war schon länger klar, dass er definitiv Ende des kommenden Monats als DFL-Interimsgeschäftsführer aufhört. "Ich habe großartige Arbeit gesehen dieser beiden", sagte Watzke. Es bleibe dabei, dass im Juli ein neuer Geschäftsführer präsentiert werden soll. "Das werden wir auch tun", sagte Watzke.

Großer Widerstand von Fans

Die DFL hatte sich von dem Deal frisches Kapital in Höhe von rund zwei Milliarden Euro versprochen. In der organisierten Fanszene gab es seit Monaten großen Widerstand gegen die Pläne. Mit dem Geld sollte insbesondere die Gesamtvermarktung der Bundesliga, vorrangig im Ausland, gestärkt werden. Ein fester Betrag war ferner zur Finanzierung lokaler Infrastrukturprojekte der 36 Profivereine vorgesehen. Zudem sollten die Clubs rund 300 Millionen Euro zur freien Verfügung erhalten.

Der DFL-Plan sah vor, dass die nationalen und internationalen Medienrechte in eine Tochtergesellschaft namens DFL MediaCo GmbH & Co. KGaA ausgelagert werden sollten. Ein möglicher Investor, zuletzt waren von ursprünglich sechs Interessenten noch vier übrig geblieben, sollte dann 12,5 Prozent für eine Laufzeit von 20 Jahren an dem neuen Unternehmen erwerben. Noch im Rennen als potenzielle Geldgeber waren nach dem Ausstieg von Private-Equity-Gigant KKR zuletzt noch die Finanzinvestoren CVC, Blackstone, EQT und Advent .

Der Plan einer Beteiligung ist nun hinfällig, weil er bei dem Treffen in einem Frankfurter Flughafenhotel nicht genügend Befürworter fand. Bereits in den Wochen vor der Mitgliederversammlung hatte sich unter den Vereinen Widerstand gerührt.

Kritiker hatten zu bedenken gegeben, dass sich ein möglicher Partner mit der Rolle des Zuschauers nicht begnügen werde. So warnte der Vorstand des 1. FC Köln in einem offenen Brief vor einem Deal mit einer Beteiligungsgesellschaft: "Ein Private-Equity-Investor wird immer auch bestimmte Mitbestimmungsrechte einfordern, um so die Rendite seines Investments zu schützen und aktiv zu steigern." Zudem wurde bemängelt, dass die DFL auf Zukunftserlöse zugreife, die den Vereinen in zehn bis 20 Jahren fehlen würden.

dri/dpa-afx
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