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Der Primus schlägt zurück

Die neue Internet-Strategie der Deutschen Bank
aus manager magazin 3/2000

Neustart Der Vorstand der Deutschen Bank hat dem Finanzgiganten einen Umbau im Zeichen des Internets verordnet - alle Geschäftsbereiche sind betroffen. Sogar der alte Name wird mit einer neuen Marke aufpoliert. "Global e" soll künftig überall dort neben dem blauen Traditionsschriftzug stehen, wo der Mausklick regiert - und das wird so gut wie überall sein.

Firmenkundengeschäft Dort startet eine "Virtual Corporate Bank". Wo heute noch telefoniert oder Papier ausgetauscht wird, kommuniziert die Bank künftig übers Netz. Die Kunden, verspricht Hermann-Josef Lamberti, der im Vorstand der Deutschen Bank die Internet-Revolution anführt, werden sehr viel individueller und schneller als bisher bedient - und für die Bank sinken die Kosten um mehr als 50 Prozent.

Elektronische Marktplätze Mittels Internet-Plattformen will die Deutsche Bank weltweit zugängliche Märkte schaffen, auf denen Firmen Produkte aller Art miteinander handeln können. Der Software-Riese SAP sorgt für ein reibungsloses Schnittstellenmanagement.

Praktisch für die Kundschaft, womöglich eine Goldgrube für die Deutsche Bank. Als Betreiber des Marktplatzes wi- ckelt sie alle mit dem Handel verbundenen Geldtransaktionen ab. "Das erschließt uns Millionen neuer Kunden", frohlockt Lamberti.

Privatkunden Auch hier bricht das Geldhaus mit heiligen Traditionen. Im Herbst dieses Jahres wird ein "Personal Financial Portal" im Internet eröffnet, auf dem Kunden erstmals nicht mehr nur hauseigene Produkte, sondern auch Konkurrenzangebote erwerben können. Internet-Suchmaschinen werden je nach Wunsch die besten Investmentfonds oder die billigsten Girokonten vermitteln, ohne Rücksicht auf Eigenprodukte.

Open Finance Das neue Modell mu- tet großzügig an, ist aber nüchtern kalkuliert. Mit dem offenen Vertrieb hausfremder Angebote werben Internet-Neulinge wie First-e um Kunden. Denen macht die Deutsche Bank nun ihren Wettbewerbsvorteil streitig - Ertragseinbußen muss das Geldhaus deswegen nicht befürchten, künftig kassiert es satte Vertriebsprovisionen.

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