Auflage für Milliardenzukauf
Delivery Hero legt sich mit Südkorea an
Dax-Konzern Delivery Hero geht auf Konfrontation mit Südkoreas Kartellwächtern. Die verlangen den Verkauf des eigenen Geschäfts als Auflage für den Milliardendeal mit Woowa - für die Berliner inakzeptabel.
Auf Konfrontationskurs: Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg
Foto: Michael Sohn / AP
Der Essenslieferdienst Delivery Hero stößt bei der milliardenschweren Übernahme des größten südkoreanischen Essenslieferanten Woowa Brothers auf Widerstand der Wettbewerbshüter. Der Berliner Konzern will die von den Kartellwächtern geforderte Veräußerung der Südkorea-Tochter Yogiyo nicht akzeptieren, wie Vorstandschef Niklas Östberg (40) am Freitag in einer Telefonkonferenz sagte. "Wir sehen das nicht als eine gute Lösung an."
Die Behörden hatten die Trennung von der Tochter zur Bedingung für die Genehmigung des Gemeinschaftsunternehmens mit Woowa gemacht. Der Konzern habe die Möglichkeit, alternative Vorschläge zu machen, um die Bedenken der Wettbewerbshüter auszuräumen, sagte Östberg. "Die Verhandlungen beginnen jetzt." Der Übernahmeprozess könne sich dadurch um ein bis drei Monate verzögern. "Es könnte sein, dass die Entscheidung nicht mehr dieses Jahr fällt."
Südkorea ist wegen der hohen Bevölkerungsdichte und der steigenden Zahl an Singlehaushalten der viertgrößte Markt der Welt für Essenslieferdienste - und das Marktvolumen wächst schnell. Im Dezember 2019 hatte Delivery Hero die Übernahme des Marktführers Woowa für vier Milliarden Dollar angekündigt.
Delivery Hero ist in Südkorea mit seiner App Yogiyo die Nummer zwei in dem Markt. Die Tochter erwirtschafte zwar weniger als 10 Prozent des aktuellen Umsatzes von Delivery Hero, sie wachse aber und sei hochprofitabel, begründete Östberg das Festhalten an der Tochter.
Niklas Östberg weist Insiderhandel von sich
Östberg betonte, dass sein Verkauf vonDelivery-Hero-Aktien am 6. November in keinem Zusammenhang mit den Forderungen der Kartellwächter stand. Zu diesem Zeitpunkt habe er keinerlei Kenntnis von deren Anliegen gehabt. "Wir waren sehr überrascht von den Empfehlungen", sagte er. Er habe vielmehr den Kursanstieg der Aktienmärkte nach den US-Präsidentschaftswahlen genutzt, um Kasse zu machen. Wie aus einer Pflichtmitteilung an die Börse hervorgeht, hatte Östberg am 6. November für gut sieben Millionen Euro zum Preis von je 111,09 Euro verkauft.
Der Widerstand der südkoreanischen Kartellbehörden gegen den von den Anlegern in der Vergangenheit gefeierten Milliardendeal schickte die Delivery-Hero-Aktie am Freitag auf Talfahrt. Mit einem Minus von 9 Prozent auf 96,40 Euro war sie am Mittag größter Verlierer im Leitindex Dax.