Risikovorsorge steigt deutlich Investmentbanking stützt Deutsche Bank in der Krise

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing: "In schwierigem Umfeld die Kosten gesenkt und die Erträge gesteigert"
Foto: Kai Pfaffenbach/ REUTERSDie Deutsche Bank wird nach einem überraschend guten Abschneiden im zweiten Quartal in der Corona-Krise etwas zuversichtlicher für den Rest des Jahres. Man arbeite weiterhin auf das ursprüngliche Ziel hin, auch im Gesamtjahr vor Steuern schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Finanzchef James von Moltke (51) bei der Vorlage der Zwischenbilanz am Mittwoch. Zwischenzeitlich hatte sich Deutschlands größtes Geldhaus skeptischer geäußert. Angesichts der Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Pandemie sei man aber noch vorsichtig, sagte der Finanzchef.
Dank sprudelnder Geschäfte der hauseigenen Investmentbank und überraschend stark gesenkter Kosten erwirtschaftete die Bank in den Monaten April bis Juni vor Steuern einen Gewinn von 158 Millionen Euro nach einem Verlust von 946 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auch vor den Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen hielt sich das Geldhaus knapp in den schwarzen Zahlen. Nach Abzug dieser Zinszahlungen stand für Deutsche-Bank-Aktionäre unter dem Strich ein Minus von 77 Millionen Euro, nachdem der teure Radikalumbau dem Institut ein Jahr zuvor einen Verlust von 3,3 Milliarden Euro eingebrockt hatte.
Nach den endgültigen Quartalszahlen stieg der Aktienkurs der Deutschen Bank zunächst um 3,6 Prozent, rutschte am Vormittag dann aber leicht ins Minus.
Mit den Zahlen übertraf die Bank die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. "Wir haben in einem schwierigen Umfeld unsere Erträge gesteigert und unsere Kosten weiter gesenkt und sind auf einem guten Weg, alle unsere Ziele zu erreichen", sagte Vorstandschef Christian Sewing (50). Für drohende Kreditausfälle musste das Institut im zweiten Quartal allerdings 761 Millionen Euro zurücklegen, fast fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. "Die Früchte des Umbaus werden mehr und mehr sichtbar", schrieb Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter des Konzerns. "Unsere Entscheidung, die Deutsche Bank auf ihre Stärken zu konzentrieren, zahlt sich aus." Sewing ist zuversichtlich, dass die Gesamterträge in diesem Jahr stabil bleiben. Bisher war er von einem leichten Rückgang ausgegangen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Deutschlands größtes Geldhaus mitgeteilt, es sei damit zu rechnen, "dass die Ergebnisse des zweiten Quartals 2020 die Analystenschätzungen leicht übersteigen werden". Eine Kerngröße für das abgelaufene Quartal nannte die Bank bereits: Die harte Kernkapitalquote (CET1) lag Ende Juni mit 13,3 Prozent einen halben Prozentpunkt höher als Ende März. Die aktuellen Verwerfungen zogen den für Krisenzeiten wichtigen Kapitalpuffer also nicht weiter in Mitleidenschaft. Kunden hätten Kreditlinien, die sie wegen der Pandemie beansprucht hatten, zuletzt stärker zurückgeführt als vermutet, erklärte die Deutsche Bank.
Investmentbanking läuft besser als im Vorjahr
Ausgerechnet im Investmentbanking, das im Zuge der Umstrukturierung deutlich verkleinert wurde, legten die Erträge um 46 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu. Die Bank profitierte wie die US-Häuser von einem florierenden Handel mit Anleihen. Auch der Handel mit Schwellenländer-Anleihen, Währungs- und Zinsprodukten sei besser gelaufen. In der Unternehmensbank legten die Erträge ebenfalls zu, im Privatkundengeschäft gingen sie dagegen zurück. Insgesamt steigerte die Bank ihre Erlöse im vergangenen Quartal um ein Prozent auf 6,29 Milliarden Euro.
Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten in Folge der Corona-Pandemie musste die Deutsche Bank ihre Risikovorsorge im zweiten Quartal um 600 Millionen Euro auf 761 Millionen Euro aufstocken. Damit steht sie im Vergleich zu anderen Instituten aber noch gut da. Die spanische Großbank Santander legte für ausfallgefährdete Kredite 3,1 Milliarden Euro zur Seite.