Abstimmung Verdi-Mitglieder stimmen für unbefristeten Streik bei der Post

Das Votum der befragten Verdi-Mitglieder bei der Deutschen Post ist eindeutig. Fast 86 Prozent lehnen das Tarifangebot des Konzerns ab und stimmen für Streik. Die Tarifparteien nehmen dennoch einen neuen Anlauf für eine Lösung am Verhandlungstisch.
Tarifkonflikt spitzt sich zu: Beschäftigte der Post streikten bereits im Februar

Tarifkonflikt spitzt sich zu: Beschäftigte der Post streikten bereits im Februar

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Die Deutsche Post will im Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Verdi in letzter Minute einen unbefristeten Streik verhindern. Der Bonner Konzern forderte Verdi zu neuen Tarifverhandlungen auf, nachdem die Mitglieder der Gewerkschaft das bisherige Angebot in einer Urabstimmung abgelehnt hatten.

"Die Verhandlungen werden am Freitag, dem 10. März 2023, fortgesetzt", teilte Verdi am Donnerstag mit. Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie betonte: "Streiks sind (..) weder im Interesse unserer Kunden noch im Interesse unserer Beschäftigten." Der Konzern habe Verdi aufgefordert, bei den Verhandlungen für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten "kurzfristig doch noch zu einem zustimmungsfähigen und wirtschaftlich tragfähigen Ergebnis zu kommen".

In einer Urabstimmung votierten zuvor laut Verdi 85,9 Prozent der Befragten gegen das bisherige Tarifangebot der Post und für einen unbefristeten Streik. Damit wurde das nötige Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen. "Die Deutsche Post steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden", sagte die Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Für die Post würde ein unbefristeter Arbeitskampf zur Unzeit kommen, sinken doch Sendungsmengen und Gewinne in ihrem deutschen Briefgeschäft. Trotzdem hatte der Bonner Konzern 2022 ein Rekordjahr erzielt – dies gelang aber nur dank des boomenden Auslandsgeschäfts. Der scheidende Post-Chef Frank Appel erhöhte die Dividende für 2022 und weitete das laufende Aktienrückkaufprogramm aus. Mit der Sonderkonjunktur für die Logistiker und dem Rekordkurs ist es jedoch erst einmal vorbei. Im laufenden Jahr muss die Post steigenden Preisen und der eingetrübten Konsumstimmung Tribut zollen.

Verdi-Forderung würde Deutsche Post eine Milliarde Euro kosten

Die Forderungen der Gewerkschaft entsprächen einer Mehrbelastung von rund einer Milliarde Euro pro Jahr für den Konzern, erklärte die Post. Dies drohe die Gewinne der Sparte aufzufressen: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern in der Brief- und Paketsparte in der Bundesrepublik einen operativen Gewinn (Ebit) von 1,27 (Vorjahr: 1,7) Milliarden Euro. Appel sagte, die Post werde keine Dinge tun, von denen er wisse, dass sie das Brief- und Paktgeschäft in Deutschland nachhaltig in Frage stellten.

Verdi verlangt von der Post eine Entgelterhöhung für die 160.000 Tarifbeschäftigten von 15 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Der Konzern hatte angeboten, dass die Löhne und Gehälter aller Beschäftigten in zwei Stufen um insgesamt 4420 Euro pro Jahr steigen, was einer Erhöhung über alle Entgeltgruppen von 11,5 Prozent entspreche. Dies sei zusammen mit den zusätzlich angebotenen 3000 Euro Inflationsausgleich das größte Tarifangebot in der Unternehmensgeschichte. Die Post sei damit an die Grenzen des Machbaren gegangen, bekräftigte Appel. Verdi hatte die Offerte abgelehnt.

Im laufenden Jahr muss die Post wegen der Unsicherheiten um die Entwicklung der Konjunktur kleinere Brötchen backen. Für 2023 rechnet Appel beim operativen Ertrag (Ebit) mit drei Szenarien, die eine Bandbreite des Ebit von 6,0 bis 7,0 Milliarden Euro umfassen. Das liegt deutlich unter dem operativen Ertrag des Vorjahres von 8,4 Milliarden Euro. "Wir gehen davon aus, dass die erste Jahreshälfte besonders herausfordernd wird", sagte Appel: "Die Frage ist jedoch, wie lange es braucht, bis die weltwirtschaftliche Erholung wieder an Dynamik gewinnt.

rei/Reuters

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